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„Wir sind anders!“

Jede Zeit hat seine Rebellen. Junge Leute, die nicht angepasst sein wollen, die sich abheben wollen von der breiten Masse, sei es politisch, gesellschaftlich, kulturell oder einfach auch nur modisch. Sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik Deutschland waren jede Menge verschiedener Jugendkulturen aktiv, die sich gegen das Alte auflehnten. Und obwohl die beiden Länder regelrecht voneinander abgeriegelt wurden - so unterschiedlich waren ihre Rebellen nicht.

24. October 2015 - 13:10
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009

Halbstarke // 50er

Provokant lehnt der Halbstarke an der Straßenecke, die Zigarette lässig im Mund, die Haartolle hochgekämmt, die Lederjacke offen. Hauptsache amerikanisch: Aus den Konzerthallen dröhnt Rock 'n'Roll, im Kino läuft James Dean. In Banden ziehen die Halbstarken mit Mopeds um die Häuser, fast täglich berichten die Zeitungen Mitte der 50er Jahre űber Krawalle in Kinosälen und Konzerthäusern. Mädchen tauschen ihre strengen Zöpfe gegen wippende Pferdeschwänze.

Beatjugend/Gammler // 60er

Als die Rolling Stones 1965 in der Berliner Waldbűhne spielen, verwüsten Jugendliche die Spielstätte. Die Stones, die Beatles und andere Rockmusiker sind die Idole der Beatjugendlichen, die ihren Stars mit Jeanshosen und amerikanisc hen Parkas nacheifern. Langhaarige Beatjugendliche werden Gammler genannt, die, statt zur Arbeit zu gehen, sich zum Nichts-tun treffen. "Der Spiegel " nennt die Gammler abwertend ”verwahrlost“, ”schmuddelig“ und ”trinkfest“.

Wie es sich als Jugendlicher in der DDR und der BRD gelebt hat, lest ihr hier.
Hippies // 1960/70er

”Make Love not War“ ist eines der Mottos der Hippies in den 1960ern. In gebatikten
Shirts, Schlaghosen und langen Haaren sprechen sie sich fűr freie Liebe aus und
experimentieren zur Musik von Janis Joplin und Jefferson Airplane mit Drogen. Ihre Ideen von einer antibűrgerlichen, pazifistischen Lebensform kommen aus San Francisco. Ihre Symbole sind Blumen und das Peace-Zeichen. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Bewegung kritisch beäugt. Mit dem Woodstock-Festival wird aus der Rand- eine Massenbewegung.

Blueser // 1970er

In Levis-Jeans, Uniformjac ken und Jesuslatschen reisen die Blueser (auch Tramper oder Kunden genannt) in der DDR ihren Lieblingsbands hinterher, tanzen auf allen Festen und
Partys. Ihre langen Haare wippen zur Musik von Engerling, Freygang oder Monokel. Ihre Ideale entsprechen denen der amerikanischen Hippiebewegung. Sie feiern zu The Doors,
Jimi Hendrix und Bob Dylan. Fern von Bevormundung wollen sie so ihrem Alltag entfliehen.

Wie waren eigentlich die beiden deutschen Staaten?
Wir stellen sie euch hier vor!
Gruftis // 1980er

Ihr Erscheinungsbild mit Kreuzen und Totenköpfen bringt ihnen den Namen ”Gruftis“ ein. Sie wollen in den 1980er Jahren in der DDR ”gegen Gleichförmigkeit “ und den Staat protestieren. Durch ihre dűsteren Outfits mit Ketten, schwarz geschminkten Augen und toupierten Haaren provozieren sie in der DDR gegen den ”sozialistischen Einheitsbrei“. Ihre politische Haltung macht sie zu Spitzel-Objekten der Stasi. Den Soundtrack ihrer Bewegungen liefern Bands wie The Cure.

Popper // 1980er

Sie fahren auf ihrer Vespa vor, die Haartolle sitzt genauso akkurat wie die Karottenjeans. Die Haltung der Popper ist apolitisch, stattdessen wenden sie sich dem Konsum von Markenartikeln und internationalen Zigaretten zu. Inspiration liefert der Dresscode amerikanischer Elite-Unis. Ihr Imponiergehabe, oftmals finanziert von den reichen Eltern, soll sie von der Generation der Altachtundsechziger abgrenzen und macht sie zu Feinden der Punks und Rock 'n' Roller.

Und wie kam es zur Wiedervereinigung?
Punks // 80er Jahre

Sie nennen sich Wutanfall oder Virus X und machen Musik gegen das System. Punkbands spielen Anfang der 1980er Jahre in Ost und West illegale Konzerte, besetzen Häuser, grűnden Kommunen, Nachtcafés, Galerien. Hauptsache anders und gegen den Staat. Gerade in der DDR nehmen sich Punks viele Freiheiten heraus, sodass die Stasi auf die Szene aufmerksam wird. Es folgen Verbote und viele Punks in der DDR műssen zur Armee, ins Gefängnis und stellen einen Ausreiseantrag.

Radikalisierung
Rechtsextremismus war im Osten wie im Westen Realität. Skinheads und Hooligans gab es auf beiden Seiten. Sie alle warben um die Jugend. In der DDR wurden rechtsextreme und ausländerfeindliche Straftaten allerdings geheim gehalten – offiziell waren alle Bürger gegen rechts. Kurz nach der Wende gab es Brandanschläge gegen Flüchtlingsheime und Angriffe auf Ausländer in Ost wie West. Der Ausdruck vom „hässlichen Deutschen“ machte die Runde. Die Bilder der brennenden Häuser wurden zum erschreckenden Gegenbild des Freudentaumels auf der Berliner Mauer.

Heute sind es nicht allein rechtsextreme Gruppen, die junge Menschen versuchen über Musik, Filme, Mode und Sport für ihre Ideologien zu gewinnen. Auch die Linksextremen und Salafisten tun dies – und werden immer aggressiver. Im Internet inszenieren sie sich wie Stars, zum Teil sind sie aber auch auf Schulhöfen unterwegs.

Das SPIESSER-Spezial entstand in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung. Mehr zur KAS findet ihr hier.

 

 

 

 

 

Bilder: SPIESSER GmbH

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