Als ich an meinem ersten Tag in Buenos Aires ankam, fehlte mir jegliches Sicherheitsgefühl. Ich fühlte mich nicht selten verloren und begegnete Situationen, die viel Geduld und Mut erforderten, um sie zu meistern.
Was, wenn ein Waldbrand oder eine Jahrhundertflut das ganze Land in Ausnahmezustand versetzen und deine Weiterreise unmöglich erscheint? Wenn deine Kreditkarte abhandengekommen ist und du ohne Geld dastehst? Du zweifelst nicht selten, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, diesen Schritt in die ferne Welt zu wagen. Später stellst du fest, dass du an jeder Herausforderung gewachsen bist. Und dass du alles richtig gemacht hat.
GRUND DER REISE: obligatorische Reise vor dem Studium
DAUER: 5 Monate
DAS HABE ICH GELERNT: Abfahrtszeiten für den öffentlichen Nahverkehr in Südamerika existieren nicht.
Menschen, die man auf der Reise trifft und die einen begeistern, haben meine Reise zu dem gemacht, warum ich mich dafür überhaupt entschieden habe. Zwei Monate war ich schon in Südamerika, da traf ich einen weiteren Reisenden aus dem Süden Deutschlands in Valparaiso, der größten Hafenstadt Chiles. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass wir den größten Teil unserer Reise zusammen verbringen werden. Heute bin ich froh, ihn einen sehr guten Freund nennen zu dürfen. Zusammen ließen wir uns von der unvergleichlichen Schönheit der Natur Südamerikas den Atem verschlagen.
Gigantische Berge, geziert von bezaubernden Wäldern, die sich emporheben zwischen dynamischen und lebendigen Flüssen. Reist man einige Stunden weiter, begegnen einem die paradisischsten Strände. Dahinter eine unendlich scheinende Wüste mit einer kleinen Stadt und einer Oase, die alles am Leben erhält. Auch die kulturelle Vielfalt, die uns entgegenschlug, ließ viele Einblicke zu und brachte mir bei, das Leben mehr zu zelebrieren. In Chile vereint Musik die Menschen und bringt sie zusammen auf die Straßen. Und dann musiziert und singt man, als gäbe es kein Morgen. Warum? Weil es möglich ist. Weil man lebt.
Eine meiner schönsten Nächte hatte ich auf den Straßen in Valparaiso mit drei Straßenmusikanten aus Mendoza, die ich auf dem Hauptplatz traf. Die Begegnung endete mit einem Orchester und einer Vielzahl an euphorischen Sängern, die bis in die späten Morgenstunden ihre schönsten traditionellen Lieder zum Besten gaben. Nicht zuletzt lernst du Dinge in deiner Heimat zu schätzen. Ein Spruch zierte die Wohnzimmerwand meines Hostels: “When you travel, you not only gain another perspective of the world, you gain another perspective from your home.” Dinge, die dir in deiner Heimat als dahingegeben erscheinen, sind eigentlich wertvolle Einzelheiten, die du erst aus der Ferne richtig zu schätzen lernst. Schlussendlich: Eine Reise macht sprachlos. Sie lässt dich sprachlos werden zu Beginn und verwandelt dich in einen Gesichtenerzähler. Ich habe so unglaublich viele Dinge erleben und lernen dürfen. Und nichts auf dieser Welt erscheint mir heute so unbezahlbar.
Text und Fotos: Daniel Korenev
Teaserbild: Lena Schulze