In Schwäbisch Gmünd stellt Weleda ökologische Naturkosmetik und über 1.000 verschiedene Arzneimittel her. CEO Ralph Heinisch sprach bei Schokocroissant und grünem Tee mit SPIESSER-Autorin Anita über Rosenblüten, Campingplätze und fairen Handel.
Superstars wie Adele und Claudia Schiffer schwören auf Weleda-Produkte. Was ist das besondere an den Produkten?
Weleda Produkte sind ein Gesamtkunstwerk. Jeder, der ein Weleda Produkt kauft, kauft gleichzeitig ein Stück sozialen Beitrag. Wir beschaffen unsere hochwertigen Rohstoffe weltweit, sofern wir nicht in der Lage sind, sie unter den hiesigen klimatischen Bedingungen selbst anzubauen. Das ätherische Rosenöl kommt beispielsweise aus der Türkei. Dort organisieren wir mit Kleinbauern die Pflanzenzucht und bieten ihnen so Arbeit. Und das auf einer sozialen, ethisch sauberen Grundlage. Unser Handel entspricht den höchsten Standards, ist fair und ökologisch.
Als Chef eines nachhaltigen Unternehmens: Wie nachhaltig sind Sie selbst?
Ich würde es als eine gesunde Nachhaltigkeit bezeichnen. Für mich ist Nachhaltigkeit in erster Linie eine Haltungs- und keine Verhaltensfrage. Dazu gehört auch der Respekt vor Menschen und der Natur. Das deckt sich mit der Ausrichtung von Weleda. Unser Claim heißt „Im Einklang mit Mensch und Natur“ und das versuchen wir täglich umzusetzen.
Nachhaltigkeit bedeutet für mich auch Langlebigkeit. Wenn ich mir Schuhe oder Kleidung kaufe, achte ich darauf, dass ich sie möglichst lange trage. Aber ich bin auch pragmatisch. Die Hälfte der Woche bin ich in Arlesheim bei Basel. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu pendeln, wäre zu zeitaufwendig, deswegen benutze ich das Auto. Auch damit ich noch Zeit für meine Familie habe.
Grünen Tee statt Kaffee gibt bei Weleda Ceo Ralph Heinisch.
Wie setzt Weleda das Thema Nachhaltigkeit um?
Für Weleda stehen seit der Gründung 1921 die Aspekte Gesundheit von Mensch und Natur im Mittelpunkt. Weleda war schon nachhaltig, als es den Begriff noch gar nicht gab. Unsere Produkte entsprechen beispielsweise den strengsten Ökostandards.
Das Unternehmen schrieb 2011 rote Zahlen und machte Millionenverluste. Dann sind Sie gekommen und mit Ihnen die Gewinne. Was haben Sie gemacht?
Nicht so viel. Die Ideen sind die gleichen geblieben. Es gab ein Ungleichgewicht zwischen Erträgen und Kosten. Wir haben lediglich gezeigt, dass ein Unternehmen sozial, ökologisch und ökonomisch ausgeglichen sein muss. Weleda profitiert heute von seinem Image: Die Kunden können sich sicher sein, dass das Weleda-Produkt wirklich das bietet, was drauf steht.
Sie haben in einem Interview verraten, dass Sie die ersten Wochen bei Weleda in einem Wohnwagen auf einem Campingplatz verbracht haben. Warum?
Das hat viel mit meiner Beziehung zur Natur zu tun. Es ist für mich ein anderes Naturerlebnis, als im Haus zu leben. Außerdem hat es noch einen sozialen Aspekt. Auf dem Campingplatz gibt es keine Hierarchie, da bin ich für meinen Nachbarn der Ralph. Die wenigsten wissen, was ich beruflich mache. Für mich ist das eine Oase der Erholung.
Ralph Heinisch
Ralph Heinisch wurde 1955 geboren. Nach seiner Ausbildung zum Diplom-Kaufmann spezialisierte er sich auf die Restrukturierung und den Aufbau von Unternehmen. Neun Jahre arbeitete er bei einer internationalen Wirtschaftsprüfergesellschaft. Zwei Jahre lang leitete er das Paracelsus-Krankenhaus in Bad Liebenzell und war danach Interimsvorstand bei dem deutschen Kunststoff-Unternehmen FRANK plastic AG. Seit dem 1. April 2012 ist der Unternehmensberater CEO der Weleda Gruppe.
Etwa 1.000 Menschen arbeiten hier in Schwäbisch Gmünd. Was muss man mitbringen, wenn man hier arbeiten will?
Ich glaube, dass der Erfolg eines werteorientierten Unternehmens wie Weleda, stark davon abhängt, die passenden Menschen zusammenzubringen. Es braucht eine möglichst große Schnittmenge an Werten. Deswegen ist Recruiting für mich der Erfolgsfaktor schlechthin.
Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die in dieser Branche Fuß fassen möchten?
Man muss die Natur als etwas Kostbares ansehen, mit dem man sehr sorgfältig umgehen muss, wenn man die Zukunft des Unternehmens und nachfolgender Generationen nicht gefährden will. Sucht euch das Unternehmen aus, von dem ihr glaubt, dass es zu euch passt. Schaut genau hin, informiert euch umfassend und stellt kritische Fragen.
Und wie sieht die Zukunft von Weleda aus?
Man kennt die Marke Weleda in Deutschland und der Schweiz sehr gut, in vielen Länder noch gar nicht. Wir sind dabei, die Internationalisierung unserer Produkte vorzubereiten. Damit sind wir in den nächsten Jahren so beschäftigt, dass uns die Arbeit nicht ausgehen wird.
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