Da die neuesten Erlebnisse ja sofort auf Snapchat oder Instagram geteilt werden – Plattformen, die ich täglich nutze – komme ich gar nicht drum herum, selbst wenn ich wöllte. Und wenn ich dann sehe, wie irgendjemand an dem Abend mit seinen Freunden abhängt oder unterwegs ist (was meist viel besser ist als alleine oder „nur“ mit der Familie zu sein), während ich nur zu Hause rumhocke, bekomme ich sofort ein schlechtes Gewissen. Wieso habe ich nicht auch irgendwas „Richtiges“ gemacht, wie so viele andere anscheinend auch?
Beim nächsten Wochenende vorm Fernseher geistert mir genau dieser Gedanke im Hinterkopf herum, verbunden mit so einer fiesen Stimme, die mir sagt: „Hey, du könntest jetzt eigentlich dies machen und dort sein, du Opfer, wieso hängst du hier rum?“ Dieses lästige Gefühl, welches mich immer beim Nichtstun verfolgt, werde ich einfach nicht los. Und dabei vergesse ich, dass ich doch eigentlich abschalten wollte, anstatt mich ständig vor mir selbst rechtfertigen zu müssen, weil ich halt mal „nur“ rumhänge.
Doch was ich dabei immer vergesse, mir aber öfter vor Augen halten sollte: Ich sehe auf Sozialen Netzwerken nur die interessanten Momente aus dem Leben einer Person. Letztendlich poste auch ich nur, wenn in meinem Leben etwas Außergewöhnliches passiert. Denn beim Nichtstun kann ich anderen weder irgendwas zeigen noch beweisen. Da wird nun mal nichts geteilt. Warum sollte ich auch? Ich will doch schließlich „entspannen“!
Text: Emily Meise
Teaserbild: Lena Schulze