Ich bat meinen Opa, ein Bild von mir und meinem Freund mit einer billigen, quietschblauen Sofortbildkamera zu machen. Er zückte bejahend sein neues Iphone und war ein wenig enttäuscht als ich ihm dann stattdessen das blaue Plastik-Kamera-Monster in die Hand drückte. Verwundert suchte er nach einem Display. „Wo seh ich euch denn hier?“, fragte er irritiert. Als ich ihm das winzig kleine Sehfenster über der Kunststofflinse zeigte, schüttelte er nur erstaunt den Kopf. Ich konnte seine Gedanken förmlich hören: „Die Jugend von heute …“
Nichtsdestotrotz: das Bild entstand. Und mit ihm weitere Verwirrungen auf Seiten Großvaters: „Wo kann man sich das Bild denn jetzt ansehen?“. Opa war es gewohnt, dass jedes Foto, das er mit seinem Iphone macht, direkt auf seinem Ipad und MacBook landet. Auf die Erklärung hin, dass wir die Kamera erst an ihren Herkunftsort – den Drogeriemarkt – bringen müssten, um dann die entwickelten Fotografien abholen zu können, war er völlig entgeistert. Sicher fragte er sich, warum man es sich freiwillig so schwer macht.
Und da ist der Punkt. Wir genießen es, exakt 25 Bilder zu machen anstatt 1000 pro Urlaub und dass es etwas Besonderes ist, sie dann entwickelt in den Händen zu halten. Meine Generation wendet sich immer mehr ab von moderner Technik, während die ältere sie für sich entdeckt hat: Während meine Oma mir jetzt auf WhatsApp schreibt, schreibe ich meinen Freundinnen wieder Postkarten.
Ich glaube es liegt daran, dass wir entdecken, was für unsere Großeltern ganz normal ist: dass eine Umarmung meist besser ist als ein Anstupser und ein handgeschriebener Liebesbrief romantischer als jeder Emoji. Klar, findet’s Opa cool, wenn ich ihm Fotos auf sein Iphone schicke, aber noch mehr freut er sich, wenn ich ihn besuche.
Text: Alina Sonnefeld
Teaserbild: Lena Schulze