Vertretungsstunde

Algen? Supergeil!

Mit Sonnenbrille, Nagellack und dem berühmten Rauschebart betritt Friedrich Liechtenstein, besser bekannt als Mister „Supergeil“ aus der gelb-blauen Supermarkt-Werbung, die 10. Klasse des Berliner Gymnasiums im Bezirk Lichtenberg. Und er hat eine Mission: Er will die Jugend für seine geheime, grüne, glitschige Leidenschaft begeistern – Algen!

18. April 2015 - 09:45
SPIESSER-AutorIn Leonard Kehnscherper.
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Leonard Kehnscherper Offline
Beigetreten: 14.11.2013


Algriger Lehrer nur stilecht mit Sonnenbrille.

Friedrich Liechtenstein: Hallo ... oder guten Morgen! Klasse murmelt: „Guten Morgen“. Seid ihr gut drauf? Einige nicken schmunzelnd. Ihr wisst es zwar schon, aber ich sag’s euch nochmal: Ich bin Entertainer und kein Lehrer, aber ich will euch trotzdem etwas beibringen. Los geht’s: die fantastische Welt der Algen. Klasse schmunzelt. Wenn es ein Quartett des Lebens gibt, so wie es Auto-Quartettspiele gibt, ist die Algenkarte die mächtigste. Die Algen waren am Anfang unserer Welt und haben sie bei ihrer Entwicklung immer begleitet. Es gibt Algenblüten-Explosionen, die man vom Weltall aus sehen kann. Es gibt Algen, die in unterseeischen Wäldern jeden Tag 80 Zentimeter wachsen. Es gibt Algen, die sich klonen und deshalb quasi unsterblich sind. Es gibt alles in der Welt der Algen. Ich rede zu viel, oder? Klasse schmunzelt und nickt. Ihr könnt ja mal irgendein abstraktes Thema sagen und ich erkläre euch, was das mit Algen zu tun hat!

Friedrich Liechtenstein

wurde als Hans-Holger Friedrich in Eisenhüttenstadt in der DDR geboren. In den 80er Jahren studierte er an der berühmten Berliner Ernst-Busch-Schauspielschule und begann, als Regisseur und Künstler zu arbeiten. 2013 landete der mittlerweile 59-jährige Entertainer mit dem YouTube-Clip „Supergeil“ einen millionenfach
geklickten Internet-Hit. „Supergeil“ performte er 2014 auch in einer Werbung für die Supermarkt-Kette Edeka, durch die er eine breite Bekanntheit erlangte.

Marius: Autos.

Friedrich Liechtenstein: Da gibt es zum Beispiel Felgenbauer, die sich von der Kieselalge abgeguckt haben, wie eine Felge gebaut werden muss. Damit sie stabil ist und trotzdem ganz, ganz wenig Material verbraucht. Marius grinst erstaunt.

Anh: Mode.

Friedrich Liechtenstein: Stichwort Algenfasern. Das Gute an denen ist, dass sich die Mineralität, also die ganzen Wirkstoffe in dieser Alge, während des Tragens auf die Haut übertragen. Wenn Pferde zum Beispiel eine Hautkrankheit haben, bekommen sie Decken aus Algenfasern. Es gibt auch Modemarken, die sich auf ein bestimmtes Algengrün spezialisiert haben, weil‘s‚ ’ne schicke Farbe ist. Und es gibt auch Fotomodels, die sich mit Algen am Strand ablichten lassen. Damit sie ein bisschen aussehen wie Meerjungfrauen. Fashion und Algen passen also sehr gut zusammen. Nächstes Stichwort!

Daria: Schminke.

Friedrich Liechtenstein: Die teuerste Creme der Welt „La Mer“ besteht aus Algen. Das hat so ein Typ entdeckt, der einen Brandunfall hatte. Der hat dann sein ganzes Geld investiert und eine Hautcreme aus Algen gemacht, die sehr gut, aber auch sehr teuer ist. Es gibt auch viele andere preiswerte Produkte, die mit Algen zu tun haben, wie Haarwaschmittel.

Marius: Fußball. Klasse lacht laut.

Friedrich Liechtenstein: Oh, das ist schwer. Ich muss ja zugeben, dass ich mich überhaupt nicht für Fußball interessiere. Die Klasse einstimmig: Ooooh.

Friedrich Liechtenstein: lacht Ja, ich weiß. Ich könnte viel mehr erreichen, wenn ich mich für Fußball interessieren würde. Na ja, erst mal sind Algen für die Fitness der Spieler wichtig, zum Beispiel essen sie die nährstoffhaltigen Spirulina-Algen. Wahrscheinlich besteht die Sportlerkleidung zum Teil auch aus Algen. Aber mehr kann ich dazu erst mal nicht sagen. 1:0 für dich!

Algen sind ein Riesenthema! Und wenn ihr dann eines Tages mit der komischen Schule fertig seid und studiert, dann könnt ihr Algenforscher werden. Ein Traumberuf! Dann kauft ihr euch ’nen Bikini, lauft an den Stränden hin und her, fahrt mit dem Motorboot raus und guckt euch die Algenfarben an. Dann fahrt ihr wieder nach Hause, macht‚ ’ne kleine Untersuchung, habt so ein schönes Häuschen am Strand – und rettet die Welt. Klasse grinst.


Die Mädels sind hin und weg.

Daria: Warum sind Sie so fasziniert von Algen?

Friedrich Liechtenstein: Das ging in meiner Kindheit in der DDR los. Da hatte ich mein eigenes Algen-Aquarium, in dem sich die Algen sehr schnell vermehrt haben. Da konnte ich dann einfach eine Alge rausziehen, in Zeitungspapier packen und in ein Fachgeschäft bringen. Dafür gab es damals 60 Pfennig. Ich war also ein glücklicher Geschäftsmann! Außerdem will ich dafür kämpfen, dass die Alge ein besseres Image bekommt. Wenn man in Asien Algen erwähnt, sagen die Leute sofort: „Hmm, lecker Salat.“ In Deutschland sagen die Leute: „Oh verdammt, ich muss den Pool und das Aquarium saubermachen.“

Daria: Wollten Sie eigentlich freiwillig eine Vertretungsstunde geben? Klasse lacht.

Friedrich Liechtenstein: Ja, auf jeden Fall! Aber ich habe gerade gemerkt, wie schwer das ist. Schmunzelt. Ich hatte einen guten Lehrer in meiner Schulzeit und der hat für mich schon gereicht, um den Spaß am Leben nicht zu verlieren. Deshalb wollte ich auch mal kurz Unterricht geben, um euch ein bisschen was von meiner Lebenslust weiterzuvermitteln. Deshalb Leute, reißt euch nochmal zusammen und denkt drüber nach, was ihr mal machen wollt: „Irgendwas mit Algen!“

Fazit aus der Klasse:

Thanh Hieu, 17

Also ich fand die Stunde ganz lehrreich. Wir haben viel über Algen gelernt – wie vielfältig die Pflanze eigentlich ist! Leider ist unsere Klasse etwas schüchtern, sonst hätten wir uns noch mehr eingebracht.

Note: 2

 

 

Christopher, 16

Also ich fand die Stunde sehr aufschlussreich und auch lustig. Aber Herr Liechtenstein hätte uns Schüler noch etwas mehr mit einbeziehen können.

Note: 2

 

 

Daria, 16

Herr Liechtenstein hat alles sehr detailliert erklärt. Das Thema war zwar nicht so meins, aber ich fand‘s trotzdem interessant. Man hat aber auch ein bisschen gemerkt, dass Herr Liechtenstein kein echter Lehrer ist.

Note: 2
 

 

Text: Leonard Kehnscherper
Video: Jan Rödger
Fotos:
Torsten Roman

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