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Weltreise nach Berlin

Auf dem Weg zum Tourismuskaufmann: SPIESSER-Autor Gustav hat sich einen Tag lang bei der „World of TUI“ in Berlin umgesehen und fragt: Hat die Reisebürobranche überhaupt eine Zukunft?

01. October 2012 - 12:12
SPIESSER-Autor Gustav.
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Gustav Offline
Beigetreten: 26.04.2009

Das Gegurgel der Kaffeemaschine höre ich bis draußen. Ich bin hier in einer Reisebüro-„Chillout-Lounge“ gelandet, ausgestattet mit Kaffeebar, hochmoderner Technik und fettem Bildschirm über den Schreibtischen. Das ist kein normales Reisebüro. Willkommen in der „World of TUI“ in Berlin – Palast und Arbeitsplatz zugleich.

An der Tür zum Berliner Reisebüro empfängt mich Clarence Heinze. Er studiert BWL mit dem Schwerpunkt auf Hotel- und Tourismusmanagement im 5. Semester und absolviert in der „World of TUI“ ein studienbegleitendes Praktikum. Dieser Werdegang ist für einen Reisebüromitarbeiter ungewöhnlich, aber möglich. Die meisten lassen sich in der Branche nämlich zu Tourismuskaufleuten ausbilden. Clarence führt mich durch sein Großraumbüro.


An der Kaffee-Bar treffe ich Clarence auf einen Milchkaffee.
Ein Tag im Reisebüro

Was ihn mit Tourismuskaufleuten eint, ist der abwechslungsreiche Tagesablauf. Ein bisschen Routine ist zwar drin: Morgens checkt er seine E-Mails, leitet eingegangene Kundenwünsche an Hotels weiter und verschickt Briefe mit Reiseunterlagen. Natürlich führt er auch Kundengespräche, denn darum kümmern sich Tourismuskaufleute am meisten.

Es stehen auch kostenfreie Inforeisen an. „Das ist kein Strandurlaub, kein Füße-Hochlegen“, sagt Clarence, „sondern ein straffer Zeitraum, in dem ich ein Hotel nach dem nächsten kennenlernen und ausprobieren, Land und Leuten näher kommen und Insidertipps sammeln kann. So kann ich meinen Kunden ein viel besseres Bild von ihrem Urlaubsziel vermitteln.“ Solche Inforeisen seien ein Mehrwert bei der Arbeit als Tourismuskaufmann.

Das Reisen hat Clarence schon immer beschäftigt. Seine Mutter kommt von den Philippinen, daher spricht er Tagalog, die dortige Sprache. Außerdem kann er Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch. „Am besten lerne ich eine Sprache indem ich sie spreche. So tauche ich viel mehr in die jeweilige Kultur ein. Wichtig für Berufe in der Tourismusbranche ist aber Englisch, aber weitere Fremdsprachenkenntnisse sind auch nicht schlecht.“

Klick zum Traumjob

Ihr sucht einen Ausbildungsplatz im Tourismus? Das Portal Tourismus-Azubi.de als Teil der Ausbildungsoffensive des Deutschen Reiseverbandes hilft euch, per Klick zu eurem Traumjob zu gelangen. Ihr seid noch unschlüssig? Dann macht doch erstmal ein Praktikum. Probierts gleich aus!

Mit Reisen beschäftigt sich auch seine Chefin gern, Beate Arnold, Geschäftsführerin der „World of TUI“. In der gemütlichen Sessellounge spreche ich mit ihr darüber, ob es überhaupt einen Sinn hat, sich heute noch zum Tourismuskaufmann ausbilden zu lassen.

Warum gehen Menschen in ein Reisebüro, wenn sie in Preisvergleichmaschinen im Internet die billigsten Flüge selbst zusammenbasteln können – zu jeder erdenklichen Uhrzeit? „Dazu“, sagt Beate Arnold, „muss man sich die Bedürfnisse der Kunden anschauen. Manch einer möchte wirklich nur einen Flug buchen oder schnell ein beliebiges Hotel finden. Der findet sein Glück im Internet. Wer aber wirklich eine Reise plant, schätzt persönliche Erfahrungen.“ Zudem benötigen Unternehmen für ihre Dienstreisen echte Reiseprofis.

Die Kunden, die mit Emotion statt mit Sparzwang buchen möchten, werden nicht sterben, sagt sie. Knapp 130 Milliarden Euro haben die deutschen Touristen 2010 für ihre Urlaubsreisen hingeblättert. Über 95 Prozent ihrer Reisen sind von Reisebüros angeboten und zusammengestellt worden. TUI ist dabei Deutschlands größter Reiseveranstalter, was den Umsatz und die Zahl der Reiseteilnehmer betrifft. Dass der Umsatz seit 2003 steigt, kann als weiteres Argument für die Sicherheit der Branche gesehen werden. Hinzu kommen 154 Millionen Geschäftsreisen in 2010, die für 6,7 Milliarden Euro Umsatz im Reisebüro geführt haben.

Die Zukunft der Branche

Clarence hat sein Glück erstmal in der „World of TUI“ gefunden. Die Wohnzimmer-Atmosphäre schätzen hier alle – Kunden wie Mitarbeiter. „Unser Büro ist quasi das Flaggschiff für TUI in Berlin. Das ist wichtig für die Kunden und gut für uns.“ Nach dem Studium plant Clarence aber erst mal einen Auslandsaufenthalt. „Vielleicht mache ich mich danach selbständig, vielleicht tu ich mich mit anderen zusammen, vielleicht arbeite ich allein. Es gibt in der Branche viele Entfaltungsmöglichkeiten.“ Das Reisen wird ihm jedenfalls nicht vergehen.

Sich den ganzen Tag lang mit Urlaub zu beschäftigen und sich in die Ferne zu träumen, hat was. Im letzten Jahr haben 2.156 junge Menschen ihre Ausbildung zum Tourismuskaufmann (oder zur Tourismuskauffrau) begonnen. Insgesamt arbeiten 63.890 Leute in deutschen Reisebüros oder bei Reiseveranstaltern. Mein Einblick zeigt: Es geht ihnen gut, den Tourismuskaufleuten. Wer weiß, wann ich wohl in die „World of TUI“ einziehe?


Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit
mit dem Deutschen Reiseverband.

 

Text: Gustav Beyer
Fotos: Anna Blancke
Foto in der Info-Box: Jörg Kleinschmidt  / pixelio.de

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