Aufgabe war es, darüber zu recherchieren: Was sagt die (evangelische) Kirche zu dem Thema? Wer vertritt eine Gegenposition und wie ist diese? Daneben ist natürlich auch die ethische Frage, wann eigentlich das Leben beginnt, für das Thema essenziell. Wann kann ich sagen: „Ich lebe“?
Die Debatte um den Schwangerschaftsabbruch hat jüngst zu sehr viel Gesprächsbedarf geführt – ich habe mich in den sozialen Medien auch klar positioniert: Ich bin gegen das Verbot von Abtreibungen, gegen die Kriminalisierung und spreche mich für das selbstbestimmte Leben der Frau aus.
„Häufig bekomme ich, wenn ich mich als Feminist ‚oute‘, die Antwort, Männer sollten sich nicht in Angelegenheiten von Frauen einmischen.“
Die Frau soll selbst und frei entscheiden können, was mit ihrem Körper passiert. Falls sie sich für den – sowohl psychisch als auch physisch schmerzhaften – Weg der Abtreibung entscheiden möchte, ist es ihr Recht. Dabei sind wir als Gesellschafft dazu verpflichtet, die Frau in ihrer Entscheidungsfindung nicht allein zu lassen, Informationen über sämtliche Möglichkeiten frei zur Verfügung zu stellen und emotionale Unterstützung anzubieten. Ich bin natürlich nicht der Einzige mit dieser Position. Nach meinem Eintritt in eine Partei, die das Thema „Feminismus“ als junges und gesellschaftliches Thema ansieht, ist mir das auch viel klarer geworden. In den sozialen Medien bekam ich nicht nur Zuspruch zu meiner Positionierung, genauso wie andere Nutzerinnen und Nutzer. Oft wurde ich auf meine feministische und „gutmenschartige“ Position reduziert und eine sachliche und informative Diskussion wurde erst gar nicht angestrebt.
Häufig bekomme ich, wenn ich mich als Feminist „oute“, die Antwort, Männer sollten sich nicht in Angelegenheiten von Frauen einmischen – interessanterweise kommt dieser Satz meistens von Männern. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass es egal ist, welchem Geschlecht man angehört. Feminismus ist die Lösung für ein Problem, das auf die gesamte Gesellschaft zutrifft. Freilich enthält es auch den maskulinen Biss. Dabei ist zum Beispiel Toxic Masculinity ein gutes Schlagwort – es beschreibt eine soziologische Rolle des Mannes, die den Mann als hart, nicht emotional, sexuell aggressiv, etc. bezeichnet. Feminismus als gesellschaftliche Einstellung begreife ich als weit definierten Oberbegriff für den Kampf um mehr Gleichstellung und Gleichberechtigung und gegen solche destruktiven Rollenbilder in der Gesellschaft.
„Feminismus ist die Lösung für ein Problem, welches auf die gesamte Gesellschaft zutrifft.“
Warum ich mich dann als „Feminist“ und nicht etwa als „Egalitarist“ (= soziale Gleichsetzung aller) bezeichne, wollen darauf einige Zeitgenossinnen und Zeitgenossen wissen. Nun, ich denke, dass im Kampf gegen das Patriarchat vor allem die Rolle der Frau gestärkt werden muss.
Die Frage, was mich zum Feministen macht, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Macht mich zum Feministen, dass ich mich für die Gleichstellung der Frau in der Schule, in der Familie, in politischen Debatten ausspreche und dort auch mal den Mund aufmache, wenn ich auf Sexismus treffe? Macht mich zum Feministen, dass ich die genderneutrale Sprache mit dem Gendersternchen verwende, um dem „generischen Maskulinum“ in der Wortwahl zu entfliehen? Macht mich zum Feministen, dass ich zu Demonstrationen für die Selbstbestimmung der Frau gehe? Oder macht es mich schon zum Feministen, dass ich in einer Jugendorganisation einer politischen Partei mit „Feminismus“ als einem Schwerpunkt bin? War ich vielleicht in meiner gesellschaftlichen Einstellung schon immer Feminist?
Das feministische Engagement hat viele Facetten und ich bemühe mich, diese auch so oft wie möglich auszureizen – durch inklusive Sprache, auch im Alltag, durch den Kampf um die Gleichberechtigung, den Kampf gegen Rollenbilder.
Text: Philipp Schröder, verwendet sonst in Texten das Gendersternchen (*), um alle sozialen Geschlechter ausdrücklich einzubeziehen.
Teaserbild: Lena Schulze