Was braucht man, um Profi-E-Sportler zu werden?
Christian Flato: Von vornherein natürlich ’ne Menge Passion und Zeit, um sich mit dem Hobby erstmal zu beschäftigen und es am Ende zu einem Beruf werden zu lassen. Das funktioniert ähnlich wie bei anderen Sportarten.
Wie lange muss man trainieren, um sich Profi nennen zu können?
Es gibt ja diese Faustregel, dass man rund 10.000 Stunden braucht, um eine Fähigkeit zu meistern. Egal, ob es sich um Fußball oder um „Counter Strike” handelt. Viele Spieler spielen ihre Spiele aber schon seit sie rausgekommen sind. Bei „Counter Strike“ zum Beispiel seit 1999. Über die Jahre hinweg entwickelt sich dann dieser Profistatus.
Model: David Schulz
Sie sagen, die Profis sind von Anfang an dabei. Besteht beispielweise für mich überhaupt eine Chance noch da reinzukommen?
Natürlich! Bei Extrembeispielen, wie „Dota 2“ oder eben „Counter Strike“, die schon seit zehn Jahren und mehr auf dem Markt sind, ist es dann aber entsprechend schwerer, sich gegen die erfahrenen Spieler zu behaupten. Nichtsdestotrotz sehen wir heutzutage, dass sich mehr und mehr junge Spieler auch für die weltweit größten Events qualifizieren. Einfach weil da viel Zeit vorhanden ist. Jemand, der hauptberuflich beschäftigt ist, der wird kaum genügend Zeit finden, um diese in eine Profi-Karriere investieren zu können.
Spielen Sie selber?
Ja natürlich! Ich glaube, wenn man in der Branche tätig ist, muss man auch eine gewisse Affinität zu den Spielen mitbringen. Bei der ESL gibt es wohl kaum jemanden, der nicht wenigstens semiprofessionell gespielt hat oder bereits in irgendeiner Form mit Gaming in Berührung gekommen ist.
Es gibt ja jede Menge Spieler, die jeden Tag mehrere Stunden zocken. Was unterscheidet denn das professionelle Spielen von dem Hobbyspielen?
Bei den Profis geht es nicht nur um das Spielen alleine. Ich werde jetzt nicht besser, nur weil ich jeden Tag acht bis zehn Stunden spiele. Es gehört eine Menge an Vorbereitung dazu, auch physische Vorbereitung. Man braucht, wie man so schön sagt, einen gesunden Geist in einem gesunden Körper. Dann muss man natürlich auch die Gegner analysieren. Man schaut sich den Gegner an, wie er spielt, was die Taktiken sind und wie man ihn am besten kontern kann.
Was ist das bekannteste E-Sport-Game?
Die populärsten E-Sport-Games sind „League of Legends“, „Dota 2“ und „Counter Strike“. Das sind die drei Spieletitel, mit denen man aktuell international Stadien füllen kann.
Model: Vanessa Kibbieß
Wie hoch sind die Preisgelder?
Das kommt ganz auf das Event an. Wir rangieren hier von mehreren Hunderttausend bis in die Millionenbeträge. Bei „The International“ gab es im vergangenen Jahr 25 Millionen US-Dollar.
Kann man davon leben?
Ab nationaler Ebene reicht es auf jeden Fall, das hauptberuflich zu machen. Man muss nicht unbedingt gewinnen, um davon leben zu können. Durch Gehälter, Werbung, Sponsorenverträge und zusätzliches Streamen verdient man das meiste.
Werden Ablösesummen für berühmte Spieler gezahlt?
Ja! Unter den Teams werden dann durchaus hohe Ablösesummen für Spieler gezahlt.
Welche Star-Teams gibt es?
Das ist schwierig, wenn man das über alle Spieletitel hinweg sagen will. Beispielsweise bei „Dota 2“ haben wir den „KuroKy“, der auch im vergangenen Jahr das „The International“ gewonnen hat. In deutschen Teams kommt man sicherlich nicht an „Mousesports“ oder „SK-Gaming“ vorbei. Das sind so die großen Nummern, die immer wieder Turniere gewinnen und in der Szene sehr bekannt sind.
Kann man sich als Team einfach so bei ESL-Turnieren eintragen?
Natürlich. Man kann sich ganz normal als Team eintragen. Viele dieser Events haben einen „Open-Qualifier“. Der Weg ist allerdings nicht sonderlich leicht. Für die richtig großen Events haben wir dann gesetzte Teams, die bereits einen sicheren Platz im Turnier haben. Aber durch die öffentlichen Ranglisten hat man durchaus eine Chance mitzumachen. Kommt uns einfach mal bei einem E-Sports-Event besuchen!
Text: Paul Hilliger
Fotos: Christian Schneider