Mit einer Frisbeescheibe hat vermutlich jeder schon mal im Park geworfen, meine Würfe kamen nie dort an, wo sie hinsollten, bewegt hat man sich auch eher mäßig. Heute ist Ultimate Frisbee meine große Leidenschaft, und wenn ich davon erzähle, breitet sich auf den meisten Gesichtern ein eigentümliches Grinsen aus. „Aha, die ist also zu faul für ’nen richtigen Sport und wirft dann eben ’ne Scheibe hin und her“, denkt sich dann wohl mancher.
Ein bisschen Basiswissen
Ich gebe zu, geschichtsträchtig ist der erstmals 1968 in der heutigen Form gespielte Sport nicht gerade. In Deutschland führt er noch ein ziemliches Schattendasein, obwohl wir auch international mitmischen. Nichtsdestotrotz sollte man diesen Sport im Auge behalten, denn er verbindet Elemente aus dem American Football und Basketball, ist actionreich und fordert eine geschickte Kombination aus Lauf, Wurf und Taktik. Außerdem ist er der einzige Mannschaftssport der Welt, der auch bei Weltmeisterschaften ohne Schiedsrichter gespielt wird. Klar, dass das bedeutet: Fairplay und Sportsgeist stehen ganz oben.
Ultimate wird in der Halle, auf einem Fußballfeld oder am Strand gespielt. Draußen stehen sich jeweils sieben Spieler (in der Halle sind es fünf) von zwei Teams gegenüber. Zu Beginn des Spiels und bei jedem neuen Punkt wirft die Mannschaft, die den vorangegangen Punkt erzielt hat, dem gegnerischem Team die Scheibe zu. Ziel ist es, die Scheibe in der gegenüberliegenden Endzone zu fangen. Während die einen versuchen einen Punkt zu erzielen, probiert die verteidigende Mannschaft dies zu verhindern, indem sie einen Turnover forciert, sprich in Scheibenbesitz kommt. Dies geschieht beispielsweise, wenn die Scheibe in der Luft von einem Verteidiger abgefangen wird oder sie den Boden berührt.
Fairness und Sportsgeist
Model: Vanessa Kibbieß
„Ein vorsätzliches Foul gilt als Betrug und als grobe Verletzung des Sportsgeistes. Oft ist ein Spieler in einer Position, in der es eindeutig zum Vorteil ist, einen Verstoß zu begehen, aber dieser Spieler ist moralisch dazu verpflichtet, sich an die Regeln zu halten. Die Integrität von Ultimate hängt von der Verantwortung jedes Spielers ab, den Geist des Spiels aufrecht zu erhalten, und diese Verantwortung sollte nicht leichtfertig genommen werden“, heißt es in dem Regelwerk aus den USA. Natürlich kommt es trotzdem gelegentlich zu Fouls. Der gefoulte Spieler ruft dann einfach „Foul“ und alle Spieler müssen stehen bleiben. Wenn der beteiligte Gegenspieler das Foul anerkennt, behält der gefoulte Spieler die Scheibe, bestreitet sein Gegenspieler ein Foulspiel, geht die Scheibe zum Werfer zurück und das Spiel geht von dort weiter.
Sämtliche Entscheidungen über „drin“ oder „draußen“, Scheibenbesitz und Fouls werden von den Spielern auf dem Spielfeld getroffen. Bei Turnieren bewerten die Teams dann auch gegenseitig, wie fair die anderen gespielt haben, den sogenannten „Spirit of the Game“.
Der Ultimative Spaß
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf packe ich meine Tasche für ein Turnier. Und in diese wandert bei nicht offiziellen Turnieren auch immer ein cooles Partyoutfit. Es spielt sich so auch entspannt im gemischten Team und man feiert die gegnerische Mannschaft für gelungene Spielzüge, selbst wenn das für die eigene Mannschaft die Niederlage bedeutet. Am Ende eines Spiels stehen dann beide Mannschaften zusammen im Kreis, japsen und vermischen Schweiß beim Arme umeinander legen. Es wird gelobt, was gut lief, und konstruktive Kritik angebracht, die Besprechung endet dann meist mit dem Satz: „Wir sehen uns auf der Party!“
Nicht selten stehen am Sonntagmorgen Spieler auf dem Feld, die die letzte Nacht durchgemacht haben. Und es will gesagt sein: einen konditionsmäßig so beanspruchenden Sport unter diesen Bedingungen zu betreiben, ist eine Leistung für sich. Deswegen gibt es neben dem Turniersieg auch immer einen „Spirit Sieger“ (fair gespielt, gute Kommunikation etc.) und einen „Partysieger“ (Wer hat am längsten gefeiert?). Ich liebe das Familiäre an der Community und dass alle an einem fairen Sport Spaß haben. Deswegen werfe ich auch in Zukunft „eine Scheibe hin und her“.
Text: Stephanie Storbeck
Fotos: Christian Schneider