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Wovon lässt du dich im Straßenverkehr ablenken?

Musik, Telefonieren, Nachrichten, oder doch dem Straßenverkehr? Wir haben uns erkundigt, wem ihr eure Aufmerksamkeit schenkt, wenn ihr unterwegs seid.

22. November 2013 - 15:48
SPIESSER-Autorin woundedrhymes.
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woundedrhymes Offline
Beigetreten: 04.06.2012

Hengameh, 21: Smart geht anders

"Mich lenken meine Gedanken
beim Fahrradfahren oft ab. Wenn
ich Stress habe, zum Beispiel.
Einmal hat mich ein Autofahrer
angefahren - wovon der abgelenkt
war, weiß ich nicht."
Richard, 21, Berlin

Es gibt Eigenschaften, die in Kombination miteinander nicht besonders smart sind. Meine Affinität für mein Smartphone und die Liebe zum Radfahren zum Beispiel.

Wenn ich mich nicht gerade nach Stille sehne, dann brauche ich Musik. Und ich brauche sie laut. Vibrierende Kopfhörer, so muss es sein. Morgens brauche ich statt Kaffee tiefe Bässe zum Wachwerden. Habe ich keine Begleitung, die mit mir spricht, ist mein Smartphone meine Begleitung.

Mit 15 wurde ich angefahren. Ich war in meiner Musik versunken und fuhr schlangen linienförmig den schmalen Weg an meiner Schule entlang. Eine hektische Oberstufenschülerin, die im Auto ebenfalls die Lautstärke aufgedreht hatte, ignorierte das Schrittgeschwindigkeitsschild und raste an mir vorbei.

Wir wollen eure Geschichten!

Schreibt einen Artikel, ein Gedicht, einen Songtext oder knipst eine Fotostrecke - ganz egal, hauptsache es dreht sich um brenzlige Geschichten im Straßenverkehr. Eure fertigen Werke könnt ihr hier einreichen:


"Vom Handy auf dem Fahrrad. Ich
wollte einer Laterne ausweichen
und bin dann aber volle Kanne
hingefallen. Trotzdem telefoniere
ich immer noch beim Fahrrad-
fahren." Paula, 22, Unterfranken

Ich muss mich an ihrem Auto verfangen haben, denn es gab ein unangenehmes Ziehen und Knallen. Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich mit meinem Rad auf dem Boden. Die Fahrerin hat nichts mitbekommen – dafür war die Musik zu laut. Mir gings zum Glück gut, nur die Lampe am Rad war zerbrochen.

Fünf Jahre später war es fast wieder so weit. Ich telefonierte auf dem Rad, fuhr über eine leere Kreuzung – hatte aber das Klingeln der Straßenbahn überhört, die  knapp an mir vorbeifuhr.

Das hatte eine Polizistin beobachtet und hielt mich an. Weil Feiertag war, ließ sie mich im Austausch für ein Versprechen weiter fahren: Ich solle nie wieder so unaufmerksam sein.

Daniel, 16: Antworten? Immer!

"Ich höre immer Musik, wenn ich
rumlaufe - und die muss laut
genug aufgedreht sein, um den
Straßenlärm zu übertönen. Da
ich immer noch einen alten
Handyknochen besitze, lass ich
mich zumindest davon nicht
ablenken." Michael, 20, Berlin

Ich laufe die Straße hinunter, die direkt von meiner Schule zur Straßenbahnhaltestelle führt. Mein Smartphone klingelt. Reflexartig ziehe ich es aus der Hosentasche und lese, was mir so geschrieben wurde.

Ein Kumpel fragt mich, ob ich Lust habe, mich mit ihm zu treffen. “Klar!“, denke ich und antworte sofort. Dass ich gerade eine Straßenkreuzung überquere? Egal. Ist mir nicht aufgefallen.

Ein kurzer Blick nach links und rechts, dann starre ich wieder auf mein Smartphone. Nachricht versendet, kurz mal auf die Uhr geschaut, zurück in die Hosentasche damit.

Und schon stehe ich an der Haltestelle.

 

 


"Ich bin auf der Straße immer
aufmerksam. Seit ich ein Mäd-
chen gesehen habe, das von
einem Auto angefahren wurde,
weil sie auf dem Fahrrad telefo-
niert hat, habe ich Angst davor,
dass mir auch so etwas
passiert." Ceren, 21, Berlin

Einmal ist das beinahe schiefgegangen. Als ich die übliche Kreuzung überqueren wollte, kam ein Auto um die Ecke. Ich, schon mitten auf der Straße, konnte noch rechtzeitig zurückspringen.

Und der Fahrer? Zum Glück habe ich nur die Lippenbewegungen gesehen und nichts gehört.

Mit einem Nicken entschuldigte ich mich und lief weiter. Immer noch mit meinem Smartphone in der Hand. Und mit der Hoffnung, dass mir dabei nicht irgendwann was Ernsthaftes passiert.

 

 

 

 

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR).

 

 

Texte: Hengameh Yaghoobifarah, Daniel Korenev
Fotos: Charly Hall

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