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Schwerpunkt

Theater umkrempeln

Mit dem Umzug des tjg. theater junge generation auf das Gelände des Kraftwerk Mitte in Dresden öffnet sich die Theaterakademie des tjg. einem neuen Format für Jugendliche, in dem Theater neu definiert wird: Worum es bei den Tak-Tickern geht und wie ihr mitmachen könnt, weiß SPIESSER-Redakteurin Polina.

15. September 2016 - 09:28
SPIESSER-Autorin Individuot.
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Individuot Offline
Beigetreten: 01.07.2014

Was kann Theater? Was hat es mit mir zu tun? Und was will ich davon? In jedem Jahr gibt das tjg. drei Menschen die Möglichkeit, diese Fragen zu beantworten und ihr Konzept und ihre Idee auf die Bühne zu bringen. Oder um die Bühne herum. Was die Tak-Ticker kreieren, muss kein klassisches Theaterstück sein, sondern kann genauso gut die Form einer Lesung, eines Audio-Walks oder einer Performance annehmen. Ein Format, in dem Theater neu definiert wird.

Das tjg. theater junge generation erreicht ihr unter www.tjg-dresden.de oder per Mail: theaterakademie@tjg-dresden.de.

Anke Engler ist eine der Theaterpädagoginnen des tjg., die die Hobby-Regisseure bei der Entstehung der Tak-Ticker-Inszenierungen begleitet. „Einzelpersonen oder auch Gruppen, die eine erste Projektidee haben, können sich für die Tak-Ticker 2016/17 bewerben. Von der ersten Idee über den Probenprozess bis zur Endprobenwoche bei uns im Haus werden drei ausgewählte Konzepte von einer Theaterpädagogin und einem Dramaturgen begleitet.“ Etwa ein halbes Jahr dauert diese Vorbereitung und Ausarbeitung des Stücks bis im Sommer die Vorführungen anstehen.

Facebook zum Anfassen

Aus „Sartre will mit Dir befreundet sein“.
Foto: Claus Gigga

Christian Wobbeler (26), Tak-Ticker der Spielzeit 2013/14, brachte so eine analoge Version von Facebook auf die Bühne. In seinem Stück „Sartre will mit Dir befreundet sein“ stellte er sich die Frage, wie es aussehen würde, wenn man das soziale Netzwerk auf die reale, physische Welt übertragen würde. Über „posten“ kamen er und seine Spieler zu Post-It-Zetteln. Den Chat-Verlauf repräsentierte ein durch den Raum gespanntes Seil, über das Mitteilungen übertragen wurden – Facebook zum Anfassen. Die Unterstützung, die Christian bei der Entstehung des Stücks bekam, weiß er sehr zu schätzen – vor allem weil die Theaterpädagogin und die Dramaturgin nicht bei jeder Probe dabei waren. „Viel wichtiger war, dass sie im Hintergrund mir immer zur Seite standen. So hatten wir unsere Freiheiten und bekamen trotzdem super viele Tipps.“

Drei Spieltermine sind für die Tak-Ticker-Inszenierungen vorgesehen. Christians Stück hatte einer Lehrerin im Publikum aber so gefallen, dass sie eine zusätzliche Vorstellung für ihre Schulklasse buchte. Dort traf das Stück auf die Menschen, die mit Facebook aufgewachsen sind. „Es war total spannend mit den Kids darüber zu reden“, erinnert sich Christian, „da das Stück sie richtig zum Nachdenken über ihr Verhalten auf Facebook gebracht hat.“ 

Alle Kräfte und Ressourcen mobilisiert das tjg. für seine Tak-Ticker: Masken- und Bühnenbildner werden herangezogen und die Tak-Ticker bekommen ein bestimmtes Budget für alles, was der Fundus nicht hergibt. „Man fühlt sich dadurch sehr, sehr wertgeschätzt. Man ist nicht nur der kleine Amateur, der das nebenbei macht, sondern merkt ganz stark, wie ernst das tjg. diese Inszenierungen nimmt. Eine wahnsinnig tolle Arbeit!“

Kindheitserinnerungen

Aus „Bis einer geht“. Foto: Claus Gigga

Genauso begeistert von der Unterstützung des tjg. ist auch Lena Höhlich, die mit 16 Jahren die jüngste Tak-Tickerin war und ihre Inszenierung in der Spielzeit 2012/13 auf die Beine stellte. Ihr Stück „Bis einer geht“ thematisierte die Auswirkungen einer Trennung oder Scheidung der Eltern auf die Kinder. Die heute 19-Jährige erzählt, wie es dazu kam: „Meine Eltern sind geschieden und kurz bevor ich mich entschloss, dieses Projekt zu machen, kam im Urlaub mit meinem Vater das Thema Scheidung wieder auf den Tisch. Da habe ich angefangen, mich damit wieder auseinanderzusetzen. Mein Ansatz war, den Kindern eine Stimme zu geben und aus deren Perspektive zu berichten.“ Lenas Spieler, die damals im Alter von 13 bis 19 Jahren waren, haben ebenfalls die Trennung der Eltern im Kindesalter erlebt und konnten ihren Erfahrungen auf der Bühne Ausdruck verleihen.

Die erste Probenphase bestand bei „Bis einer geht“ aus experimentieren und ausprobieren, aus verwerfen und versuchen. Erst auf diesem Weg entstand die Form des Stücks. Anke Engler stand Lena dabei zur Seite und stellte im Prozess immer gezieltere Fragen: Was interessiert dich? Warum? „Damit hat sie mich in die richtige Richtung gelenkt, gab mir aber trotzdem sehr viel Freiheit, selbst zu entscheiden“, erinnert sich Lena, „mit dieser Form der Betreuung war ich total zufrieden und die Chemie hat einfach gestimmt.“

Werde Tak-Ticker 2016/17!

Sowohl Christian als auch Lena hatten bereits Erfahrungen am Theater gesammelt, bevor sie Tak-Ticker wurden und ihre eigenen Inszenierungen entwickelten. „Es braucht schon ein gewisses Maß an Vorerfahrung, vielleicht die eigene Spielerfahrung oder den regelmäßigen Theaterbesuch“, erklärt Theaterpädagogin Anke Engler, „Es kann aber auch Hörspiel oder Film sein, das einen begeistert. Tak-Ticker ist eher nicht das Format für die allererste Berührung.“ Bis zum 30.09.2016 können alle Spielwütigen ihre Projektideen noch beim tjg. einreichen. „Wir freuen uns über jede Form von Theater-Umdenken, Umkrempeln und auf den Kopf stellen!“, betont Anke Engler.

Du willst Tak-Ticker werden?
Derzeit zieht das tjg. in auf das Gelände des Kraftwerk Mitte in Dresden. Dort entstehen zum Dezember drei Bühnen und ab Mitte September bezieht die Theaterakademie des tjg. die neuen Räume. Bis dahin könnt ihr fleißig eure Projektideen ausarbeiten und euch noch bis zum 30.09.2016 als Tak-Ticker der Spielzeit 2016/17 hier bewerben.

Text: Polina Boyko
Teaser-Foto: Claus Gigga

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