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Nicht bedienen - Beherrschen

Wolfgang Pohl, Geschäftsführer vom Bundeswettbewerb Informatik berichtet über den Wettbewerbsalltag und verrät, warum sich die Gewinner keine Sorgen um einen guten Job machen müssen.

18. September 2009 - 15:09
von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009


Dr. Wolfgang Pohl. Foto: Privat
 

SPIESSER.de: Was machen Sie denn, Herr Pohl?

Wolfgang Pohl: Seit zehn Jahren bin ich für die Durchführung und Organisation des Bundeswettbewerbs Informatik verantwortlich. In den letzten Jahren kamen mehrere Projekte hinzu. Insbesondere der Informatik Biber und das Jugendwebportal Einstieg Informatik. 

 

Was haben sie studiert?

Informatik.

 

Und worin haben sie ihren Doktor gemacht?

Ebenfalls Informatik.

Wie sind sie Geschäftsführer geworden?

Da war Zufall dabei. Ich war erst sieben Jahre an Universitäten und Forschungsinstituten in der Forschung tätig. Ich hatte aber auch schon immer vor, Informatik an Jugendliche zu vermitteln. Als der in Deutschland einmalige Job frei wurde, habe ich mich darauf beworben und bin jetzt seit zehn Jahren als Geschäftsführer tätig.

Wie darf man sich die typischen Wettbewerbsteilnehmer vorstellen? Sind das alles „Nerds“?

Natürlich gibt es immer wieder Teilnehmer, die lange Haare haben und eine Brille tragen. Es gibt auch viele, die mit T-Shirts rumlaufen, die wohl nur Informatik- oder Mathe-Interessierte verstehen. Aber die Finalteilnehmer, die wir auch persönlich kennen lernen, sind meist sehr vielseitig interessiert. Die machen Sport, Musik, sind an Kunst interessiert und sind deshalb nicht in eine Schublade einzuordnen.

Wer sich fürs Finale des Bundeswettbewerbs Informatik  qualifizieren will, muss zwei Runden überstehen. Wie laufen die Vorrunden und das Finale ab?

In der ersten Runde werden die Aufgaben von zu Hause und meistens auch in Gruppen erledigt. Die zweite Runde findet dann in Einzelarbeit statt. Schließlich wollen wir ja wissen, wer es verdient hat, ins Finale zu kommen.


Das sind doch keine Nerds! Die Vorjahresieger. Foto: Wolfgang Pohl
 

Es gibt jetzt seit einigen Jahren den Informatik Biber. Was unterscheidet diesen Wettbewerb und den Bundeswettbewerb Informatik?

Die beiden Wettbewerbe unterscheiden sich sehr stark. Beim Bundeswettbewerb Informatik suchen wir Jugendliche, die schon Vorkenntnisse besitzen. Beim Informatik Biber wollen wir junge Leute erst einmal für Informatik interessieren und klarstellen, was Informatik überhaupt ist. Deshalb richtet sich der Biber an Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 13. Klasse, die in vier verschiedenen Altersgruppen antreten. Es gibt kleine Aufgaben, die leicht zu beantworten sind und etwas mit Informatik zu tun haben. Aber man braucht dafür keine Vorkenntnisse und jeder kann daran teilnehmen. Deswegen hat der Wettbewerb wohl auch so einen großen Erfolg, mit zuletzt über 50.000 Teilnahmen aus mehr als 400 Schulen.

Hilft ein Wettbewerbssieg auch beim Berufseinstieg?

Ich bin mir nicht sicher, was mit denen passiert, die in der zweiten Runde ausscheiden. Unsere Bundessieger bekommen  ein Stipendium, aber auch die normalen Finalteilnehmer werden von fast jeder Universität genommen. Und auch international wird der Bundeswettbewerb anerkannt, weswegen wir auch häufig Finalteilnehmer haben, die danach in Cambridge oder anderen großen Universitäten studieren. Der Bundeswettbewerb Informatik entdeckt also Schüler, in denen soviel Potenzial steckt, dass gar nicht die Frage ist, ob sie jemand nimmt, sondern nur wer sie kriegen kann.

China ist bei den Informatikweltmeisterschaften seit Jahren die Nummer eins. Was muss Deutschland tun, um an diesem Thron zu rütteln?

Wenn wir bei der Informatikolympiade genau so gut sein wollten, wie die besonders erfolgreichen Nationen zu denen auch Polen zählt, müssten wir ein ganz konsequentes Trainingssystem durchziehen.
In Polen zum Beispiel gibt es ein ganz klares System. Es gibt einen großen nationalen Wettbewerb, der genau so wie die Informatikolympiade funktioniert,und die Besten daraus werden dann noch einmal in Camps gesteckt.
Das alles liegt in einer Hand, somit hat der nationale Wettbewerb keine Konkurrenten, wie hier in Deutschland.
Bei uns werden immer wieder neue Wettbewerbe, wie Roboter- oder Chipwettbewerbe aus der Taufe gehoben, statt bestehende Wettbewerbe zu fördern. Die verschiedenen Wettbewerbe nehmen sich aber gegenseitig die Teilnehmer ab.
Ansonsten ist der Erfolg bei der Informatikolympiade nicht unser wichtigstes Ziel. Die Vielseitigkeit des Bundeswettbewerbs Informatik steht internationalen Erfolgen zwar etwas im Wege, ist aber eine sehr gute Sache, an der wir gar nichts ändern wollen.

 

 


Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Bundeswettbewerb Informatik und der Dienstleistungsgesellschaft für Informatik

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