Christoph Springer erzählt, wie es früher war. Foto: Holm Kräusche
Christoph Springer, 46, ist Redakteur bei den Dresdner Neusten Nachrichten. Er ist schon seit 21 Jahren im Geschäft und berichtet SPIESSER.de-Autor Holm vom Journalismus, wie er vor 16 Jahren war.
„Ich bin Dresdner, aber aufgrund politischer Schwierigkeiten 1985 nach Stuttgart ausgereist. Einen Monat später ging es weiter nach München. Ich wollte schon immer etwas mit Medien machen. Also habe ich während meines Maschinenbaustudiums ein Praktikum beim Münchner Merkur gemacht. Später habe ich beim Gießener Anzeiger und bei Radio FFH gearbeitet und dort so gut verdient, dass ich mir gedacht habe: Das mit dem Studium ist doch gerade nicht so wichtig. Dann habe ich jahrelang als freier Journalist gearbeitet und irgendwann eine Stelle als Redakteur in Berlin bekommen. Damit war ich praktisch durch. Ich stand auf einem Level mit den Studierten.
Da ich immer für Lokalredaktionen gearbeitet habe, musste ich selten aufwändige Recherchen betreiben.
Das eigene Wissen war aber sehr wichtig und ich habe oft darauf zurückgegriffen, was man ‚sein eigenes Archiv’ nennt. Beim Radio war das natürlich schwieriger, man konnte ja nicht, wie heute, einfach digital alte Beiträge anhören. Die gab es ja nur auf Tonband.
Heute schaue ich zuerst in das elektronische Archiv der Zeitung, in dem alle älteren Artikel stehen. Das Internet benutze ich fast nur für die Faktenrecherche: Das heißt, mal nachschauen, wie jemand geschrieben wird oder welche Telefonnummer er hat. Ich kann auch gar nicht mehr genau sagen, wann ich das erste Mal mit dem Internet in Berührung kam. Vor 16 Jahren war das noch überhaupt kein Thema.
Ich kenne Zeitungmachen auch noch ohne Telefon. Das funktionierte nur mit Absprachen und wenn man etwas wissen wollte, ging man eben hin und redete mit den Leuten. Früher hatte auch nicht jeder einen Computer. Man hat sich solche Geräte mit anderen Kollegen geteilt und nur dann verwendet, wenn man wirklich etwas schreiben musste. Damals war der PC nur Mittel zum Zweck, heute kann man damit ja nahezu alles machen!
Heute steht man als Journalist sowieso viel mehr unter Strom.
Man arbeitet ständig. Wenn man früher wusste: Die Zeitung ist im Druck, dann ist man nach Hause gegangen. Heute bist du rund um die Uhr im Dienst. Wenn ich durch mein Viertel gehe und mich die Leute auf irgendein wichtiges Thema ansprechen, kann ich natürlich nicht sagen: ‚Ich hab frei’ Wir leben in einer Konkurrenzgesellschaft, und wenn ich nicht über das Thema schreibe, tut es jemand anderes.
Aber wenn man mich fragen würde, ob es heute oder damals besser war Journalist zu sein, würde ich sagen: weder noch. Es hat beides Vor- und Nachteile. Damals brauchte man zum Beispiel sehr viel mehr Genauigkeit, weil man eben nur die eine Unterhaltung hatte und nicht später noch einmal nachfragen konnte. Dadurch hat man auch versucht alles zu fragen, was einem einfiel. Wenn ich heute zum Beispiel wissen will, wie viele Mitarbeiter ein Unternehmen hat, schaue ich einfach ins Internet. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen einen Monat ohne Internet zu arbeiten.
Ohne Handy wird es heutzutage allerdings schwierig. Es ist unerlässlich für die journalistische Arbeit. Wenn ich von jemandem dringend etwas wissen will, rufe ich ihn auf dem Handy an. Und das geht eben auch noch am späten Abend. Mein erstes mobiles Telefon hatte ich tatsächlich vor 16 Jahren. Das war ein großer Kasten mit einem Griff dran. Den Kasten stellte man dann auf den Tisch, klappte die Antenne aus und nahm den Hörer ab.
Jungen Journalisten würde ich vor allem raten, verbindlich zu sein. Man sollte nicht meinen, dass Journalismus ein schnelles Geschäft ist, mit dem man berühmt wird. Man sollte denjenigen achten, mit dem man gerade zu tun hat und den Journalismus als Handwerk verstehen, das eine hohe Qualität benötigt.“
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Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit 11 8 33, der Auskunft der Deutschen Telekom. Weitere Infos erhalten Sie unter www.11833.com.