Ein Hut, ein Stock, ein Playmobilzug

Bei dem Wort „Unternehmer“ denke ich an schwarze Anzüge, gestresste Menschen und Kaffeeränder auf Papierstapeln. „Geschäftsgründung“ klingt nach Busy People, Blackberrys, Burnouts und Banker. Beim Finale von „Jugend gründet“ wurden meine Stereotypen plötzlich zu 16-jährigen Jungs mit Hüten, Playmobilzügen und selbstgedruckten Visitenkarten.

Das Projekt: „Jugend gründet“. Junge Teams mit innovativen Ideen kämpfen sich durch den Dschungel des Unternehmertums und werden von einer Jury aus Technik-, Wirtschafts- und Personalentwicklungs-Experten bewertet.

Der Ort: das Phaeno in Wolfsburg. Ein „Ort der Zukunft“, wie Oberbürgermeister Rolf Schnellecke das futuristische Experimentiermuseum nennt. Zehn Messestände sind hier aufgebaut, zehn Ideen werden durch Plakate und Modelle greifbar, verständlich. Gestern hatten die Teams, die sich im Halbfinale durchgesetzt hatten, vier Minuten Zeit, mit ihrer Idee zu überzeugen.

Die-mit-dem-Hut bei der Teampräsentation.

Der Anlass der heutigen Zusammenkunft: das Finale. Die Stimmung ist angespannt, verstohlen luken die Teams auf die Tische der anderen. Zwischen all den strengen Erwachsenen in Bundfaltenhose und Kostümchen, wirken das Team „Fro.Star“ mit seinen bedruckten Shirts und die vier Jungs von „Fragrancy“, die alle nur Die-mit-dem-Hut nennen, wie die neue Avantgarde.

Überhaupt: Wo ist sie, die „Generation lustlos“, von der so viel gesprochen wird? Das Urteil der Jury lässt auf ein ganz anderes Bild der Jugend schließen: Die Präsentationen seien „professionell“ oder „glaubwürdig“, ja gar „perfekt“ gewesen. Die Unternehmer von morgen hängen an den Lippen der Experten, saugen die Kritik auf, bereit, es einmal noch besser zu machen.

Das Vorurteil unserer verkommenen „Jugend von heute“ verliert bei „Jugend gründet“ sein Fundament. Anna Ravensberg, Teammitglied der Gruppe „Aerolution“ erklärt mir technisch einwandfrei ihr Projekt. Es beschäftigt sich mit der Stromerzeugung durch Windenergie, die beim Bremsen von U-Bahnen frei wird. Anna ist 16 Jahre alt und nicht besonders schüchtern. In ihrer weißen Bluse wirkt sie sehr professionell, die langen Haare streicht sie sich aus dem Gesicht.

Einmal abklatschen, bitte! Aerolution auf
dem Weg zur Bühne.

Sie habe sich mit dem Projekt weiterentwickelt, erzählt sie. „Doch nicht nur ich persönlich, auch unser Team. Es hat sehr an Zusammenhalt gewonnen. Als wir mit „Jugend gründet“ anfingen, waren wir gerade neu auf dem Internat und kannten uns kaum, jetzt sind wir gute Freunde, die eine Menge Zeit miteinander verbracht haben.“ Neben Finanzkalkulationen und Businessplänen entwickeln sich also Freundschaften – ein Aspekt, der mir sehr gut gefällt.

Wer den SPIESSER-User-Preis gewonnen hat, erfahrt ihr auf der nächsten Seite. Einfach hier klicken!

Dir gefällt dieser Artikel?

Kommentare

Trau' dich, schreib einen Kommentar!Einloggen

Kommentar: *