Think Big 2012
Think Big möchte Jugendliche dazu animieren, lokale Projekte zu initiieren, welche sich Alltagsaufgaben vor Ort widmen. Rund 500 werden pro Jahr mit 400 Euro plus Coaching unterstützt.
Erzähl doch mal von eurem Umsonstladen, wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Das Projekt hat eigentlich mit einer Geschenkekiste angefangen, die wir in Würzburg im Café „Wunschlos-Glücklich” eröffnet haben. Am Anfang waren wir sieben Leute. Studenten, Arbeitstätige, junge und etwas ältere Leute. Wir öffneten also die Geschenkekiste und haben da schon gemerkt, dass dort ganz viel getauscht wird. Die Leute waren total begeistert und haben sogar ein Gästebuch gestaltet. Daraufhin wollten wir das Projekt vergrößern und haben in Zusammenarbeit mit dem Café Räume angemietet. Mittlerweile sind wir über 30 Leute, die sich für den Ladendienst gemeldet haben. Davon 20, die aktiv organisieren, mitarbeiten, den Laden aufräumen und zusätzliche Aufgaben übernehmen.
Lisa, 22, eröffnete einen Umsonstladen
Wie funktioniert denn das Prinzip des „Umsonst-Ladens“?
Jeder kann sein Zeug dort hinbringen. Dann kommen andere Leute zu uns in den Laden, die etwas gebrauchen können oder einfach nur mal reinschnuppern wollen, und nehmen sich ein paar Dinge mit. Es geht uns aber nicht ums Tauschen, sondern darum zu geben, wenn man kann. Wer gerade nichts geben kann und nur nimmt soll das ohne schlechtes Gewissen tun. Ein schlechtes Gewissen, sollte man nur dann haben, wenn man die Sachen mitnimmt, ohne dass man sie braucht, sondern einfach nur weil sie umsonst sind. Das ist nicht unser Ziel. Es soll darum gehen, der Wegwerfgesellschaft entgegen zu wirken und ein anderes Bewusstsein zum Konsum zu bekommen.
Was wechselt denn so bei euch den Besitzer?
Das Witzigste, was wir bisher hatten, war eine riesige rosa Schlag-Leggins. Ansonsten sind lauter kleinere Sachen dabei. Wir nehmen keine Möbel oder irgendwelche großen Gegenstände, wie Waschmaschinen. Hauptsächlich haben wir Bücher, Klamotten, Accessoires, Taschen, kleine Elektronikartikel. Wir haben eben nur 30m² Platz. Letztens fragte uns eine Oma, ob wir ihre Einmachgläser haben möchte. Ja natürlich, wenn sie zu viel hat, freuen sich andere bestimmt über ihre Marmelade.
Welches Klientel kommt zu euch in den Laden?
Das ist wirklich komplett gemischt, wir haben sehr viele ältere Leute, aber auch Jugendliche. Es waren sogar mal zwei Mädchen da, die ein Referat über uns in der Schule halten. Auch Menschen, denen man ansieht, dass sie mehr Geld haben, kommen und stöbern rum oder bringen Sachen. Aber natürlich auch Menschen, die nicht so viel Geld haben.
Du bist ja ausgebildete Erzieherin in einem Kindergarten. Wie schaffst du es da, deinen Beruf und den Umsonstladen zu managen?
Diese zusätzliche Arbeit gibt mir Kraft, weil ich weiß: Es hat seinen Sinn. Und weil es mir auch unglaublich viel Spaß macht, mit anderen zu kommunizieren. Anderen zu helfen und auch das Bewusstsein zu stärken ist mir sehr wichtig. Gesellschaftliche Themen, wie Konsum und Nachhaltigkeit liegen mir dabei sehr am Herzen. Das möchte ich meinen Kindern im Kindergarten vermitteln, dass möchte ich aber auch den Jugendlichen und Älteren vermitteln. Verbraucher und Konsumenten haben heutzutage sehr viel Macht!
Und wie geht es nun für euch weiter?
Ich persönlich würde mir wünschen, dass wir in andere Räume ziehen könnten, aber ich würde es auch nicht zu groß haben wollen. Desto größer alles wird, desto mehr Verwaltungsaufwand bringt es mit sich. Diese Sachen muss man auch beachten und ich finde es jetzt gerade schön so. Wir sind kein Verein, sondern eine private Initiative, deswegen haben wir auch keine Vorschriften und können viel für uns alleine entscheiden. Ich würde mir eher wünschen, dass aus diesem Projekt noch andere Projekte entstehen. Wir sind gerade sehr vernetzt mit kleinen Läden bei uns, gerade mit Nähstuben oder alternativen Läden. Die verwenden alte oder gebrauchte Materialien wieder oder machen sie wieder chic. Solche Projekte würde ich gern antreiben!
Alle Informationen zum Umsonstladen gibts hier.
Habt ihr auch eine Idee für ein Projekt?
Ihr habt auch eine Idee für ein Projekt wie den Umsonstladen von Lisa? Dann sucht euch paar Mitstreiter und tragt eure Idee auf der Internetplattform www.o2thinkbig.de ein. Das Think Big Team hilft, eure Idee zu konkretisieren und einen Projektplan zu erstellen. Mit 400 Euro an der Hand könnt ihr dann loslegen. Letztes Jahr wurden schon über 500 Projekte umgesetzt. Auch 2012 könnt ihr das ganze Jahr über Ideen einreichen.
Mehr Infos unter www.o2thinkbig.de.
Dieser Beitrag entstand
in Zusammenarbeit mit o2 Think Big.
Text: Lena Kessler
Foto: Lisa Mirbauer
Im Café Wunschlos-Glücklich war ich sogar schonmal! Leider hab ich von diesem tollen Laden noch nichts mitbekommen! Ich hätte eine Menge süßen alten KrimsKrams loszuwerden und auch Spaß am Rumgucken ;) Muss ich unbedingt mal hin... leider zu weit weg
Ich weiß nicht, wie es sich bei dir verhält, aber mir fallen mindestens 3 Personen ein, die den Laden besuchen, und sehr überzeugend schauspielern würden, wieviele Gegenstände sie davon doch gebrauchen könnten für ihr armes Leben, nur um des dann auf Ebay zu versteigern.
Inwiefern?
Klingt irgendwie witzig, aber auch riskant.
geniale Idee.
Endlich mal jemand der was in die Tat umsetzt!
wäre toll wenn jede Stadt, solch einen Laden hätte, da ja schon einiges noch brauchbares oft im Müll landet. Obwohl andere es vielleicht noch benutzen könnten!
.. die man selbst nicht braucht, aber viel zu schade zum Wegwerfen sind. Ich hab bis jetzt alles in ein Gebrauchtwarenhaus der Diakonie gebracht, aber die kleinen Dinge nehmen sie ja nicht. Dafür ist so ein Laden prima! Aber was macht ihr mit den Sachen, die keiner haben will???