Bis vor Kurzem noch glaubte ich, dass alle kleinen Leuchtpunkte, die ich nachts am Himmel sehe, Sterne sind. Natürlich sind manche davon heller, manche dunkler, manche flackern, manche nicht. Doch wie ich neulich erfuhr, sind viele Sterne gar nicht das, wofür ich sie hielt. Es sind Satelliten, die irgendeinen höheren Zweck dort oben am Himmel erfüllen. In dem Moment, in dem ich das erfuhr, ging mir wahrlich ein Licht auf, es fiel mir wie Schuppen von den Augen – oder besser gesagt: wie Sterne vom Himmel. Deshalb also blinkten manche Punkte und andere leuchteten konstant!
Ehrlich gesagt verändert diese Erkenntnis nicht viel für mich, außer meinen Blick in den Nachthimmel. Jetzt seufze ich nachts nostalgisch und vermisse die vielen Sterne, die ich früher gesehen habe. Stattdessen sind da neben den echten Sternen nun auch viele kleine Leuchtpunkte. Sie sind fake und haben keinen Charakter. Das passierte, als mein Wissensstand quasi upgedated wurde, auf einen Stand mit der Wissenschaft gebracht.
Für mich hat Wissenschaft was von einem Tetris-Spiel: Alle Fakten und Erkenntnisse müssen ineinandergreifen, damit am Ende ein großer Klotz ohne Risse und Zweifel herauskommt. Auch wenn das Ganze eine recht wackelige Angelegenheit bleibt. Je weiter die Form wächst, desto dünner wird die Luft nach oben. Und dann taucht das zweite Level auf und alles fängt wieder von vorne an und muss neu ineinandergefügt werden. Hat ein Argument die passende Form und passt sich an die Gegebenheiten an, ist es ein Leichtes, es zu integrieren. Schwieriger wird es mit unkompakten Klötzen, unpopulären Erkenntnissen oder revolutionären Gedanken. Was nicht passt, führt manchmal einfach zum Game over. Mit viel Glück allerdings bildet es das neue Fundament für kommendes Wissen.
Letztendlich bleibt für mich ein Haufen wilder Tatsachen übrig, die ich nie selbst prüfen kann, aber irgendwie doch glauben muss. Die nächste könnte sein, dass Kommunikationssignale irgendwelcher Außerirdischer das Flackern der Satelliten verursachen! Ich zumindest wäre mit so einer wissenschaftlichen Betrachtung höchst zufrieden, dann hätte ich beim Blick in den nächtlichen Himmel ein neues Highlight, über das ich nachdenken könnte.
Bis dahin wird mein Blick zu den vermeintlichen Sternen wohl mit der unromantischen Vorstellung künstlicher Raumflugkörper leben müssen. Meine Alternative: Leuchtsterne. Da sehe ich sogar die fünf typischen Zacken. Wenn dann eines Tages jemand zu mir kommt und etwas behauptet, das meinen Tetris-Turm ins Wackeln bringt, dann verziehe ich mich einfach in meinen kuscheligen Deckmantel aus Leuchtsternen und genieße den Anblick. Den kann sowieso niemand mit seiner Wissenschaft übertrumpfen.
Text: Katharina Petry
Teaserbild: Lena Schulze
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