Das menschliche Auge kann gerade so ein Haar sehen, das eine Größe von 0,1 Millimeter hat. Mareike Jordan (28) schaut sich als Doktorandin im Kryo-Elektronenmikroskop Dinge an, die Nanometer (ein Millionstel Millimeter!) groß sind. Wie sie den „Durchblick“ behält, hat SPIESSER-Autorin Frieda im Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik Dresden (MPI-CBG) herausgefunden.
02. October 2018 - 13:57 SPIESSER-AutorIn freedy.beedy.
Ich nutze meine freien Minuten vor dem Interview und setze mich in die Sonne vor dem Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden. Menschen strömen rein und raus. Ich konzentriere mich auf ihre Gespräche und stelle fest, dass alle auf Englisch kommunizieren. Wie ich später erfahre, ist das ganz normal am MPI-CBG, alles ist sehr international – im Ausland zu forschen, ist fast unvermeidbar.
Mareike promoviert im Pigino Lab des MPI-CBG in Dresden
Wissensdurstig
Wider meiner Erwartungen begrüßt mich Mareike Jordan (28), Doktorandin am MPI-CBG, nicht im Laborkittel und mit Schutzbrille, sondern in lässigschicker Alltagskleidung und mit einem breiten Lächeln. Sie ist seit fast drei Jahren am MPI-CBG in Dresden. „In der Schule haben wir nie Experimente gemacht, aber immer, wenn es für alle anderen zu sehr ins Detail ging, fand ich es interessant und wollte die Zusammenhänge kennen. Ich glaube, dementsprechend hab ich meinen Studiengang Biochemie gewählt“, erklärt mir Mareike bei einer Tasse Kaffee. Hier am MPI-CBG hat sie nun die Möglichkeit, selbst zu forschen und sich ihre Fragen zu beantworten. Das macht sie mithilfe eines – Achtung Zungenbrecher! – Kryo-Elektronenmikroskops.
„Durch das Elektronenmikroskop können wir uns kleinste Strukturen in der Zelle anschauen. Also mit einem Lichtmikroskop aus der Schule sieht man nur ein Blobbel hier, ein Blobbel da“, beschreibt Mareike lachend, „aber durch die Elektronenmikroskopie sehen wir, wie beispielsweise Zilien – klitzekleine, aber hoch komplexe Zellfortsätze – aufgebaut sind.“ Dann erklärt mir Mareike noch den Unterschied zwischen der Elektronenmikroskopie und der Kryo-Elektronenmikroskopie. Damit sieht man nämlich noch mehr.
Wenn Mareike von ihrem Job erzählt, spürt man
die Begeisterung
(K)ein Spielplatz
Die Präparate, beispielsweise Stücke von Algen, werden eingefroren und während des Mikroskopierens dauerhaft gekühlt. Im Labor zeigt mir Mareike, wie sie das Kühlmittel in das Kryo-Elektronenmikroskop einfüllt. Den Rest der Flüssigkeit soll ich einfach draußen vor dem Gebäude auskippen. Ich bin irritiert: „Echt jetzt?“ – „Jap“, Mareike grinst mich an. Ich kippe das Zeug auf die Steine und plötzlich zischt es, Rauch steigt auf und kleine Eiskristalle rollen weg. Wir müssen beide lachen. „Ach ja, das macht schon Spaß“, sagt Mareike versonnen.
Ich bin davon begeistert, wie viel Leidenschaft Mareike in ihre Arbeit steckt. Sie hat flexible Arbeitszeiten, aber steht trotzdem täglich stundenlang am Mikroskop. Sie kann frei wählen, welche Forschung sie betreiben will, hat die Möglichkeit zu reisen, Vorträge zu besuchen und sich mit Kollegen weltweit auszutauschen. Allein im letzten halben Jahr war sie auf zahlreichen Konferenzen in Deutschland und sogar in den USA, um ihre Forschungsergebnisse vorzustellen.
Zum Schluss frage ich Mareike noch, was sie denn macht, wenn sie „alles“ erforscht hat. „Man kann immer noch mehr erforschen“, erklärt sie mir, „aber ich wechsle dann einfach mein Forschungsgebiet und mach mit etwas Anderem, Spannendem weiter.“ Ach Mareike, ein bisschen beneide ich dich schon.
Bei der Arbeit mit dem Kryo-Elektronenmikroskop bekommt Mareike tolle, aufschlussreiche Einblicke in das Innere der Zelle
Doktorandin am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik* Dein Traumjob, denn du …
• forschst gerne
• liebst Labore
• warst schon immer ein kleiner verrückter Wissenschaftler (MUHAHAHA)
Das gehört dazu:
• gaaanz viel Bio, Chemie und Technik
• die Arbeit im Team, aber du musst auch allein klarkommen
• Vorträge vorbereiten, auf internationalen Konferenzen sprechen
Wie du es wirst:
• mit einem abgeschlossenen naturwissenschaftlichen Studium
• mit viel Ehrgeiz
Einstiegsgehalt:
• min. 1.450 Euro netto
*ist eins von 84 Max-Planck-Instituten in Deutschland, die zur Max-Planck-Gesellschaft gehören. Eine Promotion ist an fast allen MPIs mit mit verschiedenen Schwerpunkten, wie Naturwissenschaften, aber auch Geisteswissenschaften, Recht etc. möglich.
Text: Frieda Rahn Fotos: Matthias Popp
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