Was'n da los?

Alle müssen laut sein!

Wenn Menschen über „Fridays For Future“ sprechen, wird oft von den „Kids“ geredet, nicht etwa von allen Menschen. Woher kommt das und wie können wir dem entgegenwirken?

25. September 2019 - 09:09
SPIESSER-Autor PhilippSch.
Noch keine Bewertungen
PhilippSch Offline
Beigetreten: 09.09.2017

Wenn mich ein Mensch fragt, ob ich bei Fridays For Future mitmache und ich bejahe, wird – abgesehen natürlich vom Inhaltlichen – meistens kein schiefer Blick gemacht. Ist doch klar, dass Menschen, die bei Fridays For Future mitdemonstrieren auch Schülerinnen und Schüler sind. Aber die Schülerinnen und Schüler sind längst nicht die Einzigen, die freitags auf die Straße gehen, um für ihre Zukunft zu kämpfen. Neben ihnen sind auch schon lange Erwachsene dabei: Mütter, Väter, Omas, Opas, alle. Auf den Demonstrationen entsteht schon seit den ersten Kundgebungen nicht mehr das Bild, dass nur Kinder, Jugendliche oder maximal Studierende mitlaufen. Es sind mittlerweile alle Generationen dabei. Die Klimakrise – und dementsprechend Fridays For Future ebenfalls – kennt halt kein Alter. Möchte man meinen.

Mittwoch, 31. Juli 2019: An diesem Tag beginnt der „Sommerkongress“ in Dortmund, ein Event, an den bundesweit Aktivistinnen und Aktivisten teilnehmen, um sich in Workshops weiterzubilden oder mit anderen Menschen zu vernetzen, die sich maximal durch das Profilbild in einem Messenger erkennen können. Allerdings ist bei diesem Kongress etwas besonders: Es dürfen nur Menschen unter 28 Jahren teilnehmen. Ältere Generationen können sich als Helferinnen oder Helfer anmelden, nicht aber als Teilnehmende. Es gab auch intern viel Kritik an dieser Einschränkung.

„Ich habe mich gefragt, ob ich überhaupt mitmachen darf“

Als ich für den internationalen Klimastreik (mehr zu dem Begriff später) am 24. Mai 2019 mobilisiert habe, sprach ich auch mit einer älteren Frau, welche mich interessiert anschaute. Ich hielt ihr einen Flyer hin und fragte sie, ob sie kommen würde. Für mich ist klar, dass die Klimakrise nicht zu bewältigen ist, indem nur Kinder und Jugendliche auf die Straße gehen. Im Prinzip müssten weltweit alle Generationen auf die Straße gehen, um zu zeigen, dass die Auswirkungen alle betreffen. Die angesprochene Frau entgegnete hingegen: „Ich bin doch viel zu alt dafür, da sind doch nur Jugendliche. Ich habe mich gefragt, ob ich überhaupt mitmachen darf.“ Diese Aussage lässt sich zweierlei interpretieren: Zum einen könnte es eine Ausrede sein, wieso die älteren Generationen nicht auf die Straße gehen. Klingt hart, ist aber nicht allzu abwegig. Zum anderen könnte sich die Person allerdings wirklich fragen, ob sie zu einer Demonstration gehen darf oder soll, die als Demonstration von Schülerinnen und Schülern bekannt wurde. Selbstverständlich habe ich sie eingeladen, zu kommen. Und sie kam tatsächlich.

Im Februar 2019 gründeten sich die „Parents For Future“. Laut Selbstverständnis sind sie ein „freier Zusammenschluss von erwachsenen Menschen und stehen als Parents For Future in Solidarität zur Fridays-For-Future-Bewegung“. Sie engagieren sich, weil sie die „jungen Menschen in ihrem friedlichen Protest für einen ambitionierten Klimaschutz und Deutschland und weltweit“ unterstützen möchten – eine ausgezeichnete Idee. In den Städten nehmen die „Parents“ bei den Demonstrationen teil, organisieren zum Teil aber auch ihre eigenen Demonstrationen und Mahnwachen oder treffen sich regelmäßig, um sich zu vernetzen. Die Idee dahinter ist, eine niedrigere Schwelle für Erwachsene zu bilden, sich zu engagieren. Dies ist notwendig, weil „Fridays For Future“ medial als eine Bewegung von jungen Menschen bekannt wurde. Nun finden sich dort in regelmäßigen Treffen Erwachsene, die sich den Protesten anschließen und mit Gleichaltrigen gemeinsam auf den Demos mitlaufen.

Die Berichterstattung über Fridays For Future

Wenn in den Medien ein Statement von „Fridays For Future“ auftaucht, ist es zu sehr großen Teilen von einer eher jungen Person. Das liegt zum einen daran, weil viele Medien gerne ein bestimmtes Narrativ bedienen möchten. Zum anderen liegt es aber auch an den Köpfen innerhalb der Bewegung. Diese haben sich von Anfang an stark in den Vordergrund gedrängt. Wer letztendlich die Verantwortung für die einseitige Berichterstattung über junge Menschen in der Bewegung trägt, ist unklar. Allerdings muss auch dort etwas passieren, um alle Altersschichten mit einfließen zu lassen. Denn eine Bewegung gegen die Klimakrise betrifft die Menschheit im Allgemeinen und muss dementsprechend auch alle Generationen gleichermaßen mit einbeziehen. Nur so kann ein solides Öffentlichkeitsbild entstehen.

Genau deshalb sollten am 20. September alle Generationen auf die Straße gehen – „alle fürs Klima“ halt.

 

Text: Philipp Schröder, verwendet sonst in Texten das Gendersternchen (*), um alle sozialen Geschlechter ausdrücklich einzubeziehen.
Teaserbild: Fridays for Future Deutschland

Dir gefällt dieser Artikel?

Kommentare

Ein kleiner Schritt für dich, ein großer Schritt für die Diskussion.
Mehr zum Thema „Was'n da los?
  • Cherilia
    Was'n da los?

    Unterricht abseits der (Hetero-) Norm

    Heterosexualität und Cisgeschlechtlichkeit (also das Gegenteil von Transidentität) sind in unserer Gesellschaft noch immer die Norm. Andere Identitäten werden zumeist als Abweichung wahrgenommen – und auch so behandelt. Der Verein SCHLAU e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen

  • Pamina96
    Was'n da los?

    KI im Klassenzimmer: Risiko oder Revolution unseres Schulsystems?

    Künstliche Intelligenz (KI) ist in Deutschland zurzeit ein umstrittenes Thema – und macht auch vor den Schulen nicht halt. Ist die moderne Technik die Lösung der Probleme im Bildungssystem oder schafft sie sogar neue? Sind Hausaufgaben zukünftig überflüssig und braucht

  • Onlineredaktion
    Was'n da los?

    SPIESSER wissen mehr

    Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Entwicklungen haben nichts mit euch zu tun? Falsch! Hier ein paar aktuelle Themen, über die ihr Bescheid wissen solltet.

  • Kathi99
    Was'n da los?

    SPIESSER wissen mehr

    Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Entwicklungen haben nichts mit euch zu tun? Falsch! Hier ein paar aktuelle Themen, über die ihr Bescheid wissen solltet.

  • Onlineredaktion
    Was'n da los?

    Unser Problem vor der eigenen Haustür

    Hunger ist ein in den Medien nahezu dauerhaft präsentes Thema. Wir werden immer wieder damit konfrontiert, zuletzt etwa aufgrund der Ernteausfälle, die aus dem Angriffskrieg in der Ukraine resultieren oder wegen der langen Dürreperiode auf Madagaskar. In solchen Momenten setzt

  • Kathi99
    Was'n da los?

    SPIESSER wissen mehr

    Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Entwicklungen haben nichts mit euch zu tun? Falsch! Hier ein paar aktuelle Themen, über die ihr Bescheid wissen solltet.

  • Onlineredaktion
    Was'n da los?

    SPIESSER wissen mehr

    Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Entwicklungen haben nichts mit euch zu tun? Falsch! Hier ein paar aktuelle Themen, über die ihr Bescheid wissen solltet.

  • Onlineredaktion
    Was'n da los?

    SPIESSER wissen mehr

    Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Entwicklungen haben nichts mit euch zu tun? Falsch! Hier ein paar aktuelle Themen, über die ihr Bescheid wissen solltet.

  • Kathi99
    Was'n da los?

    „Mehr Fortschritt wagen“–Ein Blick in den Koalitionsvertrag

    Neues Jahr, neue Regierung? Mit dem Jahreswechsel erwarten uns vor allem im politischen Bereich viele Neuerungen. „Mehr Fortschritt wagen“ – so lautet der Titel des neuen Koalitionsvertrages, auf den sich die SPD, die Grünen und die FDP geeinigt haben. Welche Neuerungen besonders

  • Onlineredaktion
    Was'n da los?

    SPIESSER wissen mehr

    Politik, Wirtschaft und Gesellschaftsentwicklung sind was für die Alten? Von wegen! Ständig werden irgendwo auf der Welt die verschiedensten Themen besprochen, die auch euren Alltag beeinflussen. An dieser Stelle im Heft informieren wir euch ab sofort über solche politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.

  • DennisZ
    Was'n da los?

    Wie viel Wissen steckt in Social Media?

    Von TikTok hat jeder schon mindestens einmal gehört oder es sogar selbst genutzt. Die Plattform hat sich gerade in den vergangenen anderthalb Jahren auch sehr als moderne Bildungsplattform mit hohem Unterhaltungsfaktor etabliert. Durch Bildungscreator, die sich im Hashtag #LernenMitTikTok vereinen,

  • Alaniel
    5
    Was'n da los?

    Das muss aufhören

    „Cybermobbing“ ist ein Begriff, den wir alle schon gehört haben. Dennoch ist vielen Menschen nicht bewusst, wie vielfältig dieses Phänomen ist und in welchem Ausmaß es auch in Deutschland stattfindet. SPIESSER-Autorin Annika gibt einen Überblick.

  • Kathi99
    Was'n da los?

    Föderalismus - Was soll dieser Flickenteppich?

    Während zu Hochzeiten des Lockdowns in Baden-Württemberg eine Wanderung mit der Familie erlaubt war, hätte man einen Kilometer weiter, in Bayern dafür ein Bußgeld zahlen müssen. Der Grund, aus dem während Corona jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht, ist

  • Dana Marie
    Was'n da los?

    Angie geht live:
    Wenn Politiker zu Influencern werden

    Na, wie viele Stunden hast du heute schon damit verbracht, durch Instagram zu scrollen, etwas auf TikTok zu liken oder auf Twitter zu stöbern? Nicht schlimm: Genau wie du benutzen noch über 38 Millionen weitere Deutsche täglich Soziale Netzwerke. Aber sie sind nicht nur junge Leute oder

  • Nosy Noah
    Was'n da los?

    Der Weg ins White House

    Das Jahr ist noch jung, doch es steht jetzt schon fest, welches Thema die Nachrichten dieses Jahr weltweit dominieren wird: Die Präsidentschaftswahlen in den USA. Schon seit 2015 läuft der Wahlkampf auf Hochtouren, obwohl erst im November gewählt wird. Warum hat der Wahlkampf schon so

  • Mitdenkerin
    Was'n da los?

    Sind die Hartz-IV-Sanktionen rechtmäßig?

    Wer in Deutschland arbeitslos wird und es nicht schafft, innerhalb eines Jahres wieder Arbeit zu finden, gerät in die Fänge des Hartz-IV-Systems. 424 Euro reichen kaum zum Leben und trotzdem werden diese noch regelmäßig gekürzt. Mit den bisherigen staatlichen Sanktionen ist

  • Blütenblatt
    Was'n da los?

    Der Kampf um die Freiheit

    Der Name Deniz Yücel ist wohl jedem ein Begriff. Monatelang zierte sein Gesicht die Tageszeitungen, der Hashtag #FreeDeniz wurde tausende Male genutzt und es gab unzählige Demos und Mahnwachen, auf denen die Freilassung des Journalisten aus dem türkischen Gefängnis gefordert wurde.

  • StephieH
    Was'n da los?

    Doppelpass – Für mich ein Segen und für andere ein Fluch

    Es gibt rund vier Millionen Menschen in Deutschland, die über zwei Staatsangehörigkeiten verfügen. Ich bin eine davon. Klar, für mich ist das super. Ich kann in ganz Europa reisen, sowie in meiner Heimat Deutschland leben, arbeiten und wählen. Ich kann ebenfalls ohne Visum nach

  • PhilippSch
    Was'n da los?

    Die EU-Urheberrechtsreform – ein Antrag mit viel Anlauf

    Am 26. März beschloss das EU-Parlament den Entwurf zu der in massiver Kritik stehenden Urheberrechtsreform. Am 15. April fand dieser Entwurf im Rat der Europäischen Union ebenfalls Zustimmung – doch was bedeutet die Reform überhaupt? Und müssen wir uns Sorgen um das freie Internet machen?

  • lara.sc
    Was'n da los?

    Wider dem Wachstum

    Greta Thunberg fliegt nicht mehr mit dem Flugzeug, weil ältere Generationen so viele Ressourcen aufgebraucht haben, dass sie sich das emissionstechnisch nicht mehr leisten kann. Überhaupt werden immer mehr Stimmen laut, die sagen, dass wir Wirtschaft nicht weiter wie bisher betrachten können

  • Monalisaqueck
    Was'n da los?

    #zusammenstehen
    am 1. Mai

    Ich stand zwischen kleinen Kindern, scharf bewaffneten Polizisten, Omas und Opas, Absperrungen zu den Nazis, jungen und alten Menschen. So kamen wir am 1. Mai 2019 vor dem Thüringer Landtag in Erfurt zusammen.

  • lara.sc
    Was'n da los?

    „Es kann nicht sein, dass wir Kindern ein Grundrecht nehmen“

    Marianne (19) protestierte im Bundestag gegen den Ausschluss von Kindern und Jugendlichen aus der Demokratie. SPIESSER-Autorin Lara hat mit der Schülerin über ein Kinderwahlrecht und den Vorschlag eines Deutschen Jugendrats gesprochen.

  • lara.sc
    Was'n da los?

    Lieber Schulstreik statt Hitzefrei

    Jeden Freitag verlassen junge Menschen mit Plakaten bewaffnet ihre Klassenzimmer und Hörsäle. Sie ziehen vor den Bundestag, vor Ministerien und Rathäuser und fordern Veränderung, Klimaschutz, einen schnelleren Kohleausstieg. Das Motto: „Wir streiken, bis ihr handelt.“

  • katjamitk
    Was'n da los?

    Merz statt Merkel?

    Einen guten Monat ist es jetzt her, dass Angela Merkel ihren Rücktritt vom Parteivorsitz verkündete. Friedrich Merz ist einer ihrer potentiellen Nachfolger. Er könnte die gesamtpolitische Lage Deutschlands gravierend verändern.

  • lara.sc
    Was'n da los?

    „Dies ist definitiv ein historisches Jahr“

    Worum ging es bei den amerikanischen Midterms, warum jubeln beide Parteien und was erhoffen sich junge Demokraten von ihrem Wahlsieg? SPIESSER-Autorin Lara schaut über den großen Teich.

  • Der Mann den Sie Pfirsich Nannten
    Was'n da los?

    AfD adé

    Franziska Schreiber, die „Aussteigerin“ stellt ihr Buch vor und sich den Fragen der Moderatorin. Ein spannender Einblick in die politische Vertretung des gesellschaftlichen Rechtsrucks mit einem Buch, für das die Autorin nun den Hass zu spüren bekommt, den sie einst mitschürte.

  • Marie Gneuss
    Was'n da los?

    Wir waren wirklich mehr

    Wir stehen, kurzes Rollen, dann wieder stehen. Wo ich bin? Auf der Landstraße nach Chemnitz. Warum? Um dem Aufruf von Kraftklub zum Konzert #wirsindmehr zu folgen. Endlich angekommen, laufe ich vorbei am Nischel hin zu dem großen Platz nahe des Hauptbahnhofs der ehemaligen Karl-Marx-Stadt.

  • breakfastatspiesser
    Was'n da los?

    Trumps Tweet als Kriegserklärung an Nordkorea

    #gehtsnoch? Der amerikanische Präsident lässt mal eben einen Post raus, den Nordkorea als Kriegsansage auffasst, und Twitter löscht nicht mal den Tweet. Bei sowas verschlägt es SPIESSER-Praktikantin Rebekka die Sprache.

  • Onlineredaktion
    Was'n da los?

    Dr. Alice Weidel verlässt ZDF-Sendung - Warum?

    Am 05. September hat AfD-Politikerin Dr. Alice Weidel die Sendung "Wie geht's Deutschland?" im ZDF verlassen. Thema dieser Sendung war die Bundestagswahl 2017. Doch warum hat die Spitzenkandidatin die Sendung verlassen? Moderiert wurde diese Sendung "Wie geht's Deutschland" am 05. September

  • breakfastatspiesser
    Was'n da los?

    Ach, ist der G20 schon vorbei?

    Blutige Randale, Sachbeschädigungen und Klagefälle gegen Polizeigewalt: Die Ausmaße der Anti-G20-Demonstrationen sind immer noch spür- und sichtbar. Jetzt sollen die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden.