Wenn Menschen über „Fridays For Future“ sprechen, wird oft von den „Kids“ geredet, nicht etwa von allen Menschen. Woher kommt das und wie können wir dem entgegenwirken?
25. September 2019 - 09:09 SPIESSER-Autor PhilippSch.
Wenn mich ein Mensch fragt, ob ich bei Fridays For Future mitmache und ich bejahe, wird – abgesehen natürlich vom Inhaltlichen – meistens kein schiefer Blick gemacht. Ist doch klar, dass Menschen, die bei Fridays For Future mitdemonstrieren auch Schülerinnen und Schüler sind. Aber die Schülerinnen und Schüler sind längst nicht die Einzigen, die freitags auf die Straße gehen, um für ihre Zukunft zu kämpfen. Neben ihnen sind auch schon lange Erwachsene dabei: Mütter, Väter, Omas, Opas, alle. Auf den Demonstrationen entsteht schon seit den ersten Kundgebungen nicht mehr das Bild, dass nur Kinder, Jugendliche oder maximal Studierende mitlaufen. Es sind mittlerweile alle Generationen dabei. Die Klimakrise – und dementsprechend Fridays For Future ebenfalls – kennt halt kein Alter. Möchte man meinen.
Mittwoch, 31. Juli 2019: An diesem Tag beginnt der „Sommerkongress“ in Dortmund, ein Event, an den bundesweit Aktivistinnen und Aktivisten teilnehmen, um sich in Workshops weiterzubilden oder mit anderen Menschen zu vernetzen, die sich maximal durch das Profilbild in einem Messenger erkennen können. Allerdings ist bei diesem Kongress etwas besonders: Es dürfen nur Menschen unter 28 Jahren teilnehmen. Ältere Generationen können sich als Helferinnen oder Helfer anmelden, nicht aber als Teilnehmende. Es gab auch intern viel Kritik an dieser Einschränkung.
„Ich habe mich gefragt, ob ich überhaupt mitmachen darf“
Als ich für den internationalen Klimastreik (mehr zu dem Begriff später) am 24. Mai 2019 mobilisiert habe, sprach ich auch mit einer älteren Frau, welche mich interessiert anschaute. Ich hielt ihr einen Flyer hin und fragte sie, ob sie kommen würde. Für mich ist klar, dass die Klimakrise nicht zu bewältigen ist, indem nur Kinder und Jugendliche auf die Straße gehen. Im Prinzip müssten weltweit alle Generationen auf die Straße gehen, um zu zeigen, dass die Auswirkungen alle betreffen. Die angesprochene Frau entgegnete hingegen: „Ich bin doch viel zu alt dafür, da sind doch nur Jugendliche. Ich habe mich gefragt, ob ich überhaupt mitmachen darf.“ Diese Aussage lässt sich zweierlei interpretieren: Zum einen könnte es eine Ausrede sein, wieso die älteren Generationen nicht auf die Straße gehen. Klingt hart, ist aber nicht allzu abwegig. Zum anderen könnte sich die Person allerdings wirklich fragen, ob sie zu einer Demonstration gehen darf oder soll, die als Demonstration von Schülerinnen und Schülern bekannt wurde. Selbstverständlich habe ich sie eingeladen, zu kommen. Und sie kam tatsächlich.
Im Februar 2019 gründeten sich die „Parents For Future“. Laut Selbstverständnis sind sie ein „freier Zusammenschluss von erwachsenen Menschen und stehen als Parents For Future in Solidarität zur Fridays-For-Future-Bewegung“. Sie engagieren sich, weil sie die „jungen Menschen in ihrem friedlichen Protest für einen ambitionierten Klimaschutz und Deutschland und weltweit“ unterstützen möchten – eine ausgezeichnete Idee. In den Städten nehmen die „Parents“ bei den Demonstrationen teil, organisieren zum Teil aber auch ihre eigenen Demonstrationen und Mahnwachen oder treffen sich regelmäßig, um sich zu vernetzen. Die Idee dahinter ist, eine niedrigere Schwelle für Erwachsene zu bilden, sich zu engagieren. Dies ist notwendig, weil „Fridays For Future“ medial als eine Bewegung von jungen Menschen bekannt wurde. Nun finden sich dort in regelmäßigen Treffen Erwachsene, die sich den Protesten anschließen und mit Gleichaltrigen gemeinsam auf den Demos mitlaufen.
Die Berichterstattung über Fridays For Future
Wenn in den Medien ein Statement von „Fridays For Future“ auftaucht, ist es zu sehr großen Teilen von einer eher jungen Person. Das liegt zum einen daran, weil viele Medien gerne ein bestimmtes Narrativ bedienen möchten. Zum anderen liegt es aber auch an den Köpfen innerhalb der Bewegung. Diese haben sich von Anfang an stark in den Vordergrund gedrängt. Wer letztendlich die Verantwortung für die einseitige Berichterstattung über junge Menschen in der Bewegung trägt, ist unklar. Allerdings muss auch dort etwas passieren, um alle Altersschichten mit einfließen zu lassen. Denn eine Bewegung gegen die Klimakrise betrifft die Menschheit im Allgemeinen und muss dementsprechend auch alle Generationen gleichermaßen mit einbeziehen. Nur so kann ein solides Öffentlichkeitsbild entstehen.
Genau deshalb sollten am 20. September alle Generationen auf die Straße gehen – „alle fürs Klima“ halt.
Text: Philipp Schröder, verwendet sonst in Texten das Gendersternchen (*), um alle sozialen Geschlechter ausdrücklich einzubeziehen. Teaserbild: Fridays for Future Deutschland
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