Rezo zerstört die CDU, die CSU zerstört sich selbst
Orientierungslos blieben die eingesessenen Politikprofis zurück nachdem ein junger interessierter Mann mit auffälliger Frisur plötzlich den dunklen Raum der Politik für Jugendliche öffnete. Und die Erwachsenen reagierten, als würden sie von ihren Kindern beim Sex erwischt.
17. September 2019 - 08:24 SPIESSER-Autor Der Mann den Sie Pfirsich Nannten.
Die Mehrheit der Koalition beschimpfte erst wüst, wollte dann kritische Meinungen im Internet am liebsten strenger beäugen lassen und war sich dann zumindest einig, dass man besseren Kontakt zu uns jungen Leuten haben muss – also für Annegret Kramp-Karrenbauer alles im Alter von Philipp Amthor und jünger. Dass die CSU nun selbst versucht eine schlechte Kopie eines YouTubers als Reaktion in die Spur zu schicken, ist nicht nur peinlich, sondern zeigt: Ihr habt nichts begriffen.
Nach den Wahlen im Osten ist die laute blaue Stimme, die der CDU das Leben schwer macht, leider wieder die AfD – bis dahin war dies allerdings der YouTuber Rezo mit seiner „Zerstörung der CDU“. Am 31. August veröffentlichte die CSU nun als Reaktion ein eigenes Videoformat „CSYou“ und zeigt, dass vor allem die Form und nicht der Inhalt von Rezo analysiert wurde. Mit Glitcheffekten und gefärbten Haaren so wie Einblendungen aus dem YouTube-Klischeebaukasten-Set von 2015 probiert die CSU billigste Parteipropaganda für die Generation Shirin David zu installieren. Und scheitert eindrucksvoll. Für dieses Video hat YouTube den Daumen nach unten erfunden (aktuell stolze 195.000).
Ein Fail in der Brandung
Wenn selbst der Bayrische Rundfunk über die CSU spottet, dann weiß die bayrische Heimatpartei, wie schlimm es sein muss. Angegriffen wird Greta Thunberg und Klimaaktivismus, ein paar Sätze später wird Rechtsextremismus mit Linksextremismus gleichgesetzt. So sehen sie aus, die selbst ernannten „neuen Wege der Kommunikation“ der CSU. Dass die Hälfte des Videos nicht stimmt oder unsachlich verkürzt ist, geschenkt. Dass die Gags unterirdisch und mit Sounds unterlegt sind, die selbst Micky Mouse zu wenig subtil sind, meinetwegen. Aber dass so ein Video durch alle Instanzen einer Partei geht und das Verständnis dieser davon ist, was junge Menschen mögen, macht mich betroffen. Als würde Vati nochmal „witzige“ Shirts mit bedruckten Sprüchen anziehen unter der Jeansjacke und über die Sonnenbrille schielend rufen: „Na, wer ist jetzt uncool?“
Anstatt die FridaysForFututure-Bewegung in sinnvolle politische Mitbestimmung einzubinden und dabei die Chance zu nutzen, die in die Jahre gekommenen Strukturen der Funktionsweise unseres Parlaments zu aktualisieren oder digitale Mitgestaltung von Politik durch transparente und nachvollziehbare Vorgänge zu ermöglichen, gibt’s das uralte Lied, nur halt mit Autotune.
Fraglich ist auch, inwiefern es für eine Regierungspartei überhaupt zulässig ist, eigene Formate mit Nachrichtencharakter zu erstellen. Staatsfernsehen ist nämlich gesetzlich verboten im Rundfunkstaatsvertrag. Aus gutem und historisch bekanntem Grund soll Berichterstattung unabhängig sein und von Journalisten betrieben werden – kein FC Bayern TV für die Politik, indem man alles im Sinne der eigenen Parteianstecknadel zurechtschiebt. Hier offenbart sich allerdings wieder, dass unsere Richtlinien noch im Fernsehzeitalter stehengeblieben sind, und YouTube-Formate weiterhin politisch einseitig sein dürfen. Juristisch ist dies wohl solange sauber, solange die politische Werbung offensichtlich ist.
Nur konsequent fürs eigene Demokratieverständnis der CSU ist, dass kritische Kommentare der Zielgruppe, die sich nicht gut adressiert fühlten, unter dem Video scheinbar gelöscht wurden. Schlimmer hätte das von der Partei gestoppte Vorhaben eines Videos mit dem Jungabgeordneten Philipp Amthor auch nicht sein können. Die CDU schreibt übrigens auch gerade Stellen für Online-Videokreateure aus. Toi, toi, toi.
Text: Christian Schneider
Teaserbild: twitter | Neo Magazin Royale
Dir gefällt dieser Artikel?
auf Facebook teilen auf WhatsApp teilen auf Twitter teilen auf Google+ teilen
Lesekreise haben den Ruf, eine verstaubte Praxis aus vergangenen Tagen zu sein. SPIESSER-Autor Pierre möchte jedoch anregen, gerade jetzt in Zeiten der Pandemie wieder auf diese Zirkel zurückzugreifen.
Viele Menschen sind der Meinung, politische Debatten könnten aus neutralen Blickwinkeln geführt werden. Aber wem wird zugestanden, diese objektiven Standpunkte einnehmen zu können – und viel wichtiger: wem nicht? SPIESSER-Kolumnist Pierre zweifelt stark an der Existenz einer völlig
Seit Wochen schon geht es in Nachrichten über die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung nur um Weihnachten. Warum sehen wir es als selbstverständlich an, dass zu diesem Feiertag die Kontaktbeschränkungen gelockert werden, und zu keinem anderen?
Oft wird falsch verstanden, was mit Feminismus überhaupt gemeint ist. Der Begriff hat darüber hinaus eine Geschichte hinter sich, die nicht immer ohne Probleme war. SPIESSER-Kolumnist Pierre fragt sich deshalb: Warum taufen wir ihn nicht einfach um? Und liefert die Antwort auf diese Frage gleich mit.
Bevor Pierre nach Hildesheim gezogen ist, konnten die meisten Personen in seinem Freundeskreis nichts mit der Stadt anfangen. Er auch nicht. Nach seinem Bachelorstudium im beschaulichen Marburg hatte er eigentlich in die Großstadt seiner Träume ziehen wollen: Frankfurt am Main. Doch es kam anders.
Wer Bewerbungen schreibt, steht unter immensem Druck. Die eigenen Fähigkeiten müssen in kürzester Form präsentiert werden. Immer öfter geht es dabei aber scheinbar noch um etwas anderes – darum, besonders verliebt in seinen Job zu sein.
Was tun, wenn sich herausstellt, dass die Autorin der eigenen Lieblingsbücher öffentlich transfeindliche Ansichten propagiert? SPIESSER-Autor Pierre hat sich diese Frage gestellt - und kommt zu einer klaren Antwort.
Christliche Influencer, sogenannte „Christfluencer“, tragen nicht einfach ihren persönlichen Glauben nach außen. Sie vermarkten ihn vielmehr – wie ein Lifestyle-Produkt. Dabei nutzen sie modernste Kommunikation, um zu missionieren und aktiv gegen Werte wie die Gleichberechtigung
Was in Hanau am 19. Februar passiert ist, war für viele ein Auslöser von Angst. Tatsache ist aber, dass diese Angst für viele People of Colour in Deutschland Alltag ist.
Die Philosophie hat einen schlechten Ruf. Sie steht im Verdacht, ein Studienfach für Menschen zu sein, die schlicht nichts Besseres mit ihrem Leben anzufangen wissen. Dabei ließe sich gerade mithilfe der Philosophie unsere durchökonomisierte, neoliberale Gesellschaft auf den Kopf stellen.
Allgemeinbildung heißt heute Google, sagen manche. Aber das reicht nicht. Die Welt ist so kompliziert geworden, dass man leicht den Überblick verliert. Woher soll man wissen, was man wissen muss? Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn.
Wovon darf Angela Merkel keine Ahnung haben? Wann dürfen Politiker Fehler machen? Und warum wissen wir alles besser als sie? Politiker haben riesige Verantwortung, keine Freizeit und Gegner auf allen Seiten. Für unsere Demokratie muss ein anderes Bild über sie her.
Mal ehrlich: Bargeld ist so modern wie der Dieselmotor, Atlanten oder Telefonzellen. Eine Zukunft hat es in einer digitalen Welt nicht. Zeit loszulassen, auch wenn das „dem Deutschen“ schwerfällt.
Bilder von Kindern gehören nicht ins Internet. Denn auch sie haben ein Recht auf Privatsphäre wie jeder von uns. Und selbst würde wohl keiner ein Bild von sich beim Kacken, Kotzen, Heulen oder Nacktbaden hochladen.
Bei Konservativen ist es cool geworden, nicht mehr „politisch korrekt“ zu sein. Aber was heißt das überhaupt und warum sollte man erst denken und dann sprechen?
Wer spricht schon über Loyalität? Meistens die Leute, die sie von anderen einfordern oder sich selbst damit brüsten wollen, wie loyal sie doch sind. Oh, und Rapper natürlich. Echte Loyalität aber sollte nichts anderes sein als eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit.
Unser Kolumnist Max schaut sich einen Text von sich selbst an, in dem er nach dem Abi verzweifelt auf die Welt der Erwachsenen geschaut hat. Heute sieht er vieles anders. Ist vielleicht doch nicht alles so scheiße, wie es manchmal scheint.
Bei den Reaktionen auf das Rezo-Video fällt auf: Nicht nur die CDU versteht die Jugend nicht mehr, auch Medienmacher haben den Zugang zur jungen Generation verloren. Vielleicht braucht es die Jungen, um den Alten etwas zu erklären.
Unsere Gesellschaft ist so gleichberechtigt wie noch nie zuvor. Trotzdem gibt es einige empörte Feministinnen und Feministen, die anscheinend nicht an Gleichberechtigung interessiert sind und damit die Glaubwürdigkeit und den Wert ihrer Bewegung untergraben.
Liebe Freundinnen des Rosas und Pinks, der Blumen und Schokolade – der Valentinstag ist mit seinem Kitsch und seinen Klischees mal wieder über uns geschwappt. Und wisst ihr was? Ihr könnt ihn haben, euren Prinzessinnen-Tag. Besser gesagt: Haltet ihn uns ja vom Leib!
Nicht Weltmeister, kein Finale, nicht mal Dritter. Die Handball-Heim-WM hat Deutschland in den Bann gezogen – und am Ende flossen bittere Tränen. Die deutsche Mannschaft löste Zuschauerrekorde in den Hallen und an den Bildschirmen aus. Doch scheinbar nur, weil der grausame Riese Fußball
Ein Anfang kann eine Chance sein, ein Risiko, das Ende einer Ära, ein leeres Blatt. Das neue Jahr beginnt und bringt tausende neue Anfänge mit sich. Manche ganz willkürlich, andere sehr geplant. Aber wer den Jahreswechsel braucht, um sich selbst neu zu erfinden, der hat wirklich ein Problem.
Was macht einen Menschen eigentlich zum Mensch? Wie hilft die moderne Technik dabei? Werden Maschinen bald bessere Romane schreiben als Menschen? Über diese und andere Fragen hat sich SPIESSER Autorin Katharina Gedanken gemacht.
Das Wetter war selten so nervig und ekelhaft wie in den letzten Tagen und Wochen. Es ist kalt, es regnet, es schneit, verdammte Hacke! Ich finde, es wird höchste Zeit sich mächtig aufzuregen über diese Frechheit.
Was macht einen Menschen eigentlich zum Mensch? Wie hilft die moderne Technik dabei? Werden Maschienen bald bessere Romane schreiben als Menschen? Über diese und andere Fragen hat sich SPIESSER Autorin Katharina Gedanken gemacht...