Wie spießig ist das denn?

Im Schrebergarten

Wie spießig ist das denn? Maxi war im Schrebergarten und hat – auch ohne grünen Daumen – einiges dazugelernt. Spießig fand sie es trotzdem, aber schön-spießig!

17. January 2016 - 10:49
SPIESSER-Autorin Miliane.
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Miliane Offline
Beigetreten: 20.01.2014

Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, es ist der perfekte Tag, um im Garten zu liegen und nichts zu machen. Nur nicht für mich. Denn ich bin mit Helgard Bergmann, Gartenfachberaterin der Bühlauer Waldgärten e.V., verabredet. Auf dem Weg dorthin werde ich von älteren fahrradfahrenden Ehepaaren mit Arbeitshandschuhen und Gartenwerkzeug auf den Gepäckträgern überholt. Wir haben heute wahrscheinlich ausnahmsweise mal das gleiche Ziel.


Immer ran ans junge Gemüse!

Am Eingangstor angekommen, stelle ich fest: Die Schrebergartenkolonie ist ganz schön groß. Ganze 350 Gärten finden hier Platz. Ich folge Frau Bergmann durch den Rosenweg zum Garten Nummer 89. Hier und dort sind bereits fleißige Gartenarbeiter am werkeln, alle jenseits der 50 und alle kennen und grüßen sich.

Der Garten ist genau so, wie ich mir einen typischen Schrebergarten vorgestellt habe: ein Obstbaum, Frühlingsblumen, Gemüse und ein paar Kräuter, ein mit Steinplatten gelegter Weg, ein kleiner Teich mit Goldfischen und natürlich eine Gartenhütte. „In mindestens einem Drittel jedes Gartens muss angebaut werden“, erklärt mir Frau Bergmann. „Das ist die Bedingung für eine Mitgliedschaft bei uns.“


Gartenarbeitsnachhilfe von der Expertin

Wir starten mit dem Umtopfen von Blumen. Helgard Bergmann, ehemalige Sport- und Biolehrerin, erklärt mir alles schnell und genau. Nachdem ich Tausendschön und Primeln eingesetzt und gegossen habe, geht es weiter mit den Kräutern. Sie drückt mir eine Gartenschere in die Hand. Ich soll die vertrockneten Äste abschneiden. Dabei habe ich ständig Angst, zu viel abzuschneiden oder auf irgendwas draufzutreten. Danach machen wir eine kurze Pause, in der wir die Goldfische füttern und die warme Sonne genießen. Dabei erfahre ich, dass an dieser Stelle früher ein Militärübungsplatz war. 1946 entstanden dann die ersten Gärten. Ein Gründungsmitglied ist heute noch dabei. „Die Dame ist mittlerweile 92 und arbeitet immer noch fleißig in ihren Gemüsebeeten“, erzählt mir Helgard Bergmann. Nun haben wir aber genug pausiert, die Kartoffeln müssen schließlich auch noch gedüngt werden. Und zwar mit verrottetem Pferdemist – lecker!


Boden zu fest? Die Harke wird's richten!

Zum Schluss darf ich mit einer Harke die Erde im Kräuterbeet und um die Erdbeeren lockern, bevor wir noch einen kleinen Rundgang durch die kleinen Wege zwischen den Gärten machen, die Namen wie „Hasen“- und „Amselweg“ haben.

Warum so wenige junge Menschen in Schrebergärten zu finden sind? „Leider fehlt den meisten einfach die Zeit. So ein Garten braucht viel Pflege, das ist natürlich nicht möglich, wenn man den ganzen Tag arbeitet“, meint Frau Bergmann.

Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass sie mir die leichtesten Aufgaben herausgesucht hat, was aber auch daran liegen kann, dass so ein Garten eben kein Projekt für einen Nachmittag ist. Auf jeden Fall bin ich jetzt motiviert, selbst etwas anzupflanzen, auch wenn es erst mal nur für Kräuter auf dem Fensterbrett reicht. Und ein Vorurteil von mir über die Mitglieder solcher Gartenanlagen wurde auch widerlegt:
Niemand trug Crocs! Man kann von seinen eigenen Erkenntnissen also doch noch überrascht werden.

Text: Maximiliane Schmidt
Fotos: Max Patzig

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