Eine Kaserne in unserer Nähe sollte zu einer Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Asylbewerber umfunktioniert werden. Kurz nach dem Bekanntwerden dieser Pläne entbrannten im Internet heiße Diskussionen. Die Seite gegen das Asylbewerberheim erreichte schnell großen Zuspruch, was mich tierisch sprachlos machte. Auf dieser Seite fand keine sachlich-ernsthafte Diskussion statt. Stattdessen waren nur Nazi-Parolen und Phrasendrescherei zu finden.
Die Seite für das Asylbewerberheim bemühte sich um eine objektive Darstellung und sorgte für viele offizielle Informationen zum Thema. Leider erhielt die Pro-Seite einige Beschimpfungen von Seiten der Gegner (welche nicht den Mumm besitzen, sich namentlich zu ihrer Meinung zu bekennen). Befürworter des Projektes wurden als Linksextreme und Schlägertruuppen bezeichnet. Das muss man sich mal geben.
Bis zu einer öffentlichen Bürgerinformation spitze sich die Situation im Internet zu und ich fühlte mich, als sei ich von lauter Nazis umgeben. Glücklicherweise wurden viele Beschimpfungen und Hetzparolen von Außen eingetragen, die Bevölkerung unserer Stadt sprach sich in der Realität im Großen und Ganzen für das Projekt aus.
Schon armselig, wenn mann Hetzparolen verbreitet, aber nicht mal seinen Namen drunter schreibt, weil man keine Eier hat. Das Schlimmste ist, dass der Großteil der NPD Wähler keine alten Menschen sind, sondern vor allem Jungvolk. Es muss sich dringend was ändern. Wie kann sich in der heutigen Zeit die Ideologie aus dem Dritten Reich so fortpflanzen???
Eine Erkenntnis geht noch aus den ganzen Erlebnissen hervor: Das Internet ist glücklicherweise nicht immer Spiegel der tatsächlichen Realität. Da draußen im "real life" gibt es eben doch noch Leute, die selbstständig denken und sich engagiert mit wichtigen Projekten beschäftigen und damit die Welt ein kleines Bischen besser machen wollen.
Das ganze Thema Flüchtlingspolitik und die einheimische Reaktion darauf ist schon lange etwas, was mir Bauchschmerzen verursacht.
Mich macht es sprachlos, dass Menschen, die aus ihren Ländern fliehen müssen, weil dort Krieg herrscht, sie wegen ihrer Religionszugehörigkeit oder sogar nur wegen ihrer Ethnie verfolgt werde (siehe Syrien, Iran, ...) und hierher kommen, weil sie hoffen, hier endlich sicher zu sein, sich haltlose Anschuldigungen an den Kopf werfen lassen müssen, wie "dass sie ja alle kriminell sind / bloß herkommen, um sich an unserem Sozialsystem zu bereichern / alle Ausländermänner unsere Mädchen und Frauen vergewaltigen / ...".
Und auch unsere Politiker schießen sich mit ihren Äußerungen immer mal wieder ins Aus. Das man jetzt gewisse Länder herabstufen will, weil sie angeblich sicher sind, regt mich schon ein wenig auf: Woher wollen das denn die Leute hier wissen, wie sicher es in Rumänien o.ä. ist? Davon, dass sie hier in warmen Kissen sitzen höchstwahrscheinlich nicht. und auch die sog. Wirtschaftsflüchtlinge: wer glaubt denn ernsthaft, dass jemand in seiner Heimat alle Zelte abbrechen würde, wenn er nicht tatsächlich einen schwerwiegenden Grund dafür hat: Er lässt Familie, Freunde, Heimat zurück und macht sich auf einen ungewissen weiten Weg.
Das Beste ist ja, dass Leute, die so gewisse Phrasen äußern, häufig einfach keine Ahnung haben, geschweige denn, jemals selbst ein Asylheim von innen gesehen haben. Ich war erst letztens in einem: karge, billige Einrichtung, sehr beengt (es müssen ja viele Menschen auf wenig Platz untergebracht werden). Wahrscheinlich würde sich das Jugendamt bei "deutschen" Kindern sofort einschalten, wenn da die Familien so eng aufeinander wohnen würden. Diese Flüchtlinge haben alles andere als Luxus!!!!
Ein weiterer problematischer Punkt ist die Uniformiertheit der Bevölkerung. In gewissem Maße kann ich ja Anwohner verstehen, die weder gefragt noch informiert werden, wann wie ob etc. Asylbewerber und Flüchtlinge kommen. die hören dann nur die Schauermärchen von NPD und PEGIDA und schieben Panik.
Und ja, manchmal ist auch die Planung der Verwaltung nicht immer der Stimmung förderlich. Wenn man leerstehende Gebäude nutzt für die Unterbringung von Flüchtlingen, dann ist das ja erstmal ne ganz schlaue Idee. Frage: Muss man das aber im reichsten Viertel Hamburgs, was gleichzeitig das reichste Deutschlands ist? Das dort die Begeisterung für das Projekt nicht übersprudeln würde, kann man sich eigentlich gleich lebhaft vorstellen. Und das Argument, wo sie da einkaufen sollen, hört sich zwar erstmal banal an, aber beim Nachdenken gewinnt es doch, meiner Meinung nach, an Gewicht.
Ich hasse Vorurteile, und doch muss ich gestehen: Ich als Mensch bin auch nicht frei davon, auch wenn sich meine wahrscheinlich eher gegen Nazis stellen. Und doch finde ich, wir müssen so objektiv wie möglich an die Sache herangehen:
Ja, es gibt Ausländer, die kriminell sind. Aber es gibt immer noch mehr, die gesetzestreu sind. immerhin sind "die Deutschen" das meistens ja auch, genauso wie es ebenfalls welche gibt, die kriminell sind.
Die beste lösung wäre wahrscheinlich: Die Erde ohne Grenzen sehen, die Menschen als Bürger der Erde, dann gibt es weder Einheimische noch Ausländer. Einfach so miteinander umgehen, wie wir sind: alle sind gleich viel wert!
Der "Durchschnittsdeutsche" hat so ungefähr die Meinung: Flüchtlinge aufnehmen? Klar, wir helfen gerne. Aber bitte nicht vor meiner Haustür und in meinem Ort!
Und da sag ich: Schade! Wer nie über den Tellerrand schaut, selbst dann nicht, wenn er auf einen zukommt, der wird auch nie was neues entdecken. ich habe viele Freunde, die in ihrer Herkunft oder Ethnie nicht dem nationalsozialistischen Ideal von '33 entsprechen, und ich bin froh, dass ich sie habe und diese Möglichkeit bekommen hab, meinen Horizont zu erweitern.
Dass jetzt PEGIDA auf den Straßen Dresdens den Ruf von '89 missbraucht: Wir sind das Volk!, das hat eine ganz eigene Ironie. Und es zeigt, wie arm es um Deutschlands ach so hoch gelobte Intergrationsbereitschaft steht. Es ist ein krasser Fall von Sprachlosigkeit und Fremdschämen!!!
Bei uns in der Stadt wurde vor kurzem ein Mann aus rasisstischen Gründen umgebracht. Es wurde eine Demo organisiert unter dem Motto: "Rasissmus tötet" und irgendwie nahm ich an, dass die halbe Stadt daran teil nehmen würde. Stattdessen waren wir 200 Leute von denen die meisten noch nicht mal aus der näheren Umbegung kamen. Und die meisten Passanten schienen alles andere als begeistert von der Demo zu sein. Auch wenn gerade jüngere Generationen es super cool fanden in Grüppchen zustehen und die sache mit ihren Smartphones zu filmen. In der Zeitung wurde die Sache nicht großartig erwähnt. Außer in einer in der von einer "peinlichen, aber friedlichen Demonstration" gesprochen wurde. Ich bin immer noch schockiert über diese verhalten meiner Mitmenschen.
Es ist schon erstaunlich zu sehen, dass sich viele Leute dem "Druck der Masse" beugen oder das ganze verschärfen aber dann nicht den Mut aufbringen, sich zu ihrer (oft oder manchmal sehr dummen und oft nicht eigenen) Meinung bekennen. Seit die Medien so präsent sind, gibt es viel mehr Mitläufer, die nur um nicht "falsch" zu wirken sich der Masse, wie hier den rechtsextremen, beugen und dabei völlig vergessen, dass es um zum Teil wichtige Entscheidungen oder insbesondere Ehrlichkeit geht. Dann noch nicht den Mut aufbringen sich für die Pro- oder Contraseite zu outen - das ist nicht nur armselig, sondern krank, noch schlimmer ist keine eigene Meinung zu haben und der Masse hinterher zu laufen ohne das Thema / die Situation / die Idee / das Projekt zu kennen. Im Internet ist es schon extrem, im ecten Leben macht man sich noch Gedanken und / oder sich über das Thema schlau, bevor man seinen Senf dazugibt.
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Und ja, manchmal ist auch die Planung der Verwaltung nicht immer der Stimmung förderlich. Wenn man leerstehende Gebäude nutzt für die Unterbringung von Flüchtlingen, dann ist das ja erstmal ne ganz schlaue Idee. Frage: Muss man das aber im reichsten Viertel Hamburgs, was gleichzeitig das reichste Deutschlands ist? Das dort die Begeisterung für das Projekt nicht übersprudeln würde, kann man sich eigentlich gleich lebhaft vorstellen. Und das Argument, wo sie da einkaufen sollen, hört sich zwar erstmal banal an, aber beim Nachdenken gewinnt es doch, meiner Meinung nach, an Gewicht.
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