Die Neue Mensa in Dresden bedient etwa 4000 Studenten1 am Tag. Alle haben eines gemeinsam: HUNGER! Die Angestellten in der Küche haben also viele Mägen zu füllen – SPIESSER-WGlerin Anna war einen Tag mit dabei.
26. December 2012 - 10:20 SPIESSER-Autorin Marge94.
Dieser Härtetest begann für mich schon Tage vor dem eigentlichem Besuch in der Unimensa. Um mit Lebensmitteln arbeiten zu dürfen, ist es nötig, sich vorher ein Gesundheitszeugnis ausstellen zu lassen. Im Gesundheitsamt erzählt man mir eine Stunde lang, wie die Konsistenz meiner Exkrement auszusehen hat, damit ich in der Mensa arbeiten darf: Sind sie eitrig, schleimig, blutig oder milchig (!?), soll ich mich von Lebensmitteln fernhalten. Habe ich mit Erbrechen, Gelbsucht oder Fieber zu kämpfen, ebenfalls. Was ihr nicht sagt! An dem Montag, an dem mein Härtetest stattfinden soll, ist das leider oder eher Gott sei Dank, nicht so und ich kann den Küchendienst antreten.
Bereit zum Entern
Kaum bin ich angekommen, möchte ich mich gleich ins Gemetzel stürzen. Die Mensaleiterin hält mich zurück und zerrt mich in einen Umkleideraum. Zunächst werden mir meine Klamotten und Schuhe genommen – dann meine Würde. Ich trage nun gestreifte Stoffhosen in XXXL, eine Schürze und ... ein Kopftuch. Ich fühle mich in die alten grausamen Schulzeiten zurückversetzt, in denen ich wegen meiner Dreadlocks zum Tragen muffeliger Schwimmhauben verdonnert wurde. Das Lachen meiner Mitschüler hallt mir in den Ohren, als ich das Tuch in meinem Nacken zusammenknote. Ich sehe aus wie ein kranker Pirat. Und bin in den Augen der Mensaleitung bereit, die Küche zu entern.
Anna beim Gemüse schnippeln.
Meine erste Aufgabe ist es, Gemüse zu schnippeln. Viel Gemüse. Ich zersäbele Kohlköpfe, gelbe Paprika, Granatäpfel, Eier, Petersilie und meine Finger. Zum Glück trage ich bei allem was ich tue, Handschuhe. Der Finger ist noch dran. Sieht nur ein wenig eingedellt und angekratzt aus, nachdem ich mit bloßer Hand die Schalen von 120 Eiern abgepopelt habe. Bevor ich unter den Bergen von Gemüse verschwinde, darf ich mich der nächsten Arbeit zuwenden.
Das obligatorische Schnitzel
Diese erscheint mir weitaus erfreulicher. Es ist halb elf, bald werden die ersten Studenten von Hunger getrieben in die Mensa stürmen und über das Essen herfallen. Welches natürlich schmecken soll. Aus diesem Grund darf ich mich nun durch sämtliche Gerichte des Tages kosten. Küchenleiter Herr Schulz hat sich mit seinen Mitarbeitern für diese Woche etwas besonderes einfallen lassen: Es gibt nur orientalisches Essen. Ich schwelge in Kichererbsen mit Linsen-Kokos Reis mit einer Soße aus Orangen und Pistazien ... und wundere mich, dass das Mensaessen so verdammt gut ist. Wieder fühle ich mich in meine Schulzeit zurückversetzt, als ich lieber mit knurrendem Magen in den Sportunterricht ging, als die Matschepampe aus der Schulküche zu essen. „Die Studenten wissen die Vielfältigkeit der Gerichte allerdings nicht zu schätzen“, erzählt Herr Schulz, „die meisten kaufen sich tagtäglich das obligatorische Schnitzel mit Pommes.“
Mit diesen Worten scheucht er mich wieder an die Arbeit. Denn nach dieser kleinen Verköstigung geht es richtig rund. Die Studenten schwärmen durch die Mensapforten. Ich rücke mein Kopftuch noch einmal zurecht und greife mit zitternder Hand nach der Schöpfkelle. Im Sekundentakt prasseln Bestellungen auf mich ein, ich klatsche Kürbiskartoffeln und Fischfilets auf die Teller. Nach Augenmaß versuche ich die Portionen möglichst gleich groß zu verteilen, was aber nur zu einem heillosen Durcheinander auf den Tellern führt. Sieht scheiße aus. Würde ich nicht mal selbst essen. Meine Füße rutschen über Soßenspritzer am Boden. Es ist verdammt heißt über den Warmhalteplatten. Ich hoffe, dass die Schweißperlen auf meiner Stirn nicht in die Töpfe unter mir tropfen, beziehungsweise ist mir das eigentlich mittlerweile auch egal. Hauptsache, dieser endlose Bestellung-Essen-auf-Teller-klatschen-Rumreichen-Teufelskreis hat ein Ende!
Das bittere Ende
Damit man auch an alle Ecken und Ritzen
kommt, ist voller Körpereinsatz gefragt.
Irgendwann nimmt mir meine Kollegin die Schöpfkelle aus der steifen Hand und drückt mir stattdessen einen Wischlappen hinein. Der größte Ansturm ist vorbei und ich soll nun nur noch die riesigen Kochtöpfe reinigen. Ich kratze Kartoffelsuppenreste mit bloßen Fingernägeln vom Metall und klettere in die großen Suppenschüsseln. Langsam wird mir vom penetranten Essensgeruch übel. Er scheint mir überall anzuhaften, an der Kleidung, an den Fingern, unter den Fingern, in meinen Haaren, auch wenn diese sich ja schon seit heute morgen unter dem netten Häubchen verstecken. Auch meine Füße in den sexy Crocks fangen an zu schmerzen, immerhin bin ich jetzt seit sechs Stunden auf den Beinen. Die Mensaleute haben Erbarmen und setzen mich mit einem Teller Essen an einen Tisch. Auch wenn es noch so lecker aussieht – ich hatte heute schon den ganzen Tag Lebensmittel in der Hand und krieg nichts mehr runter. Als ich aber die eigens von mir geschnippelte Paprika darin wieder entdecke, schlage ich doch zu. Muss doch wertgeschätzt werden. Ich weiß ja jetzt, wie viel Arbeit darin steckt.
Text: Anna Gumbert
Fotos: Melanie Storch
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