Migration & Flucht

Wie klingt Deutschland?

Fliehen heißt im besten Fall auch ankommen. Viele Menschen sind in naher und ferner Vergangenheit in Deutschland angekommen, viele sind hier geboren. Doch wie nehmen sie Deutschland eigentlich wahr? Und wie sehr unterscheidet sich ihre Wahrnehmung? Das haben sich SPIESSER-Autoren gefragt, haben alle fünf Sinne in die Hand genommen und sind zu wunderschönen, bildgewaltigen und höchst interessanten Ergebnissen gelangt.

20. October 2017 - 11:20
SPIESSER-AutorIn Leamarie25.
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Leamarie25 Offline
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Amjad (26), aus Damaskus (Syrien), seit Dezember 2015 in Deutschland: Nach 22 Uhr höre ich nicht mehr viel und kann keine Musik mehr machen – wegen der Nachbarn.

Mohammad (26), aus Homs (Syrien), seit zwei Jahren in Deutschland: Der Begriff Deutschland klingt für mich nach einem sehr reichen Land, Pünktlichkeit, Fußball und Autos. Das verbinden auch Leute aus Syrien mit Deutschland, mit denen ich jetzt telefoniere. Das Handy passt aber auch gut zu den Geräuschen hier. Es ist zwar allgemein sehr, sehr ruhig in Deutschland, in Syrien ist es viel lauter, was eben auch an der unterschiedlichen Mentalität und dem syrischen Temperament liegt. Hier sieht und hört man aber immer viele Menschen, die am Handy sind und Telefonieren. Beim Sprechen sind die Deutschen nämlich auch laut.

Clara (23), geb. in Hagen, lebt in Osnabrück: Nach dem Ticken einer Uhr. Deutschland hat ja diesen Ruf, dass wir alle immer überpünktlich sind. Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es stimmt schon, dass die Deutschen immer sehr auf die Uhrzeit achten. Ich bin leider jemand, der mit Pünktlichkeit etwas zu kämpfen hat. Das Uhrenticken macht mich immer etwas nervös, vor allem, wenn ich mal wieder spät dran bin.

Sarah (22), geb. in Konstanz, lebt in der Nähe von München: Für mich klingt Deutschland sehr rau, gerade wenn man die Sprache betrachet, aber auch sehr herzlich, wenn man genauer hinhört.

Abdulkarim (19), aus Damaskus (Syrien): Ich höre Ruhe in Deutschland.

Olivia (22), aus Zschepplin: Nach Schlagern.

Robel (22), aus Eritrea, seit zwei Jahren in Deutschland: Deutschland klingt … es klingt anderes. Als ich in Eritrea war und Deutschland noch nicht gesehen habe, da klang es in meiner Vorstellung anderes.

Leo (25), aus Herrsching: (Lässt eine lange Pause entstehen) Jetzt hatten wir eine kleine Kostprobe (lacht). Es klingt poetisch. Man hat viele Gedichte, die ganze Sprache ist, wenn man das will, sehr fein ausdrückbar.

Es klingt aber auch nach vielen Autos, viel Lärm. Es gibt kaum einen Platz, an dem es wirklich ruhig ist, es ist eigentlich die ganze Zeit irgendwas zu hören. Auf der anderen Seite kann man auch den See und Vögel hören. Jetzt hier (in Bayern) Blasmusik. Viel Musik, die aber auch sehr strukturiert ist. Ja, so klingt Deutschland.

Jianan (37), geb. in China, seit 2003 in Deutschland: Man sagt ich bin ein guter Zuhörer. Meine lieblings Radiosender sind BR2, WDR5, WDR3.

 

Interviews und Fotos: Alexandra Koch, Ruben Stein, Lea Haufler, Lisa Pausch, Jonathan Auer

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