Sabine Lösing, DIE LINKE, studierte Sozialwirtin
indescribable: Warum dürfen nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund hier arbeiten/studieren usw. gehen?
"Leider dürfen viele Menschen in Deutschland nicht arbeiten und studieren. Das finde ich falsch. Alle Menschen, die in Deutschland leben, sollten arbeiten und studieren dürfen. Außerdem werden jährlich Tausende Menschen ins Ausland abgeschoben. Auch Schüler sind darunter, die so von ihren Schulfreunden getrennt werden. Ich finde, dass alle das Recht haben sollten in Deutschland zu bleiben."
indescribable: Warum wird den Studien der Gentechnikkonzerne Vertrauen geschenkt, anstatt unabhängigen Studien?
"Ich vertraue Studien von Gentechnikkonzernen nicht. Ihre Studien sind nicht objektiv. Sie wollen Gentechnik damit nur schönreden. Denn mit Gentechnik verdienen sie sehr viel Geld. Ich werde mich im Europaparlament dafür einsetzen, dass Gentechnik verboten wird. Das schützt Mensch, Tier und Umwelt. Das ist wichtiger, als das Geld der Konzerne."
FeListar: Warum darf man erst ab 18 Jahren wählen? Welche Meinungen haben andere EU-Länder zu diesem Thema?
"In ganz Europa darf man das Europaparlament erst ab 18 Jahren wählen. Einzige Ausnahme: Österreich. Dort darf man bereits ab 16 wählen. Das Wahlalter ist eine gesetzliche Frage. Die Abgeordneten können das Gesetz ändern, sodass man schon ab 16 wählen darf. Bei vielen Kommunalwahlen darf man das in Deutschland bereits. Ich bin dafür das Wahlalter bei allen Wahlen auf 16 Jahre zu senken."
Dr. Godelieve Quisthoudt-Rowohl, CDU:
studierte Chemikerin
indescribable: Wieso gibt es keine Volksentscheide zum Thema Gentechnik?
"Ein solches Instrument ist bisher in den EU-Verträgen nicht vorgesehen. In 21 von 28 EU Mitgliedstaaten ist die Volksabstimmung überhaupt nur möglich. Eine europaweite nationale Abstimmung wäre also derzeit rein tatsächlich nicht umsetzbar. Bei uns in Deutschland darf laut Verfassung eine Volksabstimmung nur in zwei Fällen stattfinden: Bei einer Neugliederung der Bundesländer oder einer Änderung der Verfassung. Diese Regelung wurde 1949 ganz bewusst getroffen, nachdem in der Weimarer Republik Volksentscheide oft zu katastrophalen Ergebnissen geführt haben. Wir haben heute eine repräsentative Demokratie. Bei der Wahl stehen uns mögliche Vertreter unserer Interessen mit den verschiedensten Ansichten zur Verfügung. Diese direkt gewählten Vertreter haben dann die Verantwortung, sich in komplizierte Sachverhalte einzuarbeiten und darüber für uns zu entscheiden. Volksentscheide hingegen spiegeln oft nur die Meinung gut organisierter Minderheiten wieder, sodass wir davon ausgehen können, dass mittels von allen Bürgern direkt gewählter Volksvertreter die größtmögliche Demokratie geboten wird."
indescribable: Warum wird Erzieherinnen in Deutschland nicht so viel Anerkennung geschenkt, wie in den meisten EU-Ländern?
Ende Januar 2012 wurde der Fachhochschulabschluss Erzieherin mit dem Bachelorschluss Kindheitspädagogin auf gleicher Stufe im Deutschen Qualifikationsrahmen (DGR) eingestuft. Der Beruf der Erzieherin ist also als gleichwertig mit einem Studium in diesem Bereich anzusehen.
Zu dieser Gleichstellung hat vor allem der europäische Kontext beigetragen. Das Europäische Parlament hat 2008 zu einem "Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen" angeregt, wobei die Qualifikationen der allgemeinen, beruflichen und hochschulischen Bildung in einem einheitlichen System von acht Niveaustufen abgebildet werden. Dies soll zu mehr Transparenz von Lernleistungen und erworbenen Qualifikationen in der EU, grenzüberschreitender Mobilität und lebenslangem Lernen führen. Dieser Qualifikationsrahmen wurde daraufhin auch auf deutscher Ebene eingeführt. Der anspruchsvolle Beruf der Erzieherin/des Erziehers wurde dadurch deutlich aufgewertet
Edox: Wie kann es sein, dass es in den Dritteweltländern so viel Armut gibt? Warum lässt Europa so billig dort produzieren und fällt auf das Image dieser z.B. Modeketten rein? Ich verstehe nicht, wie man so etwas nicht sehen kann.
"Was die Wenigsten wissen, mehr als die Hälfte der Entwicklungshilfen für diese Länder kommt von der EU, womit sie der weltweit größte Unterstützer ist. Die EU-Entwicklungspolitik strebt insbesondere die Beseitigung der Armut an. Im Jahr 2000 wurden daher acht Ziele vereinbart, die bis 2015 erreicht werden sollen. Dazu gehört auch, die Anzahl extrem armer Menschen um die Hälfte zu reduzieren. Seit 1990 ist die Anzahl bereits um 600 Millionen Menschen gesunken. Europa kann den Entwicklungsländern den Marktzugang nicht verweigern, da deren Wirtschaft auf den Handel mit Europa angewiesen ist. Mit vielen dieser Länder steht die EU gerade in Verhandlungen über Handelsabkommen oder -präferenzen. Immer öfter werden in solche Abkommen Menschenrechtsklauseln aufgenommen, um bspw. die Arbeitsbedingungen o.ä. in den Ländern zu verbessern."
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Informations-Zentrum (EIZ) Niedersachsen.