Zentralabitur, keine Zeit für Hobbys, alte Lehrer, überforderte Refendare... Sachsen-Anhalts scheidender Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz nimmt Stellung zu euren Fragen.
24. April 2010 - 12:05 von SPIESSER-AutorIn Lilientiger.
Sollte nicht langsam ein bundesweites Zentralabitur geschaffen werden, das eine faire Bildung gewährleistet?
Reformen, Bildungsstreiks, Lehrermangel – ihr konntet online eure Fragen an die deutschen Kultusminister loswerden. Zur Übersichtskarte Prof. Jan-Hendrik Olbertz geht als neuer Präsident an die Humboldt-Universität in Berlin und wird sein Ministeramt niederlegen.
Er wurde 1954 in Berlin geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Weil er in der Schule Deutsch und Musik schon so gern mochte, hat er diese Fächer in Greifswald und Halle auf Lehramt studiert. Darauf folgte ein Forschungsstudium der Erziehungswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er blieb auch nach dem Studium an der Universität und wurde 1989 schließlich Professor. Seit 2002 ist Olbertz Kultusminister für die CDU in der Landesregierung Sachsen-Anhalts.
Damian, 17, Sangerhausen
Ein Zentralabitur ist schwierig, weil man dann festlegen müsste, wo die Zentrale sein soll. Und da muss man sicher sein, dass diese unstrittig und fehlerfrei ist. Denn wenn etwas schief läuft, dann läuft es bundesweit schief. Besser wäre es, ein Länderabitur einzuführen. Das ist technisch dem Zentralabitur ähnlich, aber die Länder regeln es weiter selbst. Das heißt, sie einigen sich gemeinsam auf ein Abitur, zu dem sie die Prüfungsaufgaben entwickeln. Einzelne Länderverbünde machen das bereits. Das begrüße ich sehr.
Ist es möglich, die Lehrpläne so zu überarbeiten, dass die Schüler noch Zeit für Hobbys haben?
Kaspar, 19, Halle
Wir haben tatsächlich ein Problem mit überfrachteten Lehrplänen. Aber es ist nicht die Aufgabe eines Lehrplans, Freiraum für Hobbys zu schaffen. Ein Lehrplan soll eine kluge Auswahl von exemplarischem Wissen vermitteln. Da ist es wichtig, dass die Schüler in Ruhe lernen, sich Sachverhalte erschließen und eigene Interessen entwickeln können. Ein geordnetes Lernen mit Muße soll möglich sein. In diesem und im nächsten Schuljahr werden in Sachsen-Anhalt neue Sekundarschul-Lehrpläne für die Klassen fünf bis zehn erprobt. Die sind kompetenzorientiert, bauen also mehr auf wirkliches Können als auf Gedächtniswissen auf. Sobald wir die Auswertung der Erprobungsphase haben, werden wir auch die Lehrpläne für die gymnasiale Oberstufe überarbeiten. Wir brauchen mehr Luft im Lehrplan, aber nicht vorrangig, damit mehr Zeit für Hobbys bleibt. In erster Linie soll die Zeit für das Verweilen am Lehrstoff, für das Wiederholen und Festigen genutzt werden.
Warum gibt es so viele alte Lehrer und so wenig junge?
Johann, 16, Magdeburg
Das liegt daran, dass die Schülerzahl gesunken ist. Und wir können nur so viele Lehrer bezahlen, wie auch gebraucht werden. Im Moment ist in Deutschland der Altersdurchschnitt der Lehrer sehr hoch, so um die 50 Jahre. Ich habe aber mit dem Finanzminister ausgehandelt, dass wir in Zukunft mehr junge Lehrer einstellen können.
Ist es richtig, Referendare unterrichten zu lassen, die ihren Stoff selbst nicht können?
Sina, 18, Dessau
Ich kann mir nur im Einzelfall vorstellen, dass es wirklich so ist. Unsere Referendare sind sehr gut ausgebildet. Sie werden ja strengen universitären Prüfungen unterzogen und müssen ihr Erstes Staatsexamen bestehen. Ich habe ein gutes Gefühl, was die fachliche Kompetenz der Lehramtsabsolventen betrifft. Aber ich kann mir denken, dass manche jungen Referendare vor einer Klasse anfangs aufgeregt sind und vielleicht auch etwas falsch machen. Das sind die Anfangsschwierigkeiten eines jeden Berufsanfängers, die man nicht überbewerten sollte.
Was war früher Ihr Lieblingsfach?
Annemarie, 22, Salzwedel
Ich hatte mehrere Lieblingsfächer: Am liebsten mochte ich Deutsch und Musik, was ich dann auch studiert habe, und Geschichte. Komischerweise aber auch Physik. Wir hatten einen Physiklehrer, der konnte die Neugier wecken. Es ist toll, wenn es einem Lehrer gelingt, ein Kind für ein Fach zu begeistern, wofür es eigentlich weniger Begabung hat. Da staunt man, welche Potentiale in einem stecken. Mir ist jedenfalls bis heute das physikalische, technische Interesse geblieben, obwohl ich eigentlich in den Geisteswissenschaften zu Hause bin.
@kultusminister
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SPIESSER debattiert
Zur Übersichtskarte
Prof. Jan-Hendrik Olbertz geht als neuer Präsident an die Humboldt-Universität in Berlin und wird sein Ministeramt niederlegen.
die hab ich unter meinem richtigen Namen eingesendet ;)
Eher nicht gestellt. Wo warst du denn, als wir die Fragen eingesammelt haben? ;-)
Zu schade, dass die studentischen Fragen nicht gestellt (oder etwa nicht beantwortet?) wurden.