Dieser Beitrag entstand
in Zusammenarbeit mit RWE.
Mit mehr als sechs Tonnen Primärenergie-Verbrauch pro Kopf hat Island es im Jahr 2004 in die Top Five der Stromverschwender-Länder geschafft - vor Island liegen legidlich die USA, Kanada, Saudi Arabien und Norwegen. Ja, es stimmt, dass die Isländer ihre Außenpools auch bei Schnee und Eis beheizen. Gleichzeitig stimmt aber auch: Wenn Island eines zu Genüge hat, dann heißes Wasser.
Der mit 103.000 Quadratkilometern hinter Großbritannien zweitgrößte Inselstaat Europas ist vulkanischen Ursprungs – weshalb es auch über der Erdoberfläche noch immer gewaltig zischt und brodelt. Island ist ein sogenanntes „Geothermalgebiet“. So werden Regionen mit heißen Quellen, Geysiren und anderen vulkanischen Ausströmungen genannt, in denen erhöhte Erdwärme in Form von Wasser oder Wasserdampf abgegeben wird. Wer es ganz genau in Zahlen haben möchte: In Island gibt es gut 600 Heißwasserquellen in 250 Niedrigtemperaturgebieten und 32 Hochtemperaturgebieten. Für die Normalos, die gerade nur Badewanne verstehen: In einem Niedrigtemperaturgebiet liegt die Wassertemperatur in 1000 Metern Tiefe unter 150 Grad Celsius, ein Hochtemperaturgebiet bringt es auf 250 bis 300 Grad. Skilurðu?
Wasser ohne Ende
Dank all des Wassers, das unter den Füßen der Isländer vor sich hin kocht, können sie fast 90 Prozent ihres Heißwassers und 80 Prozent ihrer Elektrizität aus Wasserkraft gewinnen. Das warme Wasser für den Haushaltsgebrauch wird nur gefiltert und dann auf die Reise Richtung Wasserhahn geschickt. Zur Stromerzeugung treibt der Wasserdampf mithilfe von Wärmetauschern Turbinen an, die die Wärmeenergie in elektrische Energie umwandeln. Wer den Ausführungen bis hier hin folgen kann, hat in Physik gut aufgepasst - Bravo! Im Endeffekt bedeuten die vielen heißen Quellen unter Island auf jeden Fall eines: Das nordeuropäische Land kann sich weitgehend selbst mit erneuerbaren Energien versorgen.
Allerdings verleitet der Stromüberfluss auf der vulkanischen Insel die Isländer dazu, sehr verschwenderisch mit diesem Gut umzugehen. Energie ist schließlich günstig und in Massen vorhanden – warum sparen? 'Von der natürlichen Art der Elektrizitätsgewinnung abgesehen sind die Inselbewohner nicht besonders umweltfreundlich eingestellt. Viele Lebensmittel sind dreifach in Plastik verpackt. Mit 644 PKW pro 1000 Einwohner im Jahr 2009 hat Island außerdem die weltweit drittgrößte PKW-Dichte - nur geschlagen von Monaco und Luxemburg.
Statt den Überfluss zu verschwenden denkt man in Island nun darüber nach, Kapital aus dem heißen Wasser zu schlagen. Anders als Öl oder Kohle können Wasserkraft und Erdwärme nun mal nicht in Tanks oder Container gefüllt und in andere Länder exportiert werden. Die Idee lautet deshalb: Ausländische Investoren verlagern ihre Produktionsstätten nach Island, um die vorhandene, günstige Energie zu nutzen.
In den vergangenen Jahren sind auf diese Weise mehrere Aluminiumhütten auf der Insel entstanden. Seit einiger Zeit ist außerdem im Gespräch, ein bis zu 1500 Kilometer langes Tiefseekabel, ein sogenanntes "Interconnector", von Island nach Großbritannien zu verlegen. Der britische Energieminister Charles Hendry möchte so die geothermalen Quellen des einen Inselstaates auch für die Bewohner des seinigen zugänglich machen.
Was Island aus seinem geothermalen Potenzial macht – wir werden sehen. Das Tiefseekabel jedenfalls wäre das längste der Welt.
Text: Laura Konieczny
Fotos: www.iceland.is
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