Teizé- war was nochmal?
Das Dorf Teizé liegt im französischen Burgund. Die Communauté de Taizé ist ein internationaler, ökumenischer Männerorden. Bekannt ist sie durch die ökumenischen Jugendtreffen zu denen jährlich Besucher fast aller Nationalitäten und Konfessionen kommen. Gegründet wurde die Gemeinschaft 1949 von Roger Schutz (geboren 1915 in der Schweiz, ermordet 2005 in Teizé). In den 1960er Jahren folgten zunehmend Jugendliche der Einladung den Orden zu besuchen nachdem vorher hauptsächlich Theologen die Brüder besuchten. Doch Teizé ist einzigartig und ein Erlebnis, dass man so schnell nicht vergisst:
Nicht nur für die „Pfarrerskinder“
Eine Woche in Frankreich. Hört sich erst mal ganz anders an als es ist. Denn was einen eigentlich erwartet ist eine Woche voller singen und beten. Eine Woche in der Shoppen, Fernsehen und Internet plötzlich ganz weit entfernt zu seien scheint. Das alles ist nichts was ein normaler Jugendlicher unter Feriengestaltung versteht. Und doch wagen jedes Jahr 20 000 Jugendliche den Weg um für ein paar Tage andere, gleichgesinnte junge Menschen kennen zu lernen. Sie alle Schlafen in Zelten oder in ganz einfachen Bungalows ohne Bad oder Küche. In Teizé ist sowieso alles ganz einfach. Um 8:15 Uhr geht es erst mal zum Morgengebet und danach stellt man sich mit 7000 anderen in 4 Schlangen um sich sein leicht spartanisches Frühstück, bestehend aus einem Brötchen, etwas Butter, einer Schüssel Kakao und 2 Stück Schokolade, abzuholen. Doch ich hatte damit kein Problem und auch sonst niemand. An der Essensausgabe stehen Freiwillige und der Essenausgeber- Job ist begehrt, denn man hört von überall hört man „Danke“ obwohl man es in manchen Sprachen nicht verstehen kann. An den Vormittagen arbeitet man in 10er Gruppen die aus allen Nationen zusammengestellt werden. Dort verständigt man sich auf Englisch. Die Gruppen arbeiten an Bibeltexten die die Brüder vorher ausgesucht haben. Manchmal waren sie etwas langweilig aber dabei schweift man sowieso vom Thema ab und erfährt so viel über die Kultur, die Lebensweise und die Sprache seiner Gruppenmitglieder. Mit seiner Gruppe übernimmt man dann jeden zweiten Tag eine gemeinsame Aufgabe denn in Teizé gibt es keine Angestellten. Dazu gehört die Kirche saugen, die Klos putzen oder Müll auf dem Gelände sammeln. Beim Kloputzen kam es öfter mal zu riesigen Wasserschlachten bei denen man schon mal rund 30 Gegenspieler bekommen kann. Abends ist man am Kiosk „Ojak“ schon mal in Partylaune wenn alle zusammen singen, tanzen und sich kennenlernen.
Die Teizé- Traditionen
In der Woche in Teizé erlebt man schon total Verrücktes. Wer da schüchtern nach unten starrend durch die Gegend läuft, wird meist Opfer der „Schlange“. Bedeutet: Wenn man es nicht merkt laufen einem nach einiger Zeit ein paar 60 Leute hinterher und machen sich einen riesen Spaß daraus. Ich bekam in 9 Tagen Aufenthalt weder einen Stuhl noch eine Tasse zu Gesicht. Also es gab dort weder das eine noch das andere. So ist es zur Tradition geworden mit den Schüsseln, die als Tassenersatz dienen, fetzige Rhythmen zu Trommeln. Trotzdem soll Teizé ein Ort der Ruhe sein. So kommt es auch vor das man oft mal „ange-pssst“ wird. Oder welche mit Schildern rumrennen wo drauf steht: „Silence!“.Auch eine echt tolle Aktion war der Jogurtbecher- turm. Alle haben ihre leeren Jogurtbecher ineinander gesteckt. Die Schlange wurde riesig!
Alles in Allem:
Teizé ist insgesamt wohl das beste was man in einem Sommer wie diesem anstellen kann um so viele Leute wie möglich kennen zu lernen. Nicht nur für Gläubige ist das eine Erfahrung wert! Es wird gebetet, getanzt, gesungen und niemand sagt zum anderen Nein. Wenn man einen Sitzkreis sieht setzt man sich dazu! Man ist willkommen und jeder fragt gleich: „Where are you from?“ Man sagt: „Germany!“. Und zurück kommt: „Cool ich auch!“ So viele Nationen, so viele Eindrücke und es war wohl mit das fetzigste was ich jäh gemacht habe. Und wann fahrt ihr mal hin? ;)
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