Schon das Filmplakat betitelt „Sommerfest“ als einen Film „Für alle Jugendlieben“. Ob er als Hommage an die ersten Schmetterlinge im Bauch mithalten kann, weiß SPIESSERin Bianca.
05. July 2017 - 13:51 SPIESSER-Autorin BibiBernhard.
Der Schauspieler Stefan Zöllner verlässt gerade die Theaterbühne, will sich abschminken, da kommt eine Durchsage, dass ihn ein Anruf erwarte. In der nächsten Szene sitzt er schon im ICE von München nach Bochum: Sein Vater ist gestorben. Noch immer in seiner Schauspielkluft und Theaterschminke im Gesicht erreicht er sein Elternhaus. Der Schauspieler will eigentlich nur ein paar Tage in seiner alten Heimat verbringen, um die Angelegenheiten um den Tod seines Vaters zu klären.
Doch kaum ist er zurück, wird er wieder aufgenommen in die Ruhrpottfamilie seiner Kindheit. Alte Freunde, Phrasen und Dorftratsch und die immer währende (manchmal abgewandelte) Frage „Hast du dich eigentlich schon bei Charlie gemeldet?“ ziehen sich durch die Komödie. Vor der Begegnung mit seiner alten Jugendliebe Charlie will Zöllner sich zwar drücken, das gelingt ihm in seinem alten Viertel aber natürlich nicht. Das Leben von Stefan Zöllner wird ein paar Jahre zurückgedreht und stellt ihn dabei vor einige wegweisende Entscheidungen für seine Zukunft.
Auf einen Blick
Action:
Romantik: ✪ ✪ ✪
Humor: ✪ ✪ ✪
Niveau: ✪ ✪ ✪
Bildungsfaktor:
Wer spielt mit?
Die Hauptrolle des Stefan Zöllner besetzt Lucas Gregorowicz, welcher auch im wirklichen Leben seine Jugend in Bochum verbrachte und auch dort Schauspiel studierte. Seine Jugendliebe Charlie wird gespielt von Anna Bederke. Beide spielten noch im letzten Jahr zusammen die Hauptrollen in „Schrotten“. Die Schauspieler harmonieren sehr gut miteinander.
Filmischer Augenschmaus?
Der Schauspieler in München und die Kiosk-Biertrinker aus Bochum. Eigentlich prallen zwei Welten aufeinander. Trotzdem passt Stefan Zöllner noch immer irgendwie da rein und wirkt, als wäre seine Rückkehr längst überfällig gewesen. Das Spiel mit den Ruhrpottklischees oder denen, der mäßig erfolgreichen Schauspieler in den späten Vierzigern wie es Stefan Zöllner ist, machen aber Freude beim Zusehen. Ganz zu schweigen von den Parolen und irgendwie lieb gemeinten Beleidigungen, die sich in Ruhrdeutsch durch die Komödie ziehen.
Gibt's was zu meckern?
Durch das hohe Tempo des Films verschwimmt der Trauerprozess von Stefan Zöllner mit all den existenziellen Zukunftsentscheidungen, vor denen er zurück in seiner Heimat steht. Den trauernden Sohn nimmt man ihm nicht ganz ab.
Braucht man Taschentücher?
Diesmal können die Taschentücher sicher zu Hause bleiben.
Mit ein paar Freunden an einem Abend, bei dem man nicht zu viel bequatschen will, aber es auch nicht schlimm sein soll, wenn man mal ein paar Minuten abschweift.
Was macht man danach?
Sich schnell den besten Tisch in dem Lokal neben dem Kino sichern, bevor die ganzen Menschenmassen aus den Sälen kommen, die sich andere Filme angesehen haben. Die Komödie von Regisseur und Drehbuchautor Sönke Wortmann dauert nämlich nur eineinhalb Stunden.
In 3 Worten:
Schnulzig. Vorhersehbar. Ruhrpottcharme.
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Typisch deutsch setzt der Film weder auf viel Dramatik, noch auf krasse Farbspiele oder Special Effects. Für die seichte Komödie reichen auch der kleine Bildschirm und ein Jogginghosen-Abend auf der heimischen Couch.
Mainstream oder Independent?
Der Film besticht durch unbekannte Gesichter, da der Hauptteil der Nebencharaktere bis dato Schauspiellaien waren – das macht den Film besonders. Aber die Story, die sich um die Jugendliebe von Stefan und Charlie spinnt, ist keine, die es nicht schon mehrfach in anderen Filmen gab und lässt wenig Raum für Überraschungen. Also: Mainstream!
Sommerfest
Regie: Sönke Wortmann Schauspieler: Lucas Gregorowicz („Lammbock“), Anna Bederke („Frau Ella“), Nicholas Bodeux, Peter Jordan, Sandra Borgmann Kinostart: 29. Juni 2017 Länge: 92 min. Genre: Romantikkomödie FSK: 12 Jahre
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