SPIESSER-Autor Michel kleidet sich für
den Härtetest ein.
Es ist 4 Uhr morgens. Ich lasse mich vorsichtshalber von zwei Weckern aus dem Tiefschlaf reißen. Alles für die Tonne: Ich werde einen Tag lang bei der Stadtreinigung Hamburg arbeiten und die Mülltonnen um ihren Restmüll erleichtern.
Bereits 20 Autominutenspäter werde ich eingekleidet. Orange steht mir zwar nicht und die Klamotten sind zu groß, dafür bin ich aber wach.
Ich bekomme eine kurze Sicherheitseinweisung: Müllbeutel nur am Bund anfassen, um Kontakt mit Scherben zu vermeiden; beim Mitfahren auf dem Müllwagen keine Körperteilerausstrecken; auf den Straßenverkehr achten. Alles klar!
Dann lerne ich meine Kollegen kennen: Rainer, Miguel und Max. Max ist gelernterKoch und Quereinsteiger bei der Stadtreinigung. Er klopft mir grinsend auf die Schulter und murmelt etwas von: „Freu dich auf die Treppen.“
Ich setz mich zu Rainer vorn ins Führerhaus und der Müllwagen fährt los. Meine Kollegen scheinen um einiges munterer zu sein als ich. Es wird geredet und gelacht. An Müll und Gestankdenke anscheinend nur ich.
In unserem Arbeitsbezirk angekommen,hält Rainer am Straßenrand und wir bekommen das Signal: „Aussteigen!“ Max macht mir mit zwei Tonnen vor, wie es geht. Ich lege nach. Tonnen kippen und los!
So weit die Theorie. Ich schaffe es nicht, die zwei dunkelgrauen Monster ohne Kollision bis zum Wagen zubringen. Immer wieder knallen sie gegeneinander und fallen fast um. Meine Kollegen warten schon. Endlich angekommen, schiebt Max meine störrischen Tonnen auf die Greifzähne am Ende des Müllwagens, die sie automatisch anheben und auskippen. Ich stehe daneben und atme schwer. Miguel schaut mich wenig mitleidig von der Seite an: „Stell dich nicht so an, ich kann sogar fünf Tonnen auf einmal transportieren!“
Mir ist heiß. Schweiß rinnt mir von der Stirn, dabei sind es keine 15 Grad Celsius. Dabei vergesse ich sogar, dass ich Angst vor dem Geruchhatte – es riecht nicht schlimmer als gewöhnlicher Hausmüll. „Dein Glück.Hätten wir einen richtig warmen Tag erwischt, wäre der Geruch des Mülls unerträglich!“, sagt Max.
Disziplin 2: Container ziehen
Alles für die Tonne!
Ich folge Max auf einen Innenhof. Vor mir stehen riesige Müllcontainer. Fassungsvermögen: jeweils 1100 Liter. Für ein Mehrparteienhaus geeignet. Oder für einen Müllmann. Max löst die Bremse des Containers, der randvolle Koloss gerät ins Rollen – genau auf mich zu. Ich stemme mich mit aller Kraft dagegen, um ihn zu stoppen.
Mit Handzeichen und dem Kommentar „Ab zum Müllwagen damit!“, gibt mir Max zu verstehen, was zu tun ist. Ich ergreife also einen der Griffe, zuerst lässig mit einer, dann weniger lässig mit zwei Händen. Nichts bewegt sich. Nur mit vollem Körpereinsatz regt sich was. „Wenn der Container erst einmal in Bewegung ist, wird das Weiterziehen viel einfacher“, ruft Max.
Recht hat er: Ich kann den Container nun mit einer Hand ziehen. Ich komme dem Straßenrand näher.Der Boden wird leicht abschüssig, der Müllcontainer schneller – ich leider nicht. Die Unterkante des 1100-Liter- Behälters mach Halt an meiner Ferse.
Disziplin 3: Tonnen werfen
Ich habe die Ehre, die Königsdisziplinzu lernen: das Mülltonnen-Treppenaufwärts-Werfen. Hinter diesem poetischen Namen verbirgt sich der Schrecken eines jeden Anfängers, behauptet Miguel. Wir befinden uns vor einer der berüchtigten Kellertreppen, ich soll oben warten. Miguel nimmt mit einer Hand eine der im Gewölbe lauernden Mülltonnen und befördert sie in einem Schwung auf die oberste von sieben Treppenstufen. Es macht laut „Wumms!“ und ich ziehe die Tonne am Griff auf den Absatz. Sieht gar nicht schwer aus.
Die Königsdisziplin: Mülltonnen-Treppenaufwärts-Werfen
Dann bin ich dran. „Mit der richtigen Technik lässt sich einiges an Kraft sparen!“, sagt Max. Ich stelle die Tonne also nach Miguels Vorbild an die Treppe, packe sie mit einer Hand am Griff, mit der anderen unter dem Deckel und drücke sie mit meinem Bein nach oben. Mein erster Versuch überwindet gerade mal die Hälfte der Stufen. Auch alle weiteren Anstrengungen sind im wahrsten Sinne für die Tonne, meine Arme fühlen sich langsam wie Gummi an. „Keine Sorge, wir haben nur noch 35 Keller vor uns“, tröstet mich Max. Ich, eh, Glückspilz! Und nicht dass die Arbeit schon anstrengend genug wäre, kündigt sich noch ein weiteres Problem an: Blasen. Jeweils eine auf der rechten und eine auf der linken Seite der Ferse. Ich bestehe auf Symmetrie!
Rainer bringt die gesammelte Beute zur Müllhalde und wir widmen uns einer halbstündigen Pause. Die erste Etappe ist geschafft. „Die zweite ist die mit den meisten Kellern“, sagt Max mit einem breiten Grinsen. In den folgenden vier Stunden leeren wir den Rest der insgesamt rund 700 Mülltonnen und Container.
Die Blasen an meinen Füßen sind mittlerweile offen und machen jeden Schritt zur Qual. Ich will raus aus diesen Schuhen!
Endlich ruft Max „Feierabend!“ Obwohl ich recht sportlich bin, spüre ich die 16 Tonnen Müll, die wir heute auf 50 Kilometern Strecke – davon zwölf Kilometer zu Fuß – eingesammelt haben. Dass ich mich laut Max' Aussage „für das erste Mal super geschlagen habe“, vertreibt die Müdigkeit und Schmerzen zwar nicht, aber es lässt mich mit der Gewissheit nach Hause gehen, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben. Und noch viel besser: Ich darf meine liebgewonnenen Arbeitsschuhe behalten! Sie werden mich in Zukunft an die Blasen an meinen Füßen erinnern. Vielen Dank auch!
Text: Michel Iffländer
Fotos: Matthias Popp
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