Ihre Hoheit Helene Olga Feodora Maria Katharina Donata Theresia Herzogin zu Mecklenburg – was nach einer Persönlichkeit aus dem Geschichtsbuch klingt, ist in Wirklichkeit eine Kommilitonin.
31. August 2012 - 12:16 SPIESSER-Autorin Annegret.
Olga ist zwar adlig, kümmert sich aber nicht hauptberuflich um die Ländereien ihrer Familie, sondern um ihr Studium in Leipzig. Nichts da mit einem Schloss als Residenz und Personal für Abwasch und Co: Die 23-Jährige wohnt in einer WG, lernt für Klausuren und isst in der Mensa. Beim Gespräch in einem Pub auf Leipzigs Kneipenmeile erzählt sie, dass sie im Alltag trotzdem hin und wieder von Nicht-Adligen mit Klischees konfrontiert wird. „Viele denken, dass man sich für etwas Besseres hält und sind dann von vornherein feindselig und misstrauisch“, erzählt Olga. „Ich wurde in der Schulzeit oft geärgert. In dem Schwarzwalddorf, wo ich groß geworden bin, war ein Adelstitel schon etwas Ungewöhnliches.“
In Deutschland gibt es noch ungefähr 80.000 Adlige, das entspricht nur 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung. 1919 wurden in der Weimarer Verfassung die Vorrechte der Aristokraten aufgehoben und die Titel zum Namensbestandteil erklärt. Dennoch scheint ein „von“ im Namen auch heute noch manchen ein Dorn im Auge zu sein. Franziska (Name geändert), eine adlige Bekannte von Olga, hat regelmäßig mit Feindseligkeiten zu kämpfen. Ihr Klingelschild, das ihre adlige Herkunft verrät, wird mehrmals in der Woche abgerissen. Olga hat dieses Problem nicht, ihr ganzer Name passt kaum auf ihren Personalausweis, geschweige denn aufs Klingelschild – dort steht einfach „Olga Mecklenburg“. Ihr ungewöhnlicher Name fällt auch in anderen Situationen aus dem Rahmen: „Als ich mich für die schriftliche Führerscheinprüfung angemeldet habe, tauchten meine Papiere lange Zeit nicht auf. Irgendwann habe ich nachgeforscht und festgestellt, dass die dachten, ich heiße Herzogin mit Nachnamen. Die Papiere hatten sie nach Mecklenburg geschickt.“
1500 Jahre Tradition
Inzwischen ist Olga in einem Management-Studiengang immatrikuliert. Seitdem sie an der Uni ist, begegnet sie weniger Vorurteilen über ihren Namen. „Die Leute sind eher überrascht, dass ich nicht mit meinem ganzen Namen angesprochen werden will“, erzählt Olga, „sie fragen dann oft interessiert nach meiner Familiengeschichte.“
Und die ist beeindruckend: Olga entstammt einer Familie mit einer 1500 Jahre alten Tradition, verwandt mit den russischen Zaren und dem Namensstifter des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Sie selbst ist in einem für den Schwarzwald typischen Holzhaus aufgewachsen. So streng wie früher geht es bei ihr Zuhause aber nicht mehr zu. „Mein Großvater wurde damals noch per Liste mit einer Erzherzogin aus Österreich vermählt“, erzählt Olga. „Mein Vater war dann der erste in unserer Familie, der eine Bürgerliche geheiratet hat. Das durchzusetzen war ziemlich schwer.“ Denn damals verboten so genannte Hausgesetze den Mitgliedern einiger adliger Familie unterhalb des eigenen Ranges zu heiraten. „Heute ist das was anderes“, sagt Olga. „Ich würde auch bürgerlich heiraten.“
Adlige Netzwerkbildung
Überhaupt ist sie eher selten in adliger Gesellschaft unterwegs. Die wenigen Adligen in ihrem Bekanntenkreis hat sie hauptsächlich über Veranstaltungen des Sachsenadels kennengelernt, einem Verband, der nur adlige Mitglieder aufnimmt.
Für Olga heißt es jetzt auch büffelnund
lernen.
Bei einem typischen Treffen der Sachsenjugend kommen 50 bis 60 Adlige über ein Wochenende zum Grillen, Tanzen und Netzwerken zusammen. „Man lernt die Leute in allen Facetten kennen“, erklärt die Sprecherin der Sachsenjugend, Felicitas von Einsiedel. Oft stellt ein Schlossherr über mehrere Tage sein Gut zur Verfügung. „Dort gibt es genügend Platz, man übernachtet in Schlafsäcken und auf Isomatten, nimmt aber trotzdem sein Abendkleid mit und macht sich hübsch für den Ball“, erzählt Olga. Hier tanzen die jungen Aristokraten vor allem Friesenrock, eine Art Freestyle-Rock 'n' Roll. Nicht-Adlige werden meist von den Bällen ausgeschlossen, die laut Felicitas als „Treffen von Gleichgesinnten“ gedacht seien. „Jeder wurde ähnlich erzogen, ist mit den gleichen Werten aufgewachsen und hat zum Teil gemeinsame Freunde. Das verbindet unglaublich“, sagt die Jugendsprecherin, die sieben Geschwister hat, voller Überzeugung.
Der Leipziger Soziologieprofessor Georg Vobruda beschäftigt sich beruflich mit adliger Netzwerkbildung: „Das Besondere beim Adel ist natürlich, dass man in diese Gesellschaft hineingeboren wird. Die Familien sind meist sehr groß, das ist bereits eine gute Voraussetzung zum Netzwerken.“
Bei adliger Netzwerkbildung denkt man schnell an Vitamin B und Vetternwirtschaft. „Wenn sich die Gelegenheit bietet, würde ich mein Netzwerk nutzen, warum auch nicht?“, meint Olga. Professor Vobruda sieht dagegen auch negative Seiten für die Mitglieder: „Ich kenne durchaus Adlige, die aus dieser Gesellschaft raus wollen. Sie übt nämlich Kontrolle aus, hat Normen und Regeln, zum Beispiel für Kleidung und Manieren.“ Olga achtet tatsächlich während des Interviews stets auf eine kerzengerade Haltung, trotz entspannter Kneipenatmosphäre. Fragt man sie nach adligen Werten, denkt sie nicht nur an Manieren, sondern auch an Respekt, Bildung und Traditionsbewusstsein. Auf ihre Familiengeschichte ist sie stolz, „aber die muss man fortführen und darf sich nicht drauf ausruhen.“
Text: Annegret und Elisabeth
Foto: Karol ine Keybe
Dir gefällt dieser Artikel?
auf Facebook teilen auf WhatsApp teilen auf Twitter teilen auf Google+ teilen
Eigentlich fing alles ganz anders an – nämlich auf der 69. young leaders Akademie in Paderborn vom 20.-25.10.2020 für engagierte junge Menschen – aber am Ende ging ich mich vielen neuen Eindrücken über das THW nach Hause. Die young leaders Akademie ist ein Angebot für
Viktor W. (28) ist Geschichtsstudierender an der Uni Münster und ein sogenannter Russlanddeutscher. Das heißt, seine Familie brach vor weit über hundert Jahren in Richtung Russland auf, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Vor mittlerweile fast dreißig Jahren wollte Viktors Vater
Die Wahlerfolge der AfD wurde oft durch die sogenannten "Globalisierungsverlierer" erklärt, die sich aus Protest von den etablierten Parteien abwenden. Diese Argumentationsweise ist jedoch nicht nur empirisch nicht belegt, sondern blendet zentrale Faktoren der Wahlerfolge aus und spielt der AfD somit in die Karten.
Früher hatte die Welt des Kriegsjournalismus fast schon etwas Romantisches. Ernest Hemmingway verarbeitete seine Zeit im Spanischen Bürgerkrieg in seinem Roman „In einem anderen Land“. Während des zweiten Weltkrieges gehörten die Journalisten ebenso an die Front, wie die
Alles, was die Weltenlenker*innen heute entscheiden, wird richtungsweisend sein für unser zukünftiges Leben auf diesem Planeten. Wir müssen uns fragen: In was für einer Welt wollen wir leben? Welche Rolle soll die EU dabei spielen, wenn Staaten wie die USA und China vor allem nationale
Warum ein Tag noch lange nicht genug ist!
Zehntausende Schüler folgten dem Vorbild der schwedischen Dauer-Klima- Streikerin, die sitzend ihre Wut demonstrierte, und gehen jeden Freitag in den Städten dieser Welt auf die Straße, um für ihre Zukunft zu kämpfen.
Aber nicht sie
User Paul Nähring gibt mit diesem Gastbeitrag ein paar Nachhilfestunden in Sachen Geschichte, der Rolle der Jugend in dieser und über ihre Bedeutung für die Gesellschaft. #FridaysForFuture
Kostenfreie Sommercamps, die euch zu Gaming Designern und Fontane-Kennern machen.
Ihr wolltet schon immer wissen wie Computerspiele entstehen? Ihr interessiert euch für das kreative Schreiben von Geschichten? Euch fasziniert das Erstellen von witzigen, fiesen oder heldenhaften Charakteren?
Das National Model United Nations (NMUN) in New York City ist die weltweit bedeutendste Simulation der Vereinten Nationen, die jedes Jahr mehrere tausend engagierte Studentinnen und Studenten aus aller Welt in die Millionenmetropole an der Ostküste der USA lockt. In Delegationen organisiert, vertreten
Ein Bericht von Gastautor Felix Kaminski (22) über die Global Goals Aktionstage 2019 und junge Menschen, die Untätigkeit in der Klimapolitik nicht länger hinnehmen wollen. Seine Überzeugung: Es ist unsere Zukunft, die bedroht ist, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen.
Die Universität BTU Cottbus-Senftenberg bietet viele interessante Studiengänge und über 70 verschiedene Sportarten für Ihre Studierenden an. Auch viele internationale Studentinnen und Studenten lernen und leben hier zusammen. In Vielen Bereichen ist die BTU Cottbus-Senftenberg
Ich bin mehrmals aus Fenstern im 7. Stock gesprungen,
woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
Ihr habt Lust, richtig SPIESSIGE Inhalte mit uns zusammen zu organisieren und zu produzieren? Ihr habt Lust, mehr über Print- /Online- und Video-Content zu erfahren? Dann bewerbt euch für das SPIESSER-Medien-Camp in Dresden, das wir im August 2018 in Kooperation mit ausbildung.de anbieten!
Seit Jahrtausenden glauben wir Menschen an Dinge, die noch nicht bewiesen wurden. Gott, der Weihnachtsmann, der Humor Mario Barths oder die politische Überzeugung Angela Merkels, sind nur einige Beispiele. In dieser Abhandlung möchte ich mich nun mit weiteren Dingen beschäftigen, an die
Eine Million Menschen vor der Tür – ok, Flüchtlingskrise. „Draußen vor der Tür“ – ok, Wolfgang Borcherts Drama von 1949. Was hat das denn miteinander zu tun? Lasst es mich euch erklären.
Es ist schon schlimm, wenn ich Fotos sehe. Besonders eklig wird es, wenn ich diese Krabbeldinger im Fernsehen vorgesetzt bekomme. Wenn die achtbeinigen Ungeheuer aber durch mein Wohnzimmer huschen, dann ist mein Tag gelaufen!
„Wir wollen Veränderung!“ „Lahme Entenregierung!“ Solche mürrischen Stimmen werden immer häufiger laut, während die Uhr unaufhörlich Richtung Stunde Null der Bundestagswahlen 2017 am 24. September tickt. Anstatt sich, wie in den vorigen Jahren, von einer
Bunte Demonstrationen und brennende Barrikaden. Beim G20-Gipfel in Hamburg hat sich Protest von seiner besten und seiner schlimmsten Seite gezeigt. SPIESSER-Autor Samuel war für euch mit seiner Kamera mittendrin im Getümmel. Hier findet ihr seine eindrücklichsten Bilder.
Der SPIESSER ist euer treuer Begleiter in jeder Pause? Oder ist euch das gelb-blaue Jugendmagazin noch nie aufgefallen? Ihr seid zwischen 15 und 17 Jahre alt und habt Lust, das kreative Treiben in einer Redaktion kennenzulernen? Dann laden wir euch ein, in einem Sommerworkshop mit uns zusammen den SPIESSER
Diese Frage habe ich mir neulich im Ethik-Unterricht auch gestellt, als wir über das Gewissen eines Menschen gesprochen haben. Unsere Lehrerin zeigte uns einen Filmausschnitt, welcher ein sehr interessantes Experiment veranschaulichte: Das Milgram-Experiment. Es wurde 1962 das erste Mal vom gleichnamigen
„Elle parle anglais!“ („Sie spricht englisch!“) oder „Mais elle est allemande!“ („aber sie ist doch deutsch!“) sind Sätze die ich in Diskussionen zwischen französischen Schülern über mich und meine prinzipiell liebste Sprache oft zu hören bekam.
Nach langem Streit sind Sido und Bushido nun ein Herz und eine Seele. Zum Beweis haben sie gemeinsam das Album „23“ produziert. SPIESSER-Autorin Franka reichte das nicht: Sie traf die beiden zum Pärchenspiel, dem sogenannten „Eignungstest für die Ehe“...
David Guetta ist aus der DJ-Szene nicht mehr wegzudenken. Jens war für euch bei einem seiner Konzerte und hat mit dem DJ-Phänomen über seine Fans, die Arbeit und Hobbies gesprochen.