Mach dein Ding!

„Ohne Musik wäre das Leben langweilig“

Sie spielen schon im Jugendalter Gigs und haben damit Erfolg: Die Rede ist von der momentan wohl talentiertesten Bigband aus dem Süden Deutschlands: Magic-U15. SPIESSER-Autorin Verena hat sie live erlebt und mit einigen Nachwuchsmusikern gesprochen.

15. July 2015 - 11:30
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Oberaichen, ein kleines Dorf nahe Stuttgart: Hier findet heute ein Open Air mit einer besonders talentierten Nachwuchsband statt. Doch von Festivalstimmung kann keine Rede sein, als ich ankomme. Der Himmel ist bewölkt und es sitzen kaum Leute auf den Bierbänken im Dorfzentrum. Die Wurst ist dafür schon auf dem Grill.

Doch da, es regt sich was: Die Band, auf die ich gespannt warte, spielt sich warm und macht den Soundcheck. Die Rede ist von Magic-U15, einer 17-köpfigen (!) Bigband aus dem baden-württembergischen Leinfelden-Echterdingen. Die Bandmitglieder sind allesamt zwischen 14 und 17 Jahren alt. Doch die Jugendlichen unterscheiden sich nicht nur durch ihr Alter: Sie kommen auch von verschiedenen Schulen und haben unterschiedliche kulturelle Hintergründe. Obwohl die Band Magic-U15 heißt, sind nicht mehr alle Mitglieder unter 15 Jahre alt. Kein Wunder, immerhin spielen sie schon seit vier Jahren zusammen – und genau wie das musikalische Projekt, sind auch sie gewachsen. Die Leitung der Band hat seit jeher ihr Musiklehrer Albi Hefele inne.

Es geht los

Die Band in Aktion. Albi Hefele (r.) ist mächtig stolz.

Urplötzlich bin ich umgeben von vielen Zuschauern. Die Band legt los. Sie spielt enthusiastisch und mitreißend Stücke, die fast ausnahmslos bekannt sind und aus den Bereichen Funk, Swing, Jazz und Pop stammen. Da ist zum einen ein Bluesbrothers-Stück, bei dem zwei Jungs der Band zu zweit ein Solo geben – ganz stilecht mit verspiegelten Sonnenbrillen. Aber auch Rehab von Amy Winehouse ist dabei, gesungen von Mitglied Vicky. Meine persönlichen Highlights sind aber „I Want To Be Like You“ aus dem Dschungelbuch und „Cantaloop“ – beides von talentierten Jungs gesungen. Auch rein instrumentale Stücke sind dabei. Und passend zur mitreißenden Musik, kommt kurz die Sonne raus. Doch noch ein bisschen Festivalfeeling.

Die Jugendlichen sind voll dabei, performen hier und da kleine Showeinlagen zu den Stücken und man kann ihnen den Spaß am Auftritt ansehen. Nach 50 Minuten ist das Konzert leider schon vorbei, aber die jungen Talente gehen nicht ohne Zugabe von der Bühne.

Blasmusik ist langweilig? Ganz und gar nicht!

Vicky macht das Singen in der Band riesig Spaß,
auch wenn es gar nicht so leicht ist, gegen eine
ganze Bigband anzusingen.

Vicky, die in mehreren Stücken mitsingt, unter anderem auch in der brassigen Version von Nenas „99 Luftballons“, erzählt mir nach dem Konzert mit einem Grinsen, dass es sie in den Proben manchmal nervt, wenn viele pubertierende Jungs dabei sind. Sie wünscht sich ruhigere Songs, da es schon anstrengend sein kann, gegen eine starke Bigband mit Saxofonisten oder Trompetern anzusingen. Sie freut sich aber über die vielen Auftritte und die besondere Interpretation der Coversongs. Die Waldorfschülerin nimmt nebenbei Gesangsunterricht und will auch nach der Schule der Musik treu bleiben.

Als ich nach dem Konzert mit dem Musiklehrer und Initiator der Truppe Albi Helefe plaudere, erzählt er mir, dass sich die Jugendlichen vor allem ausprobieren sollen. Jeder soll sich im Repertoire von Magic-U15 wiederfinden, dazu hat er für jedes Instrument eine eigene Stimme geschrieben. Dazu gehört auch, dass man respektiert, was der andere toll findet, aber man selbst nicht. Ob auch eigene Stücke geplant sind? Für ihn steht fest: Sehr gute Coverversionen sind besser als schlechte eigene Songs.

Er ist zufrieden, wenn alle das Beste aus sich herausholen und ihr ganzes Potential nutzen, das oft erst ans Tageslicht kommt, wenn sich jemand traut. Er als Musiklehrer versucht den jungen Leuten einerseits etwas zu bieten, andererseits immer gut drauf zu sein, auch wenn ihn seine Meute mal auf die Palme bringt: „Klare Ansagen sind ein Muss, damit es in so einer großen Gruppe überhaupt klappt.“ 


Justin ist Leadtrompeter der Band und stand schon
mit Till Brönner auf der Bühne.

Auch Justin (15), einer der Trompeter der Band, der sogar schon mit dem Trompeter Till Brönner spielen durfte, hat der Gig riesigen Spaß gemacht. Er möchte später ein bekannter Musiker werden und probt dafür mehrmals pro Woche. „Musik ist einfach ein Teil meines Lebens“, schwärmt er. Justin ist schon länger fasziniert vom Trompete spielen, sein Vorbild ist unter anderem der große Louis Armstrong. Und auch seine Freunde finden sein Hobby cool. Die Band hat bisher auch schon einige Auftritte vorzuweisen, zuletzt bei der Dreamnight in der Wilhelma (Zoo) und bei der Jazzhall, beides in Stuttgart. „Unser Ziel ist, einfach viel Spaß dabei zu haben“, sagt Justin. Das glaube ich nach dem tollen Auftritt sofort! Die Gruppe hat eine Menge Spaß, denn Musik verbindet eben: „Ohne Musik wäre das Leben langweilig“, stimmt Vicky zu.

Im Herbst soll ein erstes Album entstehen. Falls ihr die Band selbst live erleben wollt: Einfach beim Lichterfest in Stuttgart vorbeischauen, da findet der nächste Auftritt statt. Und es lohnt sich, denn hier vereinen sich junge Talente, die funky Musik machen und Freude daran haben.

Text & Fotos: Onlineredaktion

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