Ich tat das einzig logische: Wasser erwärmen, Abwasch machen. Es war ein Berg an Abwasch, ich brauchte zwei Stunden dafür, „The Chemical Brothers“ und „Phoenix“ haben mich begleitet. Alkohol oder Kaffee waren nicht im Spiel. Ich war einfach wach. Franzi ist nun weg. Wenn ich bei ihrem Büro stehe, kann ich ihr neues blaues Haus sehen, ein Hochhaus mit drei oder vier Stockwerken, bisher war ich noch nicht da. Ich werde ihr wohl Brot und Salz vorbeibringen, wenn ich sie das erste Mal besuche. Sauer bin ich auf sie nicht. Wieso auch, sie versucht das zu machen, was ihr am besten für sie erscheint.
Es ist viertel nach vier. Ich bin fertig mit dem Abwasch. Immer noch nicht müde. Was nun? Ich putze den Rest der Küche. Fülle den Wasserfilter auf. Decke den Frühstückstisch. Wir haben viel zum Frühstücken, denn am Nachmittag waren wir endlich einkaufen. Nach all dem Besuch war unser Kühlschrank wie leergefegt, jetzt quillt das Regal mit den Lebensmitteln endlich wieder über. Und wir haben sauberes Geschirr. Am Abend hat es sich noch in der Spüle gestapelt, man konnte kein Glas abspülen, ohne den Turm an Gläsern und Tellern zu Fall zu bringen. Also wurde auf die restlichen Plastikbecher der Party zurückgegriffen. Morgen können wir kochen. Ich will Rotkohl machen, habe ihn extra auf dem Markt gekauft.
Eigentlich mag ich es gar nicht, mitten in der Stadt einzukaufen. Ich besorge meine Sachen lieber auf einem kleinen Markt am Stadtrand. Es ist gemütlicher, man kann in Ruhe handeln und die Leute sind freundlicher. Da gibt es nicht so viele dumme Sprüche, die ich mir anhören muss. Daher glaube ich, das Jahr hier stärkt mein Selbstbewusstsein. Auf langweilige Anmachsprüche von Kamerunern kann ich gut kontern. Ich hoffe, das bleibt in Deutschland auch so.
Meine Sätze sind kurz. Ist das ein Zeichen von Müdigkeit? Wie schön es doch wäre, endlich müde zu werden. In zwei Stunden muss ich aufstehen und acht Stunden lang arbeiten. Obwohl es ein Magazin ist, obwohl ich mit Eric zusammenarbeite, es macht grade keinen Spaß. Es ist verdammt viel Arbeit und man bekommt keine Kritik an dem, was man macht. Egal, wie unstrukturiert ich das Magazin in ein paar Tagen veröffentlichen werde, es wird als gut befunden werden. Das demotiviert. In dieser Hinsicht bin ich Perfektionist. Ich will ein gutes Magazin, eines, das jeder gerne durchliest und etwas dabei lernt.
Nun sind „The Doors“ dran. Ich überlege, was ich in nächster Zeit alles machen möchte. Mein Zwischenseminar steht an, ich muss noch eine Arbeitsplatzbeschreibung meiner Stelle erarbeiten und sie meiner Organisation schicken, ich will endlich etwas im Garten ernten können. Die Bohnen wachsen gut, die ersten großen Blätter sind schon dran. Wie bereitet man frischen Rotkohl zu?
Ich habe letztens einen halben Liter Wasser aus der Leitung getrunken und bin immer noch gesund. Was ist nur los mit uns, wieso sind wir immer so übervorsichtig? Kinder, die stets und ständig mit Sagrotan in Berührung kommen, sind anfälliger für Allergien und andere Krankheiten. Ihr Körper bildet weniger Antikörper, er braucht sie ja nie, wenn alles sauber um sie herum ist.
Wenn ich nach Hause komme, werde ich alle meine gepackten Umzugskartons entmisten. Alles kommt weg, was ich nicht zwingend brauche. Unnötiger Deko-Kram? Weg damit! Abgetragene Klamotten? Weg damit, ab in die Altkleidersammlung, denn ich weiß, sie werden wieder getragen werden. Von irgendwem, der sonst keinen Pulli hat. Vor einiger Zeit habe ich hier ein „Rock am Ring“ T-Shirt von 1996 gesehen an einem Jungen, der wahrscheinlich keine Ahnung hat, was er da trägt. Man findet allerlei Shirts mit lustigen Aufdrucken, alte Abi-Shirts, Werbegeschenke-Shirts, Markenklamotten…
Ich muss mich strecken und gähne. Nein, müde bin ich nicht, nur verspannt. Mein Rücken leidet sehr unter den weichen Schaumstoffmatratzen. Kameruner leiden nicht darunter. Ich bin verwöhnt! Sich das einzugestehen, fällt nicht leicht.
An unserer Wand hängt ein Artikel aus der „Zeit“. Titel: Afrikas gierige Herrscher. Die drei Fotos dazu: Typisch. Erstes Bild: Ein in traditionellem Gewand gekleideter Schwarzer, hinter im hunderte Frauen. Zweites Bild: Nahaufnahme der Frauen, auch sie in traditionellen Gewändern, eine von ihnen wird mit dem Häuptling tanzen dürfen. Drittes Bild: Im Vordergrund liegt ein scheinbar toter Hund auf vertrockneter, rissiger roter Erde, im Hintergrund sieht man eine Weiße, die sich zu einem schwarzen Kind hinunterbeugt.
Was zum Henker sollen solche Fotos? Das sind die falschen Bilder, die in einer eigentlich journalistisch hochwertigen Zeitung veröffentlicht werden. Hier sind nicht alle arm, hier tanzen nicht alle ums Feuer und die Männer haben auch nicht mehr als eine Frau. Klar, Fotomotive wie traditionelle Gewänder sind toll. Sie wirken so…Afrikanisch. Klar, der Kleidungsstil hier ist anders. Dennoch habe ich auf der Straße noch niemanden gesehen, der mit Federschmuck auf dem Kopf durch die Gegend läuft.
Wieso zeigen die Bilder nicht Leute aller Altersklassen, die mit Converse-Schuhen, Minirock und Karohemd gekleidet sind? Flipflops, Deutschlandtrikot und Badehose sieht man hier auch oft. Leggins und ein buntes Kleid. Ein ordentlicher Anzug mit Krawatte und schwarzen Schuhen. Zu besonderen Anlässen gibt es dieselben Kleider, die bei uns auf dem Abiball getragen wurden. Das gibt es genauso oft, wie rundliche Mamas, die mit einem Kleid aus schönem Stoff auf dem Markt ihr Gemüse verkaufen, das Baby mit einem weiteren Stück Stoff auf den Rücken gebunden. Es ist ein Mix aus alt und neu, genauso, wie es ihn in Deutschland auch gibt. Wir wollen das Neue, das in den Schaufenstern hängt und wir wollen das Alte, den Vintage-Kram von Oma. Wieso sollte es hier anders sein? Sie wollen das Neue, das man aus dem Fernsehen kennt und das Alte, um zu zeigen, wo man herkommt. Schluss mit den Bildern von Leuten mit Blähbauch. Wenn schon, dann zeigt bitte beide Seiten der Medaille. So, wie es eben in Deutschland auch gemacht werden sollte.
Draußen schlägt jemand die Glocke. Es ist fünf Uhr. Das „The Doors“-Album endet nun auch. Gute Nacht.
Dir gefällt dieser Artikel?
auf Facebook teilen auf WhatsApp teilen auf Twitter teilen auf Google+ teilen
Eigentlich fing alles ganz anders an – nämlich auf der 69. young leaders Akademie in Paderborn vom 20.-25.10.2020 für engagierte junge Menschen – aber am Ende ging ich mich vielen neuen Eindrücken über das THW nach Hause. Die young leaders Akademie ist ein Angebot für
Viktor W. (28) ist Geschichtsstudierender an der Uni Münster und ein sogenannter Russlanddeutscher. Das heißt, seine Familie brach vor weit über hundert Jahren in Richtung Russland auf, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Vor mittlerweile fast dreißig Jahren wollte Viktors Vater
Die Wahlerfolge der AfD wurde oft durch die sogenannten "Globalisierungsverlierer" erklärt, die sich aus Protest von den etablierten Parteien abwenden. Diese Argumentationsweise ist jedoch nicht nur empirisch nicht belegt, sondern blendet zentrale Faktoren der Wahlerfolge aus und spielt der AfD somit in die Karten.
Früher hatte die Welt des Kriegsjournalismus fast schon etwas Romantisches. Ernest Hemmingway verarbeitete seine Zeit im Spanischen Bürgerkrieg in seinem Roman „In einem anderen Land“. Während des zweiten Weltkrieges gehörten die Journalisten ebenso an die Front, wie die
Alles, was die Weltenlenker*innen heute entscheiden, wird richtungsweisend sein für unser zukünftiges Leben auf diesem Planeten. Wir müssen uns fragen: In was für einer Welt wollen wir leben? Welche Rolle soll die EU dabei spielen, wenn Staaten wie die USA und China vor allem nationale
Warum ein Tag noch lange nicht genug ist!
Zehntausende Schüler folgten dem Vorbild der schwedischen Dauer-Klima- Streikerin, die sitzend ihre Wut demonstrierte, und gehen jeden Freitag in den Städten dieser Welt auf die Straße, um für ihre Zukunft zu kämpfen.
Aber nicht sie
User Paul Nähring gibt mit diesem Gastbeitrag ein paar Nachhilfestunden in Sachen Geschichte, der Rolle der Jugend in dieser und über ihre Bedeutung für die Gesellschaft. #FridaysForFuture
Kostenfreie Sommercamps, die euch zu Gaming Designern und Fontane-Kennern machen.
Ihr wolltet schon immer wissen wie Computerspiele entstehen? Ihr interessiert euch für das kreative Schreiben von Geschichten? Euch fasziniert das Erstellen von witzigen, fiesen oder heldenhaften Charakteren?
Das National Model United Nations (NMUN) in New York City ist die weltweit bedeutendste Simulation der Vereinten Nationen, die jedes Jahr mehrere tausend engagierte Studentinnen und Studenten aus aller Welt in die Millionenmetropole an der Ostküste der USA lockt. In Delegationen organisiert, vertreten
Ein Bericht von Gastautor Felix Kaminski (22) über die Global Goals Aktionstage 2019 und junge Menschen, die Untätigkeit in der Klimapolitik nicht länger hinnehmen wollen. Seine Überzeugung: Es ist unsere Zukunft, die bedroht ist, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen.
Die Universität BTU Cottbus-Senftenberg bietet viele interessante Studiengänge und über 70 verschiedene Sportarten für Ihre Studierenden an. Auch viele internationale Studentinnen und Studenten lernen und leben hier zusammen. In Vielen Bereichen ist die BTU Cottbus-Senftenberg
Ich bin mehrmals aus Fenstern im 7. Stock gesprungen,
woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
Ihr habt Lust, richtig SPIESSIGE Inhalte mit uns zusammen zu organisieren und zu produzieren? Ihr habt Lust, mehr über Print- /Online- und Video-Content zu erfahren? Dann bewerbt euch für das SPIESSER-Medien-Camp in Dresden, das wir im August 2018 in Kooperation mit ausbildung.de anbieten!
Seit Jahrtausenden glauben wir Menschen an Dinge, die noch nicht bewiesen wurden. Gott, der Weihnachtsmann, der Humor Mario Barths oder die politische Überzeugung Angela Merkels, sind nur einige Beispiele. In dieser Abhandlung möchte ich mich nun mit weiteren Dingen beschäftigen, an die
Eine Million Menschen vor der Tür – ok, Flüchtlingskrise. „Draußen vor der Tür“ – ok, Wolfgang Borcherts Drama von 1949. Was hat das denn miteinander zu tun? Lasst es mich euch erklären.
Es ist schon schlimm, wenn ich Fotos sehe. Besonders eklig wird es, wenn ich diese Krabbeldinger im Fernsehen vorgesetzt bekomme. Wenn die achtbeinigen Ungeheuer aber durch mein Wohnzimmer huschen, dann ist mein Tag gelaufen!
„Wir wollen Veränderung!“ „Lahme Entenregierung!“ Solche mürrischen Stimmen werden immer häufiger laut, während die Uhr unaufhörlich Richtung Stunde Null der Bundestagswahlen 2017 am 24. September tickt. Anstatt sich, wie in den vorigen Jahren, von einer
Bunte Demonstrationen und brennende Barrikaden. Beim G20-Gipfel in Hamburg hat sich Protest von seiner besten und seiner schlimmsten Seite gezeigt. SPIESSER-Autor Samuel war für euch mit seiner Kamera mittendrin im Getümmel. Hier findet ihr seine eindrücklichsten Bilder.
Der SPIESSER ist euer treuer Begleiter in jeder Pause? Oder ist euch das gelb-blaue Jugendmagazin noch nie aufgefallen? Ihr seid zwischen 15 und 17 Jahre alt und habt Lust, das kreative Treiben in einer Redaktion kennenzulernen? Dann laden wir euch ein, in einem Sommerworkshop mit uns zusammen den SPIESSER
Diese Frage habe ich mir neulich im Ethik-Unterricht auch gestellt, als wir über das Gewissen eines Menschen gesprochen haben. Unsere Lehrerin zeigte uns einen Filmausschnitt, welcher ein sehr interessantes Experiment veranschaulichte: Das Milgram-Experiment. Es wurde 1962 das erste Mal vom gleichnamigen
„Elle parle anglais!“ („Sie spricht englisch!“) oder „Mais elle est allemande!“ („aber sie ist doch deutsch!“) sind Sätze die ich in Diskussionen zwischen französischen Schülern über mich und meine prinzipiell liebste Sprache oft zu hören bekam.
Nach langem Streit sind Sido und Bushido nun ein Herz und eine Seele. Zum Beweis haben sie gemeinsam das Album „23“ produziert. SPIESSER-Autorin Franka reichte das nicht: Sie traf die beiden zum Pärchenspiel, dem sogenannten „Eignungstest für die Ehe“...
David Guetta ist aus der DJ-Szene nicht mehr wegzudenken. Jens war für euch bei einem seiner Konzerte und hat mit dem DJ-Phänomen über seine Fans, die Arbeit und Hobbies gesprochen.
Für meinen Geschmack.
Aber viele wichtige Gedanken! :)