Yoga, Tauschpartys und Viagra – Susannes Arbeitsalltag beim Kleiderkreisel ist alles andere als langweilig. Wie es sich damit leben lässt und wie die Firma entstand, hat Susanne SPIESSER-Autorin Julia bei einer ausgedehnten Mittagspause erzählt.
21. February 2014 - 13:41 SPIESSER-Autorin JULES..
Sag mal, wie groß ist eigentlich dein Kleiderschrank?
Mein Kleiderschrank? Der ist eigentlich gar nicht so groß. Ich habe auch keinen besonderen Stil entwickelt, nur weil ich bei Kleiderkreisel arbeite. Ich kaufe mir bloß keine Sachen mehr im Laden.
Kleiderkreisel GmbH
Hauptsitz: Vilnius, Litauen Standort in Deutschland:
München Branche: Online-Marktplatz
und soziales Netzwerk Besatzung: circa 25 Mitarbeiter Mitglieder: circa 1 Million Produkte: Kleidung, Accessoires
und Kosmetik Hauptzielgruppe: Mädchen
zwischen 16 und 24
Stammt die Idee mit der Kleidertauschplattform wirklich von einer zufälligen Reisebekanntschaft in Litauen? Erzähl mal von diesem verrückten Zufall.
Wir hatten für Vilnius, die Hauptstadt Litauens, mehrere Couchsurfing-Zusagen. Wir haben uns für Justas entschieden, weil er das süßeste Profilfoto hatte. Er hat uns dann von seiner Idee mit der Kleidertauschplattform erzählt. Da wir das Prinzip gar nicht kannten und die Idee richtig gut fanden, wollten wir Kleiderkreisel unbedingt nach Deutschland holen.
Gab es in der Gründungszeit auch mal Schwierigkeiten?
Ich habe während der Entstehung von Kleiderkreisel in Köln studiert und in München gearbeitet. Ich musste lernen, alles gut zu organisieren. Heute Examensarbeit, dafür morgen Kleiderkreisel – so konnte ich alles einigermaßen unter einen Hut bekommen.
Beim Gemüseladen um die Ecke gibts alles, was das
Herz begehrt.
Was würdest du einem jungen Menschen raten, der sich selbständig machen will?
Man muss auf jeden Fall an seine Idee glauben! Auch wenn es nicht gleich boomt, sollte man weiter machen, sich vernetzen und Input sammeln. Außerdem sollte man so ein Projekt mit Menschen starten, die man sehr gut kennt und die einen auch auffangen, wenn man eine mutlose Phase hat. Ich hatte diese Phase ganz am Anfang, als noch alles unsicher war. Da war ich sehr froh, dass mich die Mitgründer Sophie und Martin wieder angetrieben haben.
Wie kann ich mir deinen ganz normalen Arbeitsalltag vorstellen?
Mein Tag beginnt um 10 Uhr im Büro. Ich mache die Mitgliederbetreuung, das heißt ich muss vor allem einen Haufen Mails beantworten und generell darauf achten, dass genug Leute für all die Aufgaben da sind. Hinzu kommen manchmal auch Meetings. Um 20.30 Uhr ist Feierabend. Früher habe ich auch am Wochenende gearbeitet, aber das habe ich mir abgewöhnt. Ich brauche das Wochenende, um am Montag wieder fit für die Woche zu sein.
Ein gutes Arbeitsklima ist Susanne sehr
wichtig, deshalb wird auch oft gemeinsam
gekocht.
Kleider, Style, junge Menschen – wie viel Wert legst du auf ein entspanntes Arbeits-Klima?
Mir ist es sehr wichtig, dass man sich im Team gut versteht. Wir kochen mittags regelmäßig zusammen und am Freitag um 8:30 Uhr ist immer Yoga. Und alle zwei bis drei Wochen unternehmen wir auch gemeinsam etwas: eine Tauschparty im Büro, eine Weihnachtsfeier oder wir gehen etwas trinken.
Ihr habt euch im Frühjahr 2013 von Pelz distanziert. Was gehört noch zu eurer Philosophie?
Wir wollen den Leuten etwas mit auf den Weg geben. Zum Beispiel, dass man nicht alles neu kaufen muss, sondern auch tauschen kann. Außerdem verbieten wir Pelz und Marken, die man mit der rechten Szene verbindet, wie Thor Steinar. Das kam bei vielen Leuten echt gut an. Manche fragten aber auch, warum wir kein Leder oder Lammfell verbieten. Wir finden das erst mal einen guten Kompromiss.
Was war das Teuerste, das jemals auf eurer Plattform erkreiselt wurde?
Das dürfte bestimmt ein Brautkleid gewesen sein. Oder eine teure Tasche?
Und das Absurdeste?
Ich habe vor kurzem ein Trampolin gelöscht und einen Vogelspielplatz – das fand ich echt komisch. Außerdem wurde auch mal Viagra beim Kleiderkreisel angeboten.
Frisch auf den Tisch schmeckts eben doch am
besten!
Angenommen, ich möchte bei euch arbeiten. Was muss ich mitbringen?
Kommt darauf an, was du machen willst. Für den Bereich „Support“ solltest du Kleiderkreisel cool finden, nett sein und ins Team passen. Wichtig ist auch, dass du dich mit dem Internet gut auskennst. Falls du dich für Marketing interessierst, solltest du das auch studiert haben oder Erfahrung mitbringen. Eine Ausbildung kann man bei uns bisher nicht machen, aber darüber könnten wir mal nachdenken.
Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Bleibst du bei Kleiderkreisel?
Ich arbeite ja erst seit drei Monaten in Vollzeit vor Ort – vorher haben das Martin und Sophie übernommen. Ich habe zwar Sonderpädagogik gelernt und bereue das auch nicht, aber Lehrerin will ich nicht sein. Deshalb werde ich auch erst mal dabei bleiben.
Text: Julia Mayer
Fotos: Johannes Mairhofer
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