Pünktlich zum Valentinstag kommt „Winter's Tale“ in die Kinos. Der Trailer suggeriert euch eine märchenhafte Liebesgeschichte und fegt seine absurden Ideen gepflegt unter den Teppich. Perfekt fürs Valentinsdate? Nö.
13. February 2014 - 09:57 SPIESSER-Autor JulesGriffin.
Wir schreiben das Jahr 1916. Der Dieb Peter (Colin Farrell) und seine Hipstertolle beobachten aus sicherer Entfernung, wie eine reiche Familie ihr vornehmes Anwesen für eine Urlaubsreise verlässt. Kaum ist die Luft rein, steigt er in das Haus ein. Was er nicht weiß: Er ist nicht allein. Die am Fieber erkrankte Beverly (Jessica Brown Findlay) ist immer noch im Haus. Natürlich ist bei der unvermeidlichen Konfrontation an Diebstahl nicht mehr zu denken. Jetzt wird sich erst einmal verliebt. Was tragisch ist, schließlich stirbt Beverly langsam.
Praktisch: Dem Pferd wachsen bei Bedarf magische
Flügel.
Der Grundstein für eine rührende Liebesgeschichte Rosamunde Pilcherschen Ausmaßes ist gelegt. Eigentlich würde eine Geschichte über den Gewinn einer neuen Liebe und den unvermeidlichen Verlust eben dieser vollends reichen, um uns Tränen aus den Augen zu quetschen und uns in unserem eigenen Leben eine Spur geborgener zu fühlen. Aber nein, Winter's Tale ist gierig und will mehr. Denn hinter Peter sind gar finstere Schergen her. Angeführt von Pearly (Russell Crowe) wollen sie nur eins: Peter töten. Warum? Na... weil er... ein Wunder vollbringen kann. Das kann ein Agent der Hölle (keine Metapher!) wie Pearly natürlich nicht dulden: Die Jagd auf das junge Paar ist eröffnet. Aber zum Glück haben Gott, das Universum, Feen oder Wasauchimmer Peter ein Zauberpferd zur Hilfe geschickt. Ein. Zauberpferd.
Es fühlt sich an, als ob mit dem Schreiben des Drehbuchs zwei verschiedene Autoren beauftragt wurden. Autor A ist bekannt für seine rührseligen Schmonzetten, Autor B fühlt sich eher in der Welt der Fantasy-Epen wohl. Gepaart mit der genialen Idee, dass jeder Autor nur jede zweite Seite des Drehbuchs schreiben darf, kommt ein Film wie Winter's Tale raus. Kein verträumtes Lächeln, kein offener Mund, kein vor Rührung tränendes Auge, sondern nur ein angewidertes W.T.F. wird euer Gesicht beherrschen.
Kann Wunder so gar nicht leiden: Russell Crowe.
Wie aus eigentlich guten Zutaten etwas äußerst Unappetitliches gekocht werden kann? Zum Beispiel so: Weil ihm ein Kellner dumm kommt, rastet Fiesling Pearly völlig aus. Seine Gesichtszüge verzerren und transfomieren sich (zu meiner freudigen Überraschung) zu einer Dämonenfratze. Die Veränderung ist aber nicht einmal eine Sekunde lang zu sehen und wird durch einen billigen Zensurschnitt verdorben. Eben stand der Kellner noch, plötzlich liegt er blutend am Boden. Trotzdem: Die Szene lässt hoffen. Wenn es denn Dämonen gibt, wird das Ganze ja vielleicht auf einen epischen Endfight hinauslaufen, in dem sich Peter als mächtiges Engelswesen mit fiesen Dämonenbossen volles Pfund aufs Maul haut.
Während der Fantasy-Schreiberling voller Vorfreude den Grundstein für ein krachendes Finale legen will, übernimmt aber wieder Autor A mit seiner Herzscheiße. Schließlich muss Charmeur Peter doch mal die Familie seiner Angebeteten kennenlernen. Zum Beispiel den lieben Papa, den der „Beruf“ seines Schwiegersohns in spe nicht unbedingt drollige Freudensprünge machen lässt. Aber da dieser Dieb seine Tochter nun mal liebt, ist ja eigentlich alles bestens. Nein ist es nicht, denn irgendwann findet sich Peter im Jahr 2014 wieder und alles wird ganz schrecklich. Und zwar für den Zuschauer, weil der sich eine Frage stellen muss: Was zum Teufel gucke ich hier eigentlich?
Fazit
Spart euch das Geld fürs Kinoticket! Macht an eurem Valentinstag-Pärchenabend lieber etwas anderes. Kino ist eh eine doofe Idee für solche Abende. Entweder geht ihr doch mit eurem angeregten Geplapper den anderen Besuchern auf die Nerven, oder ihr schweigt euch an und guckt einen Film wie Winter's Tale.
Ganz ehrlich, wenn ich Bauernfrühstück bestelle, dann erwarte ich, nun ja, Bauernfrühstück. Wer würde denn auch auf die Idee kommen, einen Obstsalat unter die Bratkartoffeln zu mischen. Mag vielleicht kreativ sein, ist aber eigentlich einfach nur bescheuert.
Ach ja, fast vergessen, weil es so zum Vergessen ist: Will Smith spielt auch mit. Den völlig unrelevanten und austauschbaren Miniauftritt hat er sich nach der Scientology-Orgie „After Earth“ redlich verdient. Hut ab.
Winter's Tale
Regie:Akiva Goldsman
Schauspieler:Colin Farrell, Jessica Brown Findley, Russell Crowe, Jennifer Connelly, Will Smith
Länge: 118 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 13. Februar in allen deutschen Kinos
Text: Julius Wußmann
Fotos: Warner Bros. Pictures
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