Auch Gale wird von der Willkür der
Panem-Polizei nicht verschont.
Langsam, aber entschlossen hebt der alte Mann seinen Arm. Die Hand mit gestrecktem Zeige-, Mittel- und Ringfinger sticht deutlich aus der Masse der versammelten Menschen heraus. Die Geste der Revolution. Schon heben zwei weitere Menschen ihre Hände, immer mehr schließen sich an. Plötzlich stürmen Wachsoldaten in die Menschenmenge, zerren den Anstifter auf die Bühne und schießen ihm in den Kopf. Vor den Augen von Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence).
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Nachdem Katniss und Peeta (Josh Hutcherson) die Hungerspiele gemeinsam gewonnen haben, versuchen sie nun, wieder im tristen Alltag Fuß zu fassen. So widmet sich Katniss zusammen mit Gale (Liam Hemsworth) dem Töten von Wildtieren und Peeta der Enttäuschung, dass Katniss nur Augen für Gale hat. Das twilightsche Gefühlsgeblubber wird glücklicherweise jäh unterbrochen, als die beiden Sieger alle Distrikte von Panem bereisen sollen. Sinn dieser Tour ist es, die Werbetrommel für die Regierung zu rühren. Schließlich dienen deren Hungerspiele dazu, die verarmten Distrikte zu beruhigen und das Reich zu festigen.
Wieder mss Katniss den Medienrummel
der Hungerspiele ertragen.
Auf ihrer Reise wird Katniss immer bewusster, dass sie als Symbol des Aufstands glorifiziert wird. Die Tatsache, dass dank ihr auch Peeta die Spiele überlebte, wird von den Unterdrückten als gelungener Protest gegen die Regierung interpretiert. Um dieser Situation Herr zu werden, setzt Präsident Snow (Donald Sutherland) auf Polizeigewalt. Als das nicht reicht, beschließt er, Katniss zu vernichten und der Revolution so ihre unfreiwillige Anführerin zu nehmen. Die Idee: Für die 75. Hungerspiele werden die Kandidaten nur aus allen bisherigen Gewinnern gelost. Aus jedem Distrikt muss ein Zweier-Team antreten. So findet sich Katniss erneut in der Arena wieder. Diesmal steht jedoch wesentlich mehr auf dem Spiel als nur ihr eigenes Leben.
Feuer und Flamme
Eines wird schnell klar: Der zweite Teil der Tribute von Panem – „Catching Fire“ ist deutlich ernster und besser als der Vorgänger. Wurden im ersten Teil die sozialen Spannungen in den Distrikten nur angedeutet, erfährt Katniss jetzt hautnah, wie Menschen aufgrund von Sympathiebekundungen zu ihr erschossen und gefoltert werden. Dabei gehen die Polizisten von Panem ungefähr so rücksichtsvoll mit der verarmten Bevölkerung um wie Markus Lanz mit unserer Fremdschamgrenze.
Team "Distrikt 12" auf dem Weg in die
Arena - mal wieder.
Jennifer Lawrence spielt die Rolle der mutigen Katniss mit Bravour und weiß dank oftmaligem Wechsel der fantasievollen Kostüme auch optisch zu überzeugen. Doch selbst Hutcherson, der im Vorgänger als Peeta noch sehr farblos daherkam, gewinnt nun durch seine ewig treue Art die Sympathie der Zuschauer. Zudem sind die eigentlichen Hungerspiele kein lauwarmer Aufguss des Vorgängers, sondern werden durch viele originelle Ideen spannender inszeniert. Was ihr also zum Glück nicht sehen werdet: Katniss, die gedankenverloren auf einem Baum sitzt oder Peeta, der sich als eine Felsformation schminkt.
Nichts anbrennen lassen
Und ich dachte immer diese Hunger Games wären noch so ein Twilight-Fortsatz! Da wäre mir fast ein wirklich guter Fantasyfilm mit einer ordentlichen Prise Gesellschaftskritik entgangen. Zumal es „Catching Fire“ gelingt, all die verschiedenen Elemente einer Coming-of-age-Story, eines Gladiatorenkampfes und eines Gesellschaftsdramas sinnvoll in zweieinhalb Stunden zu behandeln, ohne das Verwirrung oder Langeweile aufkommt. Dabei findet der Film bei all der brachialen Inszenierung auch Zeit für die emotionalen Momente. Wenn der Ruf des Spotttölpels erklingt und von epischer Orchester-Musik untermalt wird, ist das Gänsehautfeeling pur. Spätestens jetzt will ich endlich die Bücher lesen und freue mich ehrlich auf die nächsten Kinofilme.
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