Die Aktion „Germany’s next Bundeskanzler/in“ soll junge Leute für Politik begeistern. SPIESSERin Ronja hat mit Hubertus Porschen, Bundesvorsitzendem der JUNGEN UNTERNEHMER und Jurymitglied, über die Aktion gesprochen. Übrigens: noch bis 15. August könnt ihr für euren „next Bundeskanzler/in“ abstimmen!
07. August 2017 - 11:46 SPIESSER-Autorin ronja.lustig.
Wieso haben DIE JUNGEN UNTERNEHMER die Aktion „Germany's next Bundeskanzler/in“ ins Leben gerufen? Was erhofft ihr euch davon?
Der „Renten-Wahlkampf“, der von vielen Parteien geführt wird, und die demografische Übermacht der Rentner waren für die Aktion ausschlaggebend. Die Aktion ist aber auch wichtig, weil die jungen Leute sich nicht genug beteiligen! Ich glaube, die Wahlbeteiligung der Jungen war so um die 60% bei der letzten Wahl, das ist wenig. Also wollten wir etwas tun, um junge Menschen für Politik zu begeistern, um nicht diesen Trumps und Erdogans und Brexit-Befürwortern das Feld zu überlassen. Wir haben im letzten Jahr die Kampagne „Bratwurst against Brexit“ gemacht und dafür super Feedback auch von vielen Nicht-Unternehmern bekommen und uns gesagt, dass wir uns mehr solchen Aktionen widmen müssen, die gezielt auf Missstände aufmerksam machen.
Dr. Hubertus Porschen
Dr. Hubertus Porschen ist ehrenamtlicher Bundesvorsitzender des Wirtschaftsverbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER, Gründer und Geschäftsführer der App-Arena GmbH in Köln sowie promovierter Volkswirt. Hubertus Porschen studierte BWL in Marburg und promovierte zum Thema "Der akademische Unternehmer". Während des Studiums arbeitete er bereits in mehreren Start-ups, die er teils mitgegründet hat.
Wie gut funktioniert das Casting-Prinzip? Macht dieses Prinzip Politik nicht ein bisschen oberflächlich?
Wir haben ja schon eine ziemlich hohe Eintrittshürde geschaffen, indem wir die Leute dazu aufgefordert haben, Videos mit ihren politischen Ideen hochzuladen. Jetzt haben wir um die 150 Teilnehmer, die sich teilweise echt richtig Mühe mit ihren Videos gegeben haben, und tausende Leute, die abgestimmt haben. Unsere Kandidaten müssen dafür richtig Wahlkampf machen. Viele Kandidaten haben es mit ihren politischen Ideen auch schon in ihre regionale Zeitung geschafft. Klar, kann man sagen, dass das noch zu oberflächlich ist, aber dafür haben wir ja auch die verschiedenen Phasen, und das „Kanzler Camp“ am Ende, wo es dann ans Eingemachte geht.
Im „Kanzler Camp“ werden die fünf Finalisten „rhetorisch und medial für die Politik fit gemacht“. Wollt ihr tatsächlich die nächsten Bundeskanzler/innen ausbilden?
Wir richten uns an junge Menschen mit frischen Ideen, die sich vielleicht auch noch nicht so viel mit Politik beschäftigt haben. Denen wollen wir helfen, sich zu entwickeln. Eine gute Rhetorik und gutes Auftreten sind auch im Wirtschaftsleben wichtig. Aber es geht jetzt nicht darum, Profi-Politiker auszubilden. Das ist auch ein Unterschied zwischen Politik und Unternehmertum: Ich glaube nicht, dass jemand mit 20 schon in die Politik gehen sollte. Ein ganzes Leben in der Politik zu sein, kann ja dazu führen, dass man wenig Bezug zur Realität hat.
DIE JUNGEN UNTERNEHMER stehen für soziale Marktwirtschaft - beeinflusst das, wer am Ende den Contest gewinnt?
Nein, wir wollen keine einheitliche Meinung haben, sondern unterschiedliche Leute einbinden, eine Plattform darstellen und junge Menschen animieren, Politik mitzugestalten. Wir stehen für soziale Marktwirtschaft, das ist richtig, das ist auch die Wirtschaftsordnung, die wir in Deutschland haben. Aber dieses Verständnis schließt niemanden aus einer demokratischen Partei aus. In erster Linie stimmt ja auch die Community ab, da haben wir überhaupt nichts zu melden.
Gibt es bestimmte Gruppen, die sich mehr oder weniger am Contest beteiligen? (Sozi-ökonomische Gruppen, Geschlecht, Herkunft)
Die Kandidaten mussten nur wenige Angaben machen. Wir haben aber gesehen, dass nur rund ein Fünftel der Teilnehmer weiblich ist. Grundsätzlich lässt das den Schluss zu, dass die Hürde für Frauen anscheinend größer ist, aus welchem Grund auch immer. Es wäre zu einfach, zu sagen, dass Frauen sich nicht für Politik interessieren. Unsere Erfahrung war aber, dass die sich mit ihren Ideen eher ein bisschen zurückhalten und das nicht so öffentlich machen wollen.
Habt ihr schon Erfahrungswerte, ob die Teilnehmer/Abstimmenden inhaltlich was dazulernen und ob die Aktion echte politische Diskussion anregt?
Das kriege ich auf jeden Fall so mit, dass die Teilnehmer sagen: „Das ist total cool, was wir hier gerade lernen. Jetzt merken wir erst mal, was ein Politiker im Wahlkampf alles leisten muss.“ Teilweise gehen die Teilnehmer mit dem iPad auf die Straße und erzählen Leuten von dem, was sie machen wollen, und sammeln da Stimmen ein. Das ist total überragend.
„Germany´s next Bundeskanzler/in“
„Germany´s next Bundeskanzler/in“ ist eine Aktion des Verbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER. Kandidieren konnten alle zwischen 18 und 25 Jahren, die bei der Bundestagswahl über eine Wahlberechtigung verfügen. Insgesamt drei Challenges trennen die Kandidaten von dem Kanzler-Camp, bei dem sich die fünf Kandidaten mit den meisten Votes deiner Jury, in der unter anderem YouTuber LeFloid sitzt, stellen müssen. Der Gewinner erhält ein Stipendium für Ausbildung, Studium oder Weiterbildung in Höhe von 10.000 Euro. Alle Infos zur Aktion findet ihr auf www.gnbk.de oder auf Facebook.
Interview: Ronja Lutz
Bildmaterial: DIE JUNGEN UNTERNEHMER
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