SPIESSER debattiert

Joachim Gauck: „Manchmal haben die Alten Angst vor den Jungen“

SPIESSER-Autor Max hat den ehemaligen Pfarrer, DDR-Bürgerrechtler und Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl 2010 Joachim Gauck getroffen und gefragt, was man gegen Parteienverdrossenheit bei Jugendlichen tun kann.

24. October 2010 - 18:24
SPIESSER-Autor Sn0wMax.
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Sn0wMax Offline
Beigetreten: 03.10.2010

SPIESSER.de: Inwiefern sind Konferenzen wie „Denk ich an Deutschland“, auf der wir uns hier befinden, wichtig?

Joachim Gauck Die Politik und Wirtschaftselite unseres Landes kann auf diesen Konferenzen über Themen diskutieren, zu denen sie im Alltag vielleicht nicht kommen.

Warum interessieren sich viele junge Menschen für Politik, aber nicht für Parteien?

Das Frage ich mich auch! Eine wirkliche Antwort habe ich nicht. Ich sehe, dass es einen Teil der Jugendlichen ins zeitlich Begrenzte zieht, wo das Event im Vordergrund steht. Eine Dauermitgliedschaft ist für viele mit zu langem Warten, bis man etwas sagen darf, verbunden. Das ist aber nicht gut für unsere Parteien, denn sie brauchen auch Nachwuchs.

Könnten mehr Volksabstimmungen auch auf Bundeseben helfen?
„Denk ich an Deutschland“

Die Konferenz „Denk ich an Deutschland“ fand am 22. Oktober 2010 in Dresden statt. Veranstalter war die Alfred-Herrhausen-Gesellschaft. Die SPIESSER-Autoren Robert und Maximilian waren für euch vor Ort.

Wenn wir uns davon kein Wunder versprechen, dann sollten wir versuchen dies umzusetzen. Wir brauchen mehr Möglichkeiten des Einzelbürgers sich politisch einzubringen. Und es hat sich gezeigt, dass die Landtags- und Bundestagswahlen nicht genug sind, denn nicht jeder ist in einem Verein oder einer Bürgerinitiative. Aber man kann nicht generell eine direkte Demokratie einführen, denn man kann kein 80-Millionen-Volk dauernd abstimmen lassen.

Haben wir in der Politik auch ein Generationsproblem? Sie schaffen es zwar die junge Generation zu begeistern, aber andere Politiker haben Probleme damit.

Mir kommt zu Gute, dass ich mein ganzes Leben mit jungen Menschen gearbeitet habe. Wenn man „Pfarrer“ hört, denkt man immer an den Umgang mit alten Menschen, aber ich hatte als Jugendpfarrer, aber auch als Gemeindepastor in Rostock immer mit jungen Menschen zu tun. Dann habe ich Kinder und Enkelkinder – mir liegt das einfach. Und ich fürchte mich nicht vor jungen Bürgern oder ihren direkten Fragen. Manchmal haben die Erwachsenen auch Angst vor den Jugen. Dann geben sie sich zu wenig zu erkennen und so entsteht Misstrauen bei den Jungen. Wenn sie mehr miteinander reden würden, gäbe es das Problem nicht.

Teaserfoto: Sebastian Hillig, http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en

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