Immer mehr Leute haben auch Familie im Ausland oder Freunde, die sie beim Work and Travel, Studium oder auf Reisen irgendwo auf der Welt kennengelernt haben. Ich meine, wann habt ihr das letzte Mal einen Menschen getroffen, der noch nie längere Zeit im Ausland war? Wir vernetzen die Welt – und das ist gar nicht mal so ohne!
05. February 2018 - 14:17 SPIESSER-Autorin VeryMary94.
Jeder von uns hat Bekannte, Familie, Freunde, Partner oder Kollegen, die nicht um die Ecke wohnen, die einem aber wichtig sind. Was machen eure Freunde in Sachsen, während ihr ein Praktikum in Tansania ablegt? Wie geht ihr damit um, wenn die Familie noch in Buxtehude wohnt und ihr selbst studiert in Amsterdam? Was macht man mit dem Freund in Göttingen und einem selbst in Berlin?
Man bleibt in Kontakt!
Und wie! Denn wann war es leichter als heutzutage? Die zunehmende Globalisierung, Technologisierung und sogar die Auflösung der Grenzen zwischen den EU-Ländern – eigentlich von vielen als kritisch zu betrachtende Themen angesehen – bringen in puncto Kontakthalten nur Vorteile mit sich. Es ist einfacher, schneller und günstiger als je zuvor. Seit Juni 2017 bezahlt man sogar keine Roaminggebühren mehr, wenn man ins EU-Ausland telefoniert! Wie großartig ist das denn bitte!?
Ins Netz gegangen, äh verfangen
Aber was macht das mit uns? In der Bahn, an der Haltestelle, in der Mittagspause, in der Vorlesung und Zuhause auf dem Sofa sind wir immer mehr am Handy. Wir unterhalten uns, sind also sozial – nur eben digital. Wir können so wortwörtlich immer auf dem aktuellsten Stand sein, was das Leben unserer Lieben betrifft. Wir können sogar ganz persönlich werden und nicht nur Texte schreiben, sondern daily stories in Bildern hochladen, uns in lustigen Memes taggen und Emoijis zur Unterstreichung unserer Gefühle einsetzen. Unserer In-Kontakt-bleiben-Lust sind keine Grenzen gesetzt.
Nur, finde ich mich immer öfter in der Situation wieder, in der ich meinen Freunden eine Zeit lang gar nicht antworte. Ich freue mich über ihre Nachrichten, aber die ständige Möglichkeit zu haben, mich melden zu können, stresst mich. Klar ist es wichtig seine Bekanntschaften zu pflegen, aber ich wünsche mir manchmal den Festnetzanschluss meiner Oma, mit dem ich dann einfach meine Freunde anrufen könnte, wenn ich Zeit und Nerven habe – ohne Whatsapp auf dem Handy und Messenger permanent im Hintergrund laufend.
Man muss nur wollen
Das geht so weit, dass ich das Hier-und-Jetzt nicht mehr vollständig genießen kann, weil ich im Kopf die Liste durchgehe von Leuten, denen ich noch zurückschreiben sollte oder bei denen ich mich mal wieder melden müsste. Dabei nimmt genau dieses Verhalten das Unbeschwerte von einer netten Unterhaltung mit deinem Homie. Ständige Erreichbarkeit kann Druck ausüben, auch wenn es lediglich Freunde und Familie sind, die sich melden und doch nur wissen wollen, was man heute so gemacht hat oder ob man schon die Verlinkung im neuesten Hummus-Meme gesehen hat. Ich brauche auch mal Zeit für mich ohne erreichbar zu sein.
Ich habe das Gefühl immer mehr Menschen leben im digitalen Hier-und-Jetzt und nicht mehr im einfachen Hier. Immer wieder wird von mir jeden Tag erwartet in Verbindung zu bleiben – ich will mir aber aussuchen, wann ich in Verbindung treten möchte. Deshalb SORRY, an alle, die bis jetzt auf eine Antwort von mir warten. Ich komm noch zu euch – wenn ich wieder ein bisschen Zeit im echten Hier verbracht hab. :)
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