Neele und Maria: Was war dein Lieblingstrickfilm als Kind?
Anke Poltermann: Hase und Wolf und Adolars phantastische Abenteuer fand ich ziemlich gut. Darin ging es um Reisen ins Weltall. Das war genau das, was ich mir als Kind immer vorgestelt habe. Am liebsten wäre ich selbst dorthin gereist. Zwar fand ich die Stimmen der Figuren ziemlich nervig, aber die Geschichten haben mich immer wieder gefesselt.
Also wolltest du als Kind am liebsten Astronaut werden?
Nee, nicht direkt Astronaut. Ich habe mir gewünscht, Außerirdische kämen auf unseren Planeten, um mich mitzunehmen.
Anke Poltermann mag originelle und
unkonventionelle Ideen – darum arbeitet sie ach so
gerne mit Kindern.
Die blühende Fantasie war also schon immer da?
Lacht. Kann man wohl so sagen.
Du arbeitest an vielen Projekten mit Kindern. Denkst du, dass Kinder die besseren Trickfilmproduzenten sind?
So würde ich es nicht ausdrücken. Kinder sind unverblümter und unvoreingenommener, als verkrampfte Erwachsene. Dadurch kommen sie auf Lösungen, die man selber vielleicht gar nicht in Betracht ziehen würde.
Zu welchem Thema machst du deine Trickfilme am liebsten?
Ich lasse mich gerne überraschen. Im Rahmen des Jugendherbergsprogramms steht aktuell die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Ich bin immer gespannt, wie die Kinder mit solchen Themen umgehen. Sie denken dabei oft sehr abstrakt, das finde ich spannend. Der Film „Legt euch nicht mit ALIENS an!“ hat mir zum Beispiel extrem viel Spaß gemacht.
Findest du denn, dass ein Film eine Botschaft haben sollte?
Nicht in dem Sinne. Ich finde eher, dass ein Film zum Nachdenken und Träumen anregen sollte, sodass man nicht einfach drüber hinweg schauen kann.
Sollte ein Film stumm sein oder vertont?
Ich finde Ton ganz gut. Gerade, wenn man mit Kindern arbeitet, macht Ton wirklich richtig viel Spaß. Da stellt man sich oft die Frage: Wie bekomme ich einen bestimmten Ton hin, wenn ich nicht das Original habe? Dann stellt man die Töne selber her und experimentiert viel. Besonders dieses Experimentelle ist extrem fruchtbar. Außerdem ist es oft auch sehr lustig, wenn man mit Sprache arbeitet.
Anke bei der Arbeit im Medienlager 2013.
Foto: Fabian Tschök
Was gibt es denn alles zu beachten, wenn man einem Trickfilm dreht?
Das ist sehr komplex. Als erstes muss man die Zeit beachten, die zur Verfügung steht. Die Story muss von vornherein so gestrickt sein, dass sie machbar ist. So hat jeder Trickfilm andere Hürden.
Gibt es da verschiedene Phasen?
Ja, die erste Phase ist immer sehr spannend. Die Teilnehmer kommen mit leeren Köpfen an und müssen sich erst einmal untereinander finden, um dann eine Geschichte zu entwickeln. Das ist ganz schön aufregend. So muss man es aushalten können, wenn es zäh wird und je nach Klasse oder Gruppe wird damit anders umgegangen.
Gibt es etwas worüber du immer wieder stolperst?
Ich habe oft Angst etwas nicht zeichnerisch umsetzen zu können. Aber man muss sich seiner Angst stellen und daran glauben, dass es funktioniert.
Gehen dir auch manchmal die Ideen aus?
Natürlich ist es schwierig, wenn man keine Ideen hat. Am besten ist es dann sich zu entspannen, damit die Ideen wieder fließen können. Auf Krampf funktioniert sowieso nichts, obwohl Druck in manchen Fällen auch helfen kann...
Wie erholst du dich von einer besonders intensiven Trickfilmproduktion?
Lacht. Schlafen – ein bisschen Meditation und Tai-Chi. Außerdem ist die Natur sehr wichtig für mich. Ich muss oft einfach rausgehen und an irgendeinem Baum sitzen, wo ich in Ruhe vor mich hindümpeln kann.
Trickfilm wird oft mit Kinderfilm gleichgesetzt, was denkst du dazu?
Es gibt ja auch sehr erwachsene, hochwertige Trickfilme, daher denke ich das auf keinen Fall.
Hast du eigentlich selber Kinder?
Lacht. Nein. Ich mag Kinder sehr und weil ich sie mag, hab ich keine.
Stift, Papier und viele Fotos – Im
Medienlager 2013 hat Anke mit ihren
Schützlingen vom Film-Workshop
Zeichnungen zum Leben erweckt.
Foto: Marie Krause
Wann wusstest du denn, dass du in die Richtung Trickfilm gehen wirst?
Das war gar nicht so klar. Ich habe eigentlich Grafik-Design studiert. Zum Glück war das Studienprogramm damals sehr vielfältig, sodass wir überall reinschnuppern konnten. Dadurch konnte ich auch einen eigenen Zeichentrickfilm machen. Doch danach war erst einmal Stille mit dem Thema. Ich hab angefangen als Grafikdesignerin zu arbeiten, aber das wurde mir schnell zu eintönig. Ich war auf der Suche nach einer Herausforderung, nach etwas Neuem. Daher habe ich angefangen im Kindermuseum in Halle zu arbeiten, dort habe ich eine Ausstellung gemacht, in der ich mit den Kindern interaktiv gearbeitet habe. Die Leiterin kam irgendwann auf mich zu und hat mir von der deutschen Bundesstiftung für Umwelt erzählt. So standen Gelder zur Verfügung und ich durfte mir etwas einfallen lassen.Es sollte nur keine begehbare, interaktive Ausstellung sein. Da hab ich mir gedacht, machen wir halt eine Virtuelle. Dann haben wir mit kleinen Tricksequenzen gearbeitet und diese Filmchen wurden immer größer und komplexer. So wurde ich zu einer Schulung eingeladen, an der auch Jugendherbergs-Mitarbeiter und Leiter teilgenommen haben. Die waren von den Trickfilmen begeistert und haben daraus ein Projekt gestrickt haben. Das ist auch der Grund, warum ich hier im Medienlager gelandet bin. Lacht.
Was reizt dich am Trickfilm?
Im Trickfilm kann man trotz der einfachen Technik experimentell, originelle sowie unkonventionelle Ideen umsetzen, ohne dabei perfekt sein zu müssen.
Text: Neele Kramer und Maria Heinrich
Teaser-Foto: Fabian Tschök