Mach dein Ding!

Höher, schneller, weiter

Mit 12 Jahren gelang Luc Ackermann ein Rückwärtssalto per Bike, seitdem gilt er als größtes Talent der deutschen Freestyle Motocross Szene. SPIESSER-Autorin Marie traf ihn bei der „Night of the Jumps“ in Frankfurt am Main. Im Interview erzählt er über seine Faszination für den Motocross-Sport, waghalsige Sprünge und seine Ängste und Träume.

03. April 2015 - 10:51
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Wer ist dieser coole Typ?

Luc Ackermann wurde am 1998
 in  Mühlhausen/Thüringen geboren. Heute lebt er in Niederdorla und geht dort zur Schule mit dem Ziel, sein Abitur abzuschließen. Seit 2005 fährt er Freestyle Motocross und trainiert seither jeden Tag mehrere Stunden auf einem Trainingsgelände, das sein Vater für Luc und seinen Bruder Hannes, angelegt hat. Der 17-Jährige ist einer der talentiertesten deutschen Motocross-Fahrer: das wird allein schon dadurch deutlich, dass er schon drei Weltrekorde aufgestellt hat und bereits an FMX-Weltmeisterschaften teilnimmt.

SPIESSER.de: Luc, Gratulation! Im letzten Jahr warst du ganz schön erfolgreich unterwegs. Sogar der Einzug ins WM-Finale war drin, wie hat sich das alles so für dich angefühlt?

Luc: Meinen ersten WM-Finaleinzug vor heimischen Publikum erleben zu dürfen, war natürlich wahnsinnig schön. Kurzzeitig war es ja gar nicht sicher, ob ich starten kann, weil meine Feder einen Defekt nach einem Hochsprung hatte. Doch mein Bruder konnte aushelfen und die Techniker schafften es, innerhalb von wenigen Minuten die Feder seines Bikes bei meinem einzubauen.

Dein Bruder, Hannes Ackermann, gehört ebenfalls zu den talentiertesten Motocross Fahrern der Welt. Im Wettkampf seid ihr Konkurrenten. Wie empfindest du das?

Wir sind Brüder, aber natürlich konkurrieren wir bei den Rennen. Hannes verfolgt das gleiche Ziel wie ich: Wir geben immer alles und wollen im Wettkampf eine möglichst gute Platzierung erreichen. Konkurrenz ist im Sport normal - auch unter Brüdern.

Gibt es da nicht manchmal auch Zoff? 

Wir streiten uns ziemlich selten und wenn, dann sind wir dem andern nie lange böse. Seit ich denken kann, trainiere ich mit Hannes und wir helfen uns, wo wir nur können. Wir sind ein gutes Team.

Warum machst du ausgerechnet diesen Sport? Was fasziniert dich so daran?          

Der größte Reiz ist für mich, dass ich beim Freestyle Motocross das Gefühl habe, immer noch eine Schippe drauf legen zu können. Den Antrieb zu spüren, in den Sprüngen noch besser zu werden und sich von Wettkampf zu Wettkampf zu steigern. Es gibt immer etwas, das ich verbessern kann und ich sehe stets, wie alles durch Übung und Training mit der Zeit  fruchtet.

 Du warst der erste Fahrer weltweit, der mit 12 Jahren einen Rückwärtssalto, den sogenannten Backflip, beherrschte. Wie lange hast du dafür trainiert?

Ich habe über ein halbes Jahr geübt, bis ich den Backflip beherrscht habe. Ich bin im Training bestimmt über hundert Mal in ein Schaumstoffbecken gesprungen. Der Backflip ist nicht so leicht, da man in der Rampe an einem ganz bestimmten Punkt ziehen muss, das braucht ein wenig Zeit.

Wie gehst du mit der Gefahr um, die dieser Sport mit sich bringt? Kennst du das Wort Angst überhaupt?

Wenn man Angst hat, wird man unkonzentriert und dann passieren Fehler. Natürlich weiß ich, dass Motocross eine gefährliche Sportart ist, und speziell der Freestyle durch die vielen Sprünge, noch mal riskanter ist. Ab und an verletze ich mich auch. Angst ist aber das falsche Wort. Ich würde sagen, dass ich einen gesunden Respekt vor jedem meiner Sprünge besitze. Jeder neue Trick kostet mich Überwindung, aber das gehört zu diesem Sport, glaube ich, einfach dazu.

Wie ist es für deine Eltern, dir bei den halsbrecherischen Tricks zuzusehen?

Meine Eltern sind auf allen Wettkämpfen dabei. Meine Mutter kann sich aber bis heute nicht meine Sprünge anschauen. Erst im Nachhinein schaut sie sich die Aufnahmen an, wenn sie weiß, dass nichts passiert ist. Grundlegend haben mich meine Eltern immer unterstützt. Als mein Bruder und ich noch keine Sponsoren hatten, haben sie uns das Material gekauft, das wir benötigten. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar.

Welche Fähigkeiten braucht ein Freestyle Motocross Fahrer? 

Du musst wissen, wie ein Motorrad tickt und wo die Grenzen liegen. Um ganz vorne mitfahren zu können, ist Fitness selbstverständlich sehr wichtig. Und für die Sprünge ist ein hohes Konzentrationsvermögen gefragt.


Luc aus der Selfcam: Fast so, als würde man selbst fahren.

 

Hast du ein Idol?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da ich ja selbst zur Weltspitze der Freestyle Motocross Fahrer gehöre. Aber Travis Pastrana ist eine Art Idol oder Vorbild für mich. Er war der erste Mensch, der mit einem doppelten Rückwärtssalto auf einem Motorrad landete.

Was war der für dich bedeutsamste Erfolg in deiner Karriere?

Das war ohne Frage mein 4. Platz bei den „Red Bull X-Fighters" in München. Es waren über 18000 Zuschauer dort und es gab eine schwimmende Motocross-Strecke auf dem Olympiasee.

Ärgert es dich, dass du privat noch kein Motorrad fahren darfst?

Klar ärgert mich das ein wenig. Ein Moped mit geringer Leistung darf ich ja schon fahren, aber ich freu' mich natürlich sehr, wenn sich das bald ändert.

Wie schaffst du es bei den vielen Events und deinem hohem Trainingspensum, Schule und Sport unter einen Hut zu bringen?

Das klappt bis jetzt echt ganz gut. Vormittags gehe ich in die Schule und am Nachmittag trainiere ich zwei bis drei Stunden. Wenn ich für die Rennen ins Ausland fahre und in der Schule fehle, muss ich den Stoff nachholen.

Apropos Ausland. Wo hat es dir denn besonders gut gefallen?

China und Australien haben mir besonders gut gefallen, auch wenn ich größtenteils nur das Hotel, Trainingsgelände und die Arena auf meinen Events sehe.

Was sind deine Ziele für die kommenden Jahre?

Ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass ich von einem WM-Titel träume. Aber die Konkurrenz schläft nie und wir bewegen uns derzeit auf einem extrem hohen Leistungsniveau. Aber ich werde alles geben, dass sich mein Traum irgendwann erfüllt.

Text: Marie Heller
Fotos: Pressematerial Night of the Jumps, Berlinièros PR

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