Bautzen, Rostock, Erfurt – die vergangenen Tage waren eine echte Herausforderung für die Jungs von Alice Roger. Für den vierten Gig der VITA COLA Clubtour 2014 kehrten sie für einen kurzen Abstecher zurück in die Heimat. Im Club Puschkin in Dresden rockten sie das Haus.
10. October 2014 - 16:10 SPIESSER-Autor JulesGriffin.
Endlich da. Dann kann der Abend ja kommen.
Foto. Erik Riedel
Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, viel zu früh aus dem himmlischen Schlaf gerissen zu werden. Der Wecker bleibt trotzdem ein Traumverderber. Nach einem wenig befriedigenden Frühstück im Hostel gehts erst mal an eine Tankstelle, bei der sich alle mit liebevoll zubereitetem Trucker-Food eindecken. Jetzt kann's frisch gestärkt losgehen.
Da zwischen uns und Dresden noch über zwei Stunden Autofahrt liegen, wirft Friedemann eine DVD in den Player. Er entscheidet sich für „Tödliche Entscheidung“ – ein ziemlich harter Stoff über Gewalt, Drogen, Sex und Verrat. Also der ideale Film, um sich auf den Abend einzustimmen. Für Stefan ist das nichts, er hört lieber Musik. Doch irgendwann übernimmt das Mäkelkind in ihm die Macht: Lauthals beschwert er sich über die unangenehme Hitze im Bus. Fahrer Schelle zeigt sich gnädig und schon sorgt die Klimaanlage für eine deutlich kühlere Temperatur. Aber wie das eben so ist – mäkeln ist ansteckend. Darum dauert es nicht lange, bis sich Stefan beschwert: „Mir ist kalt!“ Doch bevor Schelles Halsschlagader auf Unterarmgröße anschwellen kann, haben wir glücklicherweise schon den Club Puschkin in Dresden erreicht.
Da hat sich die Vorfreude gelohnt. Foto: Erik Riedel
Vorfreude auf den Abend
Ein großer Saal und ein extrem geräumiger Backstage-Bereich mit eigener Toilette und Duschen lässt die Herzen aller Crew-Mitglieder höher schlagen. Basser Hannes nutzt die Säuberungsmöglichkeit dankbar. Frischgeduscht erklärt er: „Frisch gewaschen zu sein, ist schon schön.“ Friedmann erwidert frech: „Ja, für uns auch.“ Licht-und Pyrotechniker Uwe kommt hinzu und fragt, wie es den Jungs geht. Friedemann: „Gut! Heute kannste mal so richtig schön fackeln. Wird hier sicher dankbar aufgenommen.“ Erfurt ist eben nicht Dresden – zur Erinnerung, beim gestrigen Konzert hat die Pyrotechnik der Jungs den Feueralarm ausgelöst.
Auch Rick ist voller Vorfreude: Nachdem er mit Freunden telefoniert hat, verkündet er strahlend: „Heute kommen ja echt ganz paar Leute. Übelst geil!“ Die positive Energie scheint zu viel für Gitarrist Stefan zu sein. Plötzlich jagt er Rick durch den Raum und bellt dabei laut. Irritiert frage ich ihn, warum das jetzt nötig sei. Seine Antwort: „Na weil ich ein Hund bin und ihn abschlecken will.“ Diese Begründung ist so gut, dass ich nur anerkennend nicken kann. Die Nerven liegen eben blank. Aber auf eine positive Art.
Das Besondere an dem heutigen Abend: Alice Roger spielen nicht im Rahmen einer Uni-Party, sondern sind einziger Bestandteil des Abendprogramms. Das bedeutet, dass jeder, der heute in den Club Puschkin kommen wird, nur wegen ihnen da ist. Die Band ist trotzdem recht gelassen und geht den Abend voll konzentriert an.
Jubel und Zugabe-Rufe
VITA COLA CLUBTOUR 2014
13.10. – Potsdam, Waschhaus Open Air
(21:00)
16.10. – Halle, Volkspark (22:00)
Es geht los. Jetzt noch schnell umziehen, die Treppen runter und rauf auf die Bühne. Davor haben sich doch recht viele Besucher eingefunden. Das Intro erklingt und schon rocken die Jungs los. Nachdem sie nun den dritten Auftritt innerhalb von drei Tagen spielen, sitzt wirklich jeder Akkordgriff. Beim letzten Song erstrahlt die die Bühne wieder in Feuerwerk-Fontänen. Dieser Anblick entlockt dem Publikum verzückte Jubelrufe – alles andere wäre aber auch wirklich unangebracht. Das Set ist zwar vorbei, doch die Leute wollen mehr. Laute Zugabe-Rufe ertönen. Schon sind Alice Roger wieder auf der Bühne, rocken sich durch „Fleisch und Blut“ und fühlen sich geliebt.
Schließlich wird unter dröhnenden Minimal-Beats abgebaut und eingeladen. Heute fahren wir nicht mehr zusammen ins Hostel. Die Jungs schlafen heute im eigenen Bett. Wir verabschieden uns voneinander, aber wissen, dass es zum Glück nicht für eine lange Zeit ist: kommenden Montag steht das nächste Konzert an. Wo? In Potsdam!
Text: Julius Wußmann
Fotos: Erik Riedel
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