„Das war's dann wohl“, sagt mein Freund und lenkt den Bus auf den Seitenstreifen. Keine Angst, kein Beziehungsdrama – sondern vielmehr ein wertvoller Erfahrungswert. Zwei Kilometer zuvor hieß es nämlich noch: „Oh, unser Tank ist gleich leer. Sollen wir hier mal eben rausfahren?“ Mein Freund deutete dabei auf eine Autobahntankstelle. Schlau wie ich war, habe ich mit Blick aufs Navi optimistisch gesagt: „Nee, fünf Kilometer weiter ist eine auf dem Land. Die ist mit Sicherheit günstiger!“ Da war ich wohl etwas zu optimistisch. Denn jetzt ist unser Tank definitiv leer und die nächste Tankstelle drei Kilometer entfernt.
Während Leonie beim T4 bleibt, macht ihr Freund
sich auf den Weg, um Diesel zu besorgen.
Foto: Leonie Hochrein, privat
Aber zum Glück haben wir ein Fahrrad dabei. Während ich also mit Warnweste ums Auto schlendere und hoffe, dass die Polizei nicht anhält, radelt mein Freund mit einem Kanister auf dem Gepäckträger über die Felder. Kurze Zeit später kann die Fahrt auch schon adrenalin- und dieselgetankt weitergehen.
VW-Bus Nomaden
Seit etwas mehr als einem Jahr sind mein Freund und ich jetzt schon stolze Besitzer eines VW T4. Gefahren sind wir inzwischen schon etwas mehr als 50.000 Kilometer. Mit dem Kauf des Busses trat aber nicht nur ein neues Freiheitsgefühl und Hobby in unser Leben, sondern auch ein neues Motto: „Uns passieren keine Pannen. Wir sammeln lediglich wertvolle Erfahrungswerte!“
Sei es die Erkenntnis, dass unsere Tankanzeige mehr als unpräzise ist oder der kreative Einsatz eines Zeichenblocks als – kein Quatsch! – Benzin-Einfülltrichter, der erste selbst vorgenommene Ölwechsel oder der monatliche Besuch beim Ersatzteilhändler. Wir haben mit unserem „Findus“, so heißt unser Bus, schon einiges erlebt.
„Findus“ ist mit dem Baujahr 1994 nur ein Jahr jünger als ich und sowohl unser Teilzeitzuhause als auch unser ganzer Stolz. Obwohl wir beide eigentlich durch Studium und Job örtlich gebunden sind nutzen wir – Bus sei Dank – doch jede Gelegenheit, um Freunde zu besuchen, Bergsteigen zu gehen oder ans Meer zu fahren. Unsere „Jungfernfahrt“ im letzten Jahr, von der auch die obige Anekdote stammt, besitzt übrigens Exempelstatus: Wir haben so ziemlich alles erlebt, was man auf einem Roadtrip erleben muss.
Ab ans Meer!
Damals, vor ziemlich genau einem Jahr im Sommer wollten wir den Freiraum von einer Woche nutzen, um endlich mal wieder ans Meer zu fahren. Von unserem damaligen Wohnort Bamberg aus sollte es an die Ostsee gehen. Nachdem unser Tank nach dem oben beschriebenen Zwischenfall wieder voll war, ging unsere Fahrt entspannt mit den üblichen Verzögerungen weiter. Wir haben uns noch zwei- bis dreimal verfahren und standen hier und da im Stau. Der beste Tipp für lange Staus, die sich leider nie ganz vermeiden lassen: Genug gute Musik und Hörbücher einpacken oder den Beifahrer als Vorleser engagieren.
Dürfen wir vorstellen: Das ist Findus.
Foto: Leonie Hochrein, privat
Als es Nacht wurde, hatten wir nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel vor uns. "Irgendwo hier muss doch das Meer sein?!" Nach einer zehnminütigen Wartepause vor einer unscheinbaren Ampel waren wir schlauer: Wir befanden uns bereits am Meer – genauer gesagt sogar darüber!
Unser cleveres Navi hat uns genau auf die Auffahrt einer Fähre gelotst. Einmal drauf gibt’s natürlich kein zurück. Also brachte uns das Boot die geschätzten 30 Meter zum anderen Ufer der unscheinbaren Kanalmündung. Um elf Euro ärmer und eine unabsichtliche „Mit dem Bus schifffahren“-Erfahrung reicher ging es weiter an den Strand von Nienhagen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Rostock. Bus abstellen, noch einmal den Sternenhimmel bewundern und dann nach hinten in unser eingebautes Bett krabbeln.
Am nächsten Tag wecken mich Kaffeeduft und Möwengeschrei. Zum Frühstück gibt es Omelett, frisch zubereitet mit dem Gaskocher auf der Küchenarbeitsplatte, auch umgeklappte Doppelsitzbank genannt.
Umwege zeigen die Landschaft
Gaskocher, Topf, Pfanne, Espressomaschine – fertig ist die Reiseküche. Reisen lehrt, sich auf das Nötigste zu beschränken. Zu den Must Haves für einen Roadtrip zählen außerdem noch Wasserkanister, Toilettenpapier und Müllbeutel.
Die Reisegeschwindigkeit spielt auf Roadtrips eher eine untergeordnete Rolle, vielmehr heißt es: Umwege zeigen die Landschaft – einfach mal die Landstraße der Autobahn vorziehen und bei interessant klingenden Ortschaften eine Pause einlegen. Unser Findus beweist außerdem regelmäßig seine außerordentliche Geländetauglichkeit auf einsamen Bergwegen, die ganz bestimmt noch als Straße zählen. Oder zumindest als Weg.
Eile mit Weile. Leonie fährt immer ganz
gelassen. Foto: Leonie Hochrein, privat
Auch auf der Suche nach dem geeigneten Schlafplatz sollte man einfach der eigenen Nase folgen, denn Autobahnraststätten sind nur bedingt zu empfehlen. Man bekommt nach kurzer Zeit ein Gespür für lauschige Waldeinfahrten, verlassene Obstplantagen oder versteckte Feldwege auf denen man mal eine Nacht verbringen kann, selbst in der Großstadt.
Freiheitsgefühl garantiert
Mein absolutes Highlight an unserem Roadtrip zum Meer: Das Frühstück mit Meerblick. Und so geht’s: Man parke den Bus auf einer wenig befahrenen Uferstraße und verlege das Frühstück direkt auf das sonnige Busdach. Lächelnde Fahrradfahrer grüßen einen und wünschen begeistert einen guten Appetit, der Meerwind weht einem um die Ohren. Und wer ohne Bus unterwegs ist, hat sicher eine Picknickdecke im Wagen – die gehört schließlich in jeden fahrbaren Untersatz.
Unsere ganz persönlichen Busreisen versorgen mich und meinen Freund nicht nur mit dem Gefühl von Freiheit, sondern sind dabei auch der pure Luxus – schließlich haben wir das eigene Zuhause immer dabei. Aber auch so sind Roadtrips einfach wunderbar. Auf jedem erlebt man was anderes, lernt neue Leute kennen und entdeckt dank falscher Navigation Plätze, die in keinem Reiseführer stehen. Immer neue wertvolle Erfahrungswerte gibt’s inklusive. Probiert's doch mal aus!
Jetzt bist du dran: Mach den Führerschein!
Du willst auch einfach mal deine Freunde schnappen und einen unvergesslichen Roadtrip machen, dir fehlt aber noch der Führerschein? Dann mach ihn jetzt! Fahren Lernen Max unterstützt dich beim Lernen der Theorie. Also gleich informieren auf www.fahren-lernen.de.
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Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit
mit dem Verlag Heinrich Vogel.
Text: Leonie Hochrein
Teaser-Foto: Dirk Vorderstraße, flick.com, CC-Lizenz (CC BY 2.0), Bild beschnitten