Gewinnt ein Praktikum in der Design- und Einkaufsabteilung
mister*lady verlost ein Praktikum. Was ihr dafür tun müsst? Nehmt Stift oder Laptop in die Hand und zeichnet drauf los! Die Designer der besten Modeskizzen werden zu dem Finale nach Stuttgart eingeladen, wo sie ihre Kleidung auf dem Laufsteg bewundern dürfen. Das Gewinneroutfit wird von der Jury live verkündet. Zum Wettbewerb hier entlang!
Einen Modedesigner habe ich mir anders vorgestellt. Irgendwie auffallender und einschüchternder. Doch Johann, 23, trägt ein schlichtes Hemd mit einem T-Shirt drunter. Sein dunkles Haar ist nach hinten gekämmt und an seinen Füßen sehe ich Segelschuhe in einem schlichten Grauton. Er wirkt auf mich wie der nette Junge von nebenan. Aber eine sehr gepflegte und elegante Variante davon.
Johann verrät mir, dass er genau wegen solchen Erwartungen die Modeschule nach kurzer Zeit verlassen hat. „Ich bin einfach nicht dieser Schickimicki-Designer. Ich mache andere Kleidung als die, die an einer Modeschule erwartet wird. Ich will nicht haute couture entwerfen, sondern tragbare Kleidung.“
Er führt mich durch sein Atelier. Ein großer heller Raum, mit hohen Decken und alten Möbeln. Ein gemütliches Sofa im Biedermeierstil steht hinter einer alten Truhe aus Metall. Selbst die Nähmaschine scheint aus einem anderen Zeitalter zu stammen. Johann bietet mir einen Tee an und setzt sich vor die gusseiserne Nähmaschine. Er hält eine fast fertige Jeans in seinen Händen, der nur noch der Saum fehlt. Er beginnt zu nähen, während ich ihn mit Fragen zu seinem Lable Ruttloff Garments löchre. „Angefangen hat alles mit einer Nähmaschine, die ich im Keller entdeckt habe. Gelernt habe ich weder schneidern noch designen. Mein erstes Stück war zwar ein T-Shirt. Aber danach bin ich direkt zur Hose gewechselt und bis heute bei meiner geliebten Jeans geblieben.“
Ohne Startkapital oder einen Abschluss an der Modeschule hat Johann sein eigenes Lable gegründet. Das verdankt er neben seinem Ehrgeiz auch einer riesen Portion Glück. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so weit komme. Dafür hat meine Arbeitswoche oft 7 Tage und 24 Stunden.“ Damit ging Johann nicht den einfachsten Weg. Die wenigsten Designer verfolgen das Motto Probieren geht über Studieren und ein guter Abschluss an einer Modeschule ist bei vielen Arbeitgebern Pflicht.
In seinen Anfängen hat Johann sich nie Skizzen gemacht. „Es war alles in meinem Kopf. Wozu das Ganze aufzeichnen?“ Doch inzwischen achtet er viel mehr auf Details. Er hat genaue Vorstellungen zu den Knöpfen, Nieten und Nähten. Und das alles hält er mit Bleistift gezeichnet auf Papier fest.
Johann legt die fertige Jeans zur Seite und holt eine große Mappe hervor. „Mit der habe ich mich an der Modeschule beworben.“ Die Mappe ist doppelt so groß wie ein A3-Blatt, schwarz und sieht schon ziemlich abgenutzt aus. Darin befinden sich lauter Zeichnungen: bunt, klein, groß, Kleidung und Menschen. Dass Johann ein Händchen für Kunst hat sieht man direkt. „Diese Mappe entspricht nicht mehr meinem heutigen Stil. Jetzt mag ich es eher schlicht, dafür aber sehr hochwertig. Ich versuche nicht der Mode hinterherzurennen und gezwungen neue Schnitte und Muster zu verwenden. Ich entwerfe das, was ich mag. Und das gefällt meinen männlichen Kunden.“ Vertieft in die alten Zeichnungen frage ich ihn, ob er heute eine farbige Jeans entwerfen würde. „Jeans sind farbig! Ich habe unheimlich viele verschiedene Denim-Töne. Keiner gleicht dem anderen. Oft arbeite ich auch mit schwarzen Einsätzen und farbigen Nähten. Aber eine rote Jeans würde ich nicht designen. Das ist nicht das, was die Kunden von mir erwarten.“
Johanns Tipp
Mode hat vor allem etwas mit Leidenschaft zu tun. Es ist wichtig, dass man genau das entwirft, was einem gefällt und nicht was gerade „in” ist. Für Skizzen zum Wettbewerb empfehle ich einen Stift, der besonders gut in der Hand liegt. Die Linie sollte nicht zu oft abgesetzt werden. Je seltener der Stift vom Papier absetzt, desto schönere Formen entstehen. Es gibt immer einen Weg, zu zeichnen, was im Kopf rumschwirrt. Man darf nur nicht zu schnell aufgeben und sich von Niederschlägen unterkriegen lassen.
Er verrät mir trotzdem, dass Farbe unheimlich wichtig ist in der Mode und erzählt, woher er sich seine Inspiration holt. „Ich habe eine knallig gelbe Raupe auf dem grauen Asphalt gesehen. Das hat mich so sehr beeindruckt, dass ich der Raupe eine Kollektion gewidmet habe: Streckfuß!“ Er hält mir Fotos der Kollektion unter die Nase und ich staune nicht schlecht: Das sind Kleidungsstücke für Frauen. Röcke, Kapuzenshirts und sogar Kleider in gelb und grau entdecke ich auf den Fotos. Ob er heute auch wieder ein Kollektion für Frauen entwerfen würde? „Ich plane, dass es irgendwann eine Frauenkollektion geben wird. Aber nicht in naher Zukunft. Dafür nehme ich mir noch etwas Zeit. So bunt und verrückt wie Streckfuß wird sie aber nicht sein.“
Was der Jungdesigner sich sonst noch für die Zukunft vorgenommen hat? „Irgendwann möchte ich meinen eigenen Laden haben. Dort kann der Kunde reingehen, sich den Stoff und die Farbe der Naht aussuchen und dann beobachten, wie hinter einer Glasscheibe seine Jeans angefertigt wird.“