Inga Steinmetz ist Comiczeichnerin und hat vor kurzem ihren zweiten autobiografischen Reisecomic „Schneeballen – Verliebt in Japan“ veröffentlicht. Wie sie zum Comiczeichnen kam und was sich Nachwuchszeichnern empfehlen kann, lest ihr hier.
16. May 2017 - 10:33 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Der Klappentext von „Schneeballen – Verliebt in Japan“ spricht von einer „fast autobiografischen Geschichte“ – Wie viel Inga steckt in „Schneeballen“?
Ich denke, eine genaue Auflistung, was real und was fiktiv ist, würde den Schneeballen-Büchern etwas von ihrem Zauber nehmen. Deshalb formuliere ich es lieber so: Aus gutem Grund heißt das Buch „Schneeballen – Verliebt in Japan“ und nicht „Inga – Verliebt in Japan“. Die Alltagserlebnisse aus den Büchern basieren aber natürlich auf meinen eigenen Erfahrungen.
Cover von „Schneeballen – Verliebt in
Japan“ von Inga Steinmetz
Wie bist du zum Comiczeichnen gekommen?
Ich habe schon als Kind Bildergeschichten gezeichnet, damals noch ohne Text, also bevor ich schreiben konnte. Mit dem Start vieler für Mädchen geschriebener japanischer Zeichentrickserien im Fernsehen, fühlte ich mich (unbewusst sicher) zum ersten Mal richtig angesprochen. Mila Superstar, Lady Oskar, Sailor Moon, das waren Geschichten von Mädchen, die mal richtig was „reißen“ konnten und so fing ich an, mich mehr mit diesem japanischen Stil zu beschäftigen.
In deinen Comics stellst du deinen Lesern die Menschen und die Kultur Südkoreas und Japans vor. Woher kommt deine Faszination für Asien?
Dass es diese zwei Länder geworden sind, ist eher Zufall, da mich mein Lebensweg eben zufällig an diese Orte gebracht hat. Durch ein Stipendium nach Korea und eine Bekannte, die in Japan lebt. Ich reise allgemein sehr viel, zum Beispiel war ich auch schon länger in Südafrika und für das Goethe Institut unter anderem in Schweden, Malaysia und Indonesien. Um ein Land kennenzulernen, muss ich aber länger bleiben und möglichst Kontakt zu jemandem haben, der sich gut vor Ort auskennt und weiß, was das "Leben" dort ausmacht. Wahrscheinlich könnte man über jedes Land der Welt ein "Schneeballen"-Buch machen.
In deinen Büchern vermischst du dein Gefühlsleben mit deinen Reiseerfahrungen. Warum eignen sich Reisegeschichten so gut, um über sich selbst zu erzählen?
Reisen wirft einen immer aus dem Alltag – das ist gut für die Selbstreflektion. Im Hamsterrad zuhause hat man oftmals nicht die Muße, allzu viel über sich selbst nachzudenken. Und wenn man im Ausland dann noch interessante Leute trifft, schreiben sich solche Geschichte fast von alleine. Fast.
Comiczeichnerin Inga Steinmetz
Foto: Presse PR
Du bist Teil einer immer größer werdenden Szene von deutschen Manga-Zeichnern. Wie nimmst du die Mangaka-Community in Deutschland wahr?
Viele der deutschen Zeichner kenne ich seit über fünfzehn Jahren – solange gibt es unsere (Online-) Community schon. Da wir über ganz Deutschland verstreut sind und am Anfang noch wenige waren, spielte das Internet immer eine große Rolle bei der Kommunikation. Wir standen im regen Austausch, machten uns gegenseitig Mut, gaben uns Kritik. Viele Freundschaften von damals haben bis heute gehalten.
Wir sind eine von Frauen dominierte, vergleichsweise junge Szene. Tatsächlich bin ich die dienstälteste deutsche Mangaka mit meinen 34 Jahren. Auch international gibt es auf jeden Fall Interesse! Zeichner im Ausland haben die gleichen Sorgen und freuen sich über ähnliche Dinge wie wir. Ein internationaler Austausch hat so gut wie keine Barrieren – außer natürlich die der Sprache. Was Veröffentlichungen im Ausland ausgeht, ist es nicht ganz so einfach. Lizenzverhandlungen sind oft zäh und langwierig.
Du unterrichtest Manga-Zeichnen für Kinder und Jugendliche – am Gratis-Comic-Tag am 13. Mai wirst du einen Workshop in Hamburg haben. Wie sieht so ein Workshop bei dir aus? Bist du eine strenge Lehrerin?
Ich muss gar nicht streng sein. Meine Schüler sind immer ruhig und artig, weil an meinem „Unterricht“ ausschließlich Leute teilnehmen, die Wissen vermittelt bekommen wollen. Anders als in der Schule, wo man auch durch Fächer durchgeschliffen wurde, die einem piepegal waren. Erfahrungsgemäß sind meine Schüler so hochkonzentriert, dass selbst bereitgestellte Getränke und Snacks allenfalls ganz am Ende angerührt werden, weil die Hände und der Kopf bis dahin voll mit Zeichnen beschäftigt waren.
Meine Workshops sind, so nicht anders gefordert, immer beginnerfreundlich und beschäftigen sich mit den Grundlagen des Mangazeichnens. Stress und Leistungsdruck gibt es bei mir aus Prinzip nicht.
Man braucht nicht unbedingt Lehrbücher. Aus der Realität abzuzeichnen kostet nichts und ist oft sehr viel effektiver. Einen realistischen Stil wieder „runterzubrechen“ auf einen Manga-Stil ist sehr viel einfacher, als umgekehrt. Was allerdings viel hilft, ist, sich eine Zeichnergruppe oder einen Mentor zu suchen, die schon weiter sind, als man selbst. Generell kann man sich alles selbst beibringen aber mit Unterstützung kann es etwas schneller und frustfreier gehen.
Teaserbild: Inga Steinmetz
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