Desertec-Chef van Son: "Fukushima war ein Weckruf"
Andere Länder, neue Technik und 400 Millarden Kosten: Paul van Son soll das Wüstenstrom-Projekt Desertec zur Wirklichkeit machen. Theo hat in München mit ihm gesprochen und dabei unter anderem erfahren: Ja, Fukushima hat Paul van Son die Arbeit erleichtert.
24. December 2011 - 10:29 SPIESSER-AutorIn anonymer Nutzer.
In Ihrer Heimat, den Niederlanden, gibt es Häuser, die auf dem Meer schwimmen und sich mit dem Meeresspiegel auf und ab bewegen. Würden Sie in so einem Haus Ihren Ruhestand verbringen wollen?
Warum nicht – bei uns gibt es ja alle Varianten vom Leben auf dem Wasser: Es gibt auch Häuser, die in Poldern gebaut sind. Wenn die Polder ein paar Mal im Jahr überschwemmen, dann treiben sie obenauf. Warum nicht!
Herr van Son, haben Sie zu Hause Solarzellen auf dem Dach?
Hier in Bayern habe ich ein Haus gemietet, das zu einem Bauernhof gehört. Auf dem Bauernhof sind auf allen Dächern Solarzellen. Der Bauer heizt nur mit Holz, wir zum Großteil auch. Meine Frau und ich leben eher einfach und die Kinder sind schon längst aus dem Haus. Die Temperatur ist bei uns relativ niedrig. Wir sind das gewohnt.
Nicht dass Sie frieren müssen!
Wir übertreiben das nicht. Aber ich habe noch die 50er- und 60er-Jahre erlebt, damals wurde kaum Energie verbraucht. Man hatte nur eine Heizung in einem Raum, das war alles und das hat uns damals gereicht. „Energie sparen“ gab es als Idee noch gar nicht, das geschah automatisch. Heute gibt es überall Zentralheizungen, man geht inzwischen aber auch bewusster mit Energie um.
Ich habe Freunden erzählt, dass ich mich mit Ihnen heute unterhalte. Die haben mir gesagt: „Desertec, das sind die, die 400 Milliarden ausgeben und die Wüste mit Solarzellen zustellen.“. Ist das so ungefähr die Vision?
Ihre Freunde sind dann schlecht informiert. Die 400 Milliarden Dollar stammen aus einer Studie, die ein mögliches Szenario für die kommenden Jahrzehnte darstellt. Das ist natürlich relativ. In 1970 hat man zum Beispiel auch Szenarien über das magische Jahr 2000 entworfen und die wildesten Vermutungen angestellt. 400 Milliarden sind nicht der Leitfaden. Für uns ist wichtig: Was gibt es in den Wüstengegenden der Erde für Energie? Wie kann man diese riesige Energiemenge, die dort anfällt, für die Menschheit, für Verbraucher wirtschaftlich nutzbar machen?
Diese Leitungen werden vor allem für den Strom gebraucht, der hier erzeugt werden soll: Nordwestafrika, die erste Region, in der Desertec tätig wird. Hier sollen keine Photovoltaik-Anlagen, sondern riesige solarthermische Parks entstehen. Die roten Quadrate zeigen symbolisch den Platz, der für solche Anlagen benötigt werden würde - für den Strombedarf der ganzen Welt (300 mal 300 Kilometer), den EU-25-Staaten (125 mal 125 Kilometer) oder dem Nahen Osten und Nordafrika (55 mal 55 Kilometer). Das letzte Quadrat von oben zeigt die Fläche, die sich Desertec in der ersten Ausbaustufe vorgenommen hat. Auf 120 mal 120 Kilometern soll genug Strom für Meerwasserentsalzung und zwei Drittel des zusätzlichen Strombedarfs bis 2050 im Nahen Osten und Nordafrika erzeugt werden. Karte: Desertec Foundation/www.desertec.org
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Sie wollen selbst aber ja gar keine Kraftwerke bauen.
Nein, wir sind nur die Wegbereiter. Im Moment gibt es bereits erste Anlagen in Marokko, Algerien und Ägypten, die beispielsweise Gas mit Solar kombinieren. Auch gibt es einige Windparks. Große Solarkraftwerke gibt es dagegen noch nicht. Wir wollen die Entwicklung dorthin beschleunigen, aber wir werden keine Investoren sein. Wir bauen nicht, wir sind keine Entwickler – sondern diejenigen, die diese Entwicklung vorbereiten und stimulieren.
Geht es um politische Rahmenbedingungen?
Ja, Regierungen müssen dahinterstehen und Anlaufkosten teilweise übernehmen. Auch in Deutschland hätten sich die erneuerbaren Energien nie so entwickelt, hätte es keine Garantiepreise für umweltfreundlichen Strom gegeben. Etwas Ähnliches muss man in diesen Ländern Nordafrika auch haben. Erst einmal müssen wir aber verstehen: Was sind das für Länder und was wollen die Menschen vor Ort? Man kann nicht einfach mal überall in Nordafrika Solaranlagen hinstellen, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Ganz im Gegenteil, die Entwicklung muss letztendlich von den Ländern in der Region ausgehen und wir müssen die Zusammenarbeit suchen.
Was sind die Schwierigkeiten, auf die Sie dabei stoßen – eher der Transport oder die Erzeugung?
Eher das Geld. Wie immer im Leben. (lacht) Die Erzeugung ist kein Problem, die Übertragung ist kein Problem, jedenfalls kein echtes, der Absatzmarkt auch nicht, die Akzeptanz der Bevölkerung ebenfalls nicht. Inzwischen sagen Regierungen von sich aus: Es wäre gut, Solarenergie zu erzeugen, um weniger abhängig von Öl und Gas zu sein. Aber: Es fehlt unter dem Strich das Geld, um die Entwicklung zum Laufen zu bringen.
Gewinnt Energie aus Wind und Sonne - mal fünf!
Zack! Das Handy mit Windenergie aufgeladen. Zack! Dem mp3-Player mit Sonnenenergie neue Power geben. Zack! Den ganzen Spaß zu einer Taschenlampe umbauen Der Hybrid Converter „Ecostreet Hybrid 5 in 1“ ist für all das zu haben. Dafür müsst ihr nur euer Energiegewissen mit einer kleinen Beichte erleichtern: Was ist eure größte Energiesünde?
Gut, den Gedanken kann ich soweit nachvollziehen.
Aber was soll nachts geschehen wo die Leitungen überhaupt nicht ausgelastet sind? Die Anlagen ab zu schalten macht doch auch keinen Sinn oder?
Hab darüber mal ne Arbeit geschrieben.
"Früher gab es die Überlegung in den Kraftwerken Wasserstoff zu produzieren, ihn dann nach Europa zu transportieren, um ihn schließlich in einem anderen Kraftwerk wieder zu verbrennen und so Strom zu erzeugen. Diese Idee erwies sich aber sowohl als viel zu gefährlich als auch als nicht effizient genug. Deshalb wird in den neueren Überlegungen auf Hochspannungs-Gleichstromübertragung gesetzt. Mit einem Übertragungsverlust von 3% auf 1000 km Leitung bei idealer Auslastung ist diese Variante die wirtschaftlich sinnvollste."
Ich zitiere mich selbst. Wie geil ist das denn?!^^
Das DESERTEC das Potential in der Wüste erkannt hat ist schon mal lobenswert. Genauso positiv finde ich, dass sie damit den Nebeneffekt einer sozialen Verbesserung (Sozialkodex) anstreben.
Allerdings frage ich mich ob die Technik überhaupt schon so weit ist, d.h. ob sie in der Lage ist die gewonnene Sonnenenergie a)zu speichern und b)weltweit,also auf alle Kontinente weiter zuleiten ohne dabei große Energieverluste zu machen?
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Willst du mir grad sagen, dass es keinen Sinn macht Solarkraftwerke nachts abzuschalten? XD
Gut, den Gedanken kann ich soweit nachvollziehen.
Aber was soll nachts geschehen wo die Leitungen überhaupt nicht ausgelastet sind? Die Anlagen ab zu schalten macht doch auch keinen Sinn oder?
Der Mensch steht im Weg.
Hab darüber mal ne Arbeit geschrieben.
"Früher gab es die Überlegung in den Kraftwerken Wasserstoff zu produzieren, ihn dann nach Europa zu transportieren, um ihn schließlich in einem anderen Kraftwerk wieder zu verbrennen und so Strom zu erzeugen. Diese Idee erwies sich aber sowohl als viel zu gefährlich als auch als nicht effizient genug. Deshalb wird in den neueren Überlegungen auf Hochspannungs-Gleichstromübertragung gesetzt. Mit einem Übertragungsverlust von 3% auf 1000 km Leitung bei idealer Auslastung ist diese Variante die wirtschaftlich sinnvollste."
Ich zitiere mich selbst. Wie geil ist das denn?!^^
Dafür schon hätten, wäre es schon längst geschehen.
Die idee ist ja nicht neu...oder bahnbrechend.
Das DESERTEC das Potential in der Wüste erkannt hat ist schon mal lobenswert. Genauso positiv finde ich, dass sie damit den Nebeneffekt einer sozialen Verbesserung (Sozialkodex) anstreben.
Allerdings frage ich mich ob die Technik überhaupt schon so weit ist, d.h. ob sie in der Lage ist die gewonnene Sonnenenergie a)zu speichern und b)weltweit,also auf alle Kontinente weiter zuleiten ohne dabei große Energieverluste zu machen?