detektor.fm, das ist „Internetradio mit Journalismus und alternativer Popmusik“. Mit dem Vorsatz Musik zu spielen, die gewöhnliche Sender noch nicht rauf und runter gespielt haben, begeistert detektor.fm seine Hörer bereits seit 2009. Neben sorgfältig ausgewählter Musik kann man hier unter anderem Wortbeiträge zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen hören. Anders als bei den klassischen Musiksendern werden bei detektor.fm mehr als 1:30 Minuten für derartige Beiträge aufgewendet – ein Interview ist hier gerne auch mal zehn Minuten lang.
Die Redaktion des jungen Senders ist auf einen hohen journalistischen Standard bedacht, so Christian Bollert. Der Gründer und Geschäftsführer des Senders hat mich und die anderen Medienlager-Teilnehmer an einem sonnigen Nachmittag in seinem kleinen, aber feinem Studio herumgeführt.
Christian Bollert von detektor.fm
hat einiges zu erzählen!
Wir stehen vor den Schreibtischen des sogenannten Chefs vom Dienst und des Moderators, die für die Planung der live-Sendung „Der Tag“ von 16.00 bis 19.00 Uhr verantwortlich sind. An einem Whiteboard sind ungefähr fünf anstehende Themen geschrieben, von „Uno diskutiert über neue Wolke“ bis „Das Minister Roulette“. Im Flur hängen ausgedruckte e-Mails mit dem Feedback der Hörer. Daneben finden sich Rezepte und Tour-Poster von den verschiedensten Bands. Christian zeigt uns die Redaktion, in der eigentlich fleißig Beiträge produziert werden sollten; aber es ist Samstag, da gönnen sich auch einige der Redakteure mal eine Pause.
Für 50 Euro im Monat haben hier freie Journalisten die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz inklusive Tonstudio zu mieten. Stolz präsentiert uns Christian die Stelle, an der bald das durch sogenanntes „crowd funding“ finanzierte zweite Studio entstehen soll. In nur 33 Tagen konnte die benötigte Summe von 13.000 Euro aufgebracht werden. Das sei nicht besonders viel im Vergleich zu den Kosten für beispielsweise ein Studio des MDR, das leicht an eine Million herankomme, erklärt Christian.
Bei der Auswahl der Musik liegen der Redaktion Bands am Herzen, die mit ihren Songs etwas ausdrücken. Stupider „Kommerzpop“ wird ignoriert. Der gleiche Song läuft zum dritten Mal die Stunde? Bei detektor.fm Fehlanzeige. Um Abwechslung zu garantieren, wird der selbe Song maximal zwei mal am Tag gespielt.
Wir gehen weiter in die Küche, dem Herzstück der Redaktion. Sie wird auch als Raum für Besprechungen genutzt. Der große Esstisch aus Holz in der Mitte bietet genug Platz für neue Ideen und anregende Diskussionen, sowohl beim Mittagessen als auch bei den Redaktionssitzungen. Unter dem Fenster fließt die Weiße Elster, auf der bei dem guten Wetter viele mit Kanus unterwegs sind. An einer der Wände hängt eine der bedeutendsten Auszeichnungen in der deutschen Medienlandschaft: Der Deutsche Radiopreis. Den hat der Sender im letzten Jahr in der Kategorie „Beste Innovation“ von keinem geringeren als Popstar Robbie Williams überreicht bekommen. Den Preis haben sie für ihre detektor.fm-App bekommen, die es den Hörern ermöglicht, selber Beiträge aufzunehmen und mitzudiskutieren. Dem Sender ist es wichtig, seinen Hörern auf Augenhöhe zu begegnen.
Christian Bollert im Gespräch.
Das Projekt detektor.fm finanziert sich zum überwiegenden Teil durch Werbung. Die wird allerdings nicht wie üblich als Block geschaltet. Viel mehr gibt der Sender den Unternehmen die Möglichkeit, einzelne Sendungen zu präsentieren und damit für sich zu werben. Das ist weniger nervig für den Hörer und garantiert den Auftraggebern, gehört zu werden. Ein kleinerer Teil der Einnahmen setzt sich zum einen aus Fanartikeln, wie zum Beispiel Beuteln, Shirts und Tassen zusammen. Außerdem haben zufriedene Hörer die Möglichkeit, den Sender mit ihren Spenden zu unterstützen.
Wer Abwechslung liebt und vom Mainstream gelangweilt ist, sollte dringend einmal auf detektor.fm vorbeischauen. Es lohnt sich. Man bekommt nicht nur ein abwechslungsreiches Programm an Musik geboten, sondern auch über die Standards anderer Radiosender hinausgehende Wortbeiträge.
Text: Neele Kramer
Fotos: Marie Krause