Mach dein Ding!

Der Drang,
zu schreiben

Jeder hat einen Traum, den er verwirklichen will. Aber nur die wenigsten haben den Mut, ihn in die Tat umzusetzen. Wir stellen euch Leute vor, die ihr Ding machen. SPIESSER-Autorin Alea sprach mit dem Nachwuchsautor Stefan Bachmann über Inspirationsquellen, Chocolate Chip Cookies und die Selbstzweifel junger Autoren.

02. June 2014 - 16:39
SPIESSER-Autorin Flying Lucy.
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Flying Lucy Offline
Beigetreten: 07.11.2011

Du bist in der Schweiz aufgewachsen, deine Mutter ist Amerikanerin. Dein Buch hast du auf Englisch geschrieben. Zieht es dich in die USA?

Stefan: Ich bin im Moment sehr zufrieden. Die Schweiz ist ein tolles Land zum Leben. Ich fühle mich schon mehr als Amerikaner und nicht so sehr als Schweizer, von der Denkweise sind Amerikaner schon sehr anders als Schweizer und auch als Deutsche. Aber ich wohne gerne in der Schweiz.


Stefan Bachmann wurde 1993 in den USA geboren, wuchs in der Schweiz auf und studiert Musik. Sein Ziel: Filmkomponist. Mit 16 schrieb er sein erstes Buch, einen englischen Fantasy-Roman („The Peculiar“). Für den Trailer steuerte er auch die Musik bei.


Im Diogenes Verlag ist nun die deutsche Ausgabe „Die Seltsamen“ erschienen.

 
 
  Foto: © Gerry Nitsch

Du bist jetzt zwanzig. Was ist es für ein Gefühl, unter all den Autoren, wirst du anerkannt, ernst genommen?

Mir ist es eigentlich egal, ob sie mich ernst nehmen, oder nicht. Ich nehme mich selber nicht sehr ernst.

Aber wie begegnen dir andere Autoren?

Die sind nett, die sind super. Es ist auch nicht wirklich anders als in Amerika. In Amerika sind auch alle nett, wenn du nett bist. Wenn du hochnäsig bist, sind alle gleich hochnäsig, oder? Ich habe gerade Ingrid Noll getroffen, sie war super nett. Ich habe soweit keine Probleme. Aber es gibt schon Vorurteile gegenüber jüngeren Menschen, die etwas machen. Es wird immer erwartet, dass Jugendliche nichts machen, und das finde ich schade, denn dann machen Jugendliche oft auch nichts. Wenn man erwartet, dass sie genauso viel tun können, wie Erwachsene, finde ich das gut, weil sie das auch können.

Wie hast du dich dazu gebracht, so viel zu schreiben, woher nimmst du deine Motivation und Disziplin her?

Manchmal habe ich gar keine. Man muss es aber irgendwie machen, man hat eine Geschichte im Kopf und den Drang, es aufzuschreiben. Das gleiche mit Musik, man muss einfach Musik machen weil... man muss. Ich weiß auch nicht. Wenn man viel liest, hat man Geschichten im Kopf und wenn man viel Musik hört, hat man Musik im Kopf. Man hat es im Kopf und irgendwie muss man es aufs Papier bringen.

Hattest du schon mal eine Schreibblockade?

Noch keine schlimme. Ich denke, man muss einfach schreiben, auch wenn es schlecht ist. Für mich entsteht eine Schreibblockade, wenn ich zu faul bin, mich hinzusetzen und zu schreiben, oder wenn ich meine, das was ich schreibe, ist nicht gut. Man muss weiterschreiben, irgendwann wird es gut.

Was war die schönste Reaktion auf dein Buch?

Ich weiß nicht, es gab so viele tolle Begegnungen. Ich hatte gerade meine erste Lesung auf Deutsch und ich wusste gar nicht, ob das gut rüberkam. Aber nachher sagten alle, es war okay, und das hat mich schon sehr gefreut. In Amerika gab es schon öfter Kinder, die verkleidet zu meinen Lesungen gekommen sind, das war sehr außergewöhnlich und hat mich sehr gefreut.

Woher kommt die Inspiration?

Ich weiß auch nicht genau, woher die Ideen kommen. Spontane Ideen sind meistens am besten. Durchs viele Lesen, denke ich. Ich lasse mich nicht unbedingt von den Sachen, die in den Büchern stehen, inspirieren, sondern davon, wie die Autoren etwas machen. Das gibt Impulse, selber etwas zu machen. Ich kopiere nicht, sondern ich kriege dadurch die Energie, selber etwas zu erfinden.

Wer ist denn deine Basis?

Meine Familie und meine Kollegen. Kollegen sagt man offenbar hier nicht, man sagt Freunde, in der Schweiz sagt man Kollegen. Ich meine, die Schulfreunde. Man braucht einen Kern von Leuten, die einen unterstützen. Wenn man eine sehr starke Persönlichkeit hat, kann man es schon schaffen, aber ich brauche das. Ich habe schon meistens eine starke Persönlichkeit, aber man hat immer Zweifel, oder? Man braucht nur jemanden, vielleicht einen Mensch, der sagt: Du kannst das. Und dann kannst du es auch.

Wie schaffst du es denn, Musikstudium und Lesungen auszubalancieren?

Ich schaffe es nicht sehr gut. Unter der Woche habe ich Schule, am Wochenende kann ich Lesereisen machen, hin und her springen zwischen Schweiz und Deutschland. Aber es ist schon schwer kombinierbar, ich empfehle es nicht wirklich, beides zu machen. Es braucht sehr viel Energie, beides zu machen, aber ich finde, wenn man jung ist, kann man sich es leisten, das zu machen.

Woraus schöpfst du denn deine Energie, bleibt noch Zeit für andere Sachen?

Im Moment bin ich ziemlich ausgebucht, weil gerade die deutsche Version erschienen ist. Ich schaue sehr gerne Filme, lese, quatsche lange mit meinen Kollegen und wenn ich gestresst bin, koche ich, zum Beispiel Pasta oder Chocolate Chip Cookies.

Was rätst du jungen Autoren, die an sich zweifeln?

Ich zweifle auch immer und ich kenne viele Autoren mittlerweile, die auch zweifeln. Das ist völlig normal, ängstlich und nervös zu sein, oder zu meinen, man sei nicht gut genug. Aber es ist wichtig, eine Basis zu haben, Leute, die dich aufmuntern und aufbauen.

Hast du noch eine Botschaft?

Findet das, was ihr gerne macht! Wenn ihr es gefunden habt, kann es noch harte Arbeit sein, aber es macht Spaß. Auch wenn Leute sagen, das ist zu schwierig, das solltest du nicht tun, du bist zu jung. Einfach machen, dann wird’s gut!

Interview: Alea Rentmeister

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Kommentare

Drei Kommentare
  • Weiter so, Stefan. Lass dich nicht entmutigen. Im Gegenteil, zeig ihnen, wo der Hammer hängt! Du und deine Schreibe, ihr seid geprägt durch das jetzige Erleben deines "Jung-Seins" und dementsprechend kann sich keiner des "älteren Semesters" in deine Lage versetzen und korrekt urteilen. Du erzählst ihnen doch auch nicht, dass sie sich für ihre inaktuelle Sprache schämen sollten, oder etwa doch?! ;-) Respekt hat nicht nur das Alter vor der Jugend gepachtet. Respekt, Toleranz und Wertschätzung sind mMn wichtige und topaktuelle Tugenden und sie fangen erst dann richtig an zu blühen, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruhen. Das sollte uns allen eine Selbstverständlichkeit werden.
    Allein was DU fühlst, was raus muss, das muss auch raus. Und es ist gut und richtig so. Nur du selbst kannst bestimmen und in deiner individuell korrekten Art beschreiben, was dich bewegt.
    Und klar ist auch: Jeder haut mal daneben. Aber wenn du offen bist, dann lässt du dich auch korrigieren oder (meiner Meinung nach) noch besser, trittst in den Diskurs mit anderen Menschen und lässt dich auf ein konstruktives Miteinander ein. Das bereichert letztlich alle Beteiligten, formt nicht nur deine Persönlichkeit. Ich denke, du kannst mir soweit folgen.
    Auch ich habe nach einem bisherigen sehr bewegten Leben mit Höhen und auch sehr vielen Tiefen zu meiner Lust am Schreiben zurück gefunden und lebe dies so gut es geht und so oft es mir möglich ist auch aus. Ich bin mittlerweile 28 Jahre alt, also für dieses Blatt schon fast zu alt. Moment - man ist so alt wie man sich fühlt?! Egal.

    Schreiben hilft zu verarbeiten,
    Schreiben bedeutet Seele und Bauch.
    Schreiben hilft die Welt zu verstehen
    und im Schreiben findest du dich selber auch.

    Ein tolles Mittel heutzutage, die Welt literarisch mitzugestalten, ist ein Blog.
    Ich habe mir bei Wordpress etwas eingerichtet, ziemlich profan aber Zweckerfüllend. Man bekommt eine Möglichkeit, seine Meinungen, seine textlichen Kunstwerke oder was auch immer einem in den Sinn kommt, einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren und (bei mir war es so) zum ersten Mal ein richtiges Feedback zu erhalten, die auktoriale Arbeit betreffend. Das tut mir unwahrscheinlich gut und ich kann es genau deshalb auch nur empfehlen.

    In meinem ersten Beitrag geht es um Inklusion im Zeitalter des Neoliberalismus, um viele Fragen und ein paar vermeintliche Antworten, um ein Begreifen oder um einen Erklärungsversuch. Je nachdem.

    Hier findest du zu mir: www.alexkillbite.wordpress.com

    Ich würde mich wirklich sehr freuen, bald auch von dir etwas dort oder anderswo zu lesen (gib mir doch bitte Bescheid) und verbleibe mit ganz lieben und ermunternden Grüßen,
    ciao,

    Alex

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