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Das Ende der Prohibition?

Ein Coffeeshop in Berlin? Freier Verkauf von Marihuana in den USA? Uruguay will Cannabis-Handel verstaatlichen? SPIESSER-Autor Julius hat die grüne Welle untersucht, die derzeit die Welt ergreift.

26. January 2014 - 09:36
SPIESSER-Autor JulesGriffin.
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JulesGriffin Offline
Beigetreten: 18.12.2012

Wer in Berlin durch den Görlitzer Park schlendert, wird sie bemerken. Die Männer, die am Wegesrand stehen und aufmerksam Passanten mustern. Sie warten auf ein zustimmendes Lächeln, ein kurzes Nicken. Auf ein Zeichen, dass ihnen sagt: Ich will bei dir Drogen kaufen.

Dass sich solche Szenen nicht nur im Görlitzer Park, nicht nur in Berlin und auch nicht nur in Deutschland abspielen, dürfte klar sein. Doch eben wegen dieses einen Parks hat die Bezirksversammlung Friedrichshain-Kreuzberg am 29. November 2013 einen wegweisenden Antrag verabschiedet: Am Görlitzer Park soll der erste Coffeeshop Deutschlands entstehen. Dort dürfen Deutsche aber erst legal am Joint ziehen, wenn das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einem speziell dafür erarbeiteten Antrag zustimmt. Zudem muss dafür ein wissenschaftliches oder öffentliches Interesse bestehen. Trotzdem: Zwölf Jahre, nachdem Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele lauthals die Freigabe des Hanfes forderte, scheint sein Ruf erhört worden sein. Doch warum jetzt?


Wer sich vom Arzt Rückenschmerzen oder Schlaf-
störungen bescheinigen lässt, kann in vielen US-
Staaten Cannabis kaufen.

In den USA ist gerade ein erfolgreicher Feldzug des grünen Stoffes zu beobachten. Seit dem 1. Januar dieses Jahres darf im Bundesstaat Colorado ganz legal Cannabis gekauft werden. Die maximale Menge fällt mit 28 Gramm pro Käufer sehr großzügig aus. Sich in der Öffentlichkeit dem Rausch hinzugeben bleibt allerdings verboten. Bekifft Auto fahren? Natürlich nicht erlaubt. Eigentlich ist Marihuana in vielen Staaten schon lange in Apotheken rezeptpflichtig erhältlich. Doch der freie Verkauf in Colorado stellt nun einen Meilenstein dar. Noch beobachten die anderen Staaten die weitere Entwicklung. Washington wird dem Vorreiter schon bald folgen. In beiden Staaten stimmten die Bürger per Volksabstimmung für die Cannabis-Freigabe. Ob Colorado und Washington in den USA die ersten Dominosteine sind, die das Verbot zum Wanken bringen, bleibt abzuwarten. Selbst US-Präsident Barack Obama ließ unlängst verlauten, dass er Cannabis für keine gefährlichere Droge als Alkohol halte. Zum Vergleich: Uruguay arbeitet schon an einer staatlichen Regulierung des Cannabis-Verkaufes für das gesamte Land.


Vielleicht bald nicht nur in Kiffer-WGs anzutreffen:
Cannabispflanzen.

Zeit also, sich auch in Deutschland mit der Frage der Rechtmäßigkeit dieser Droge zu beschäftigen. Tatsächlich starteten erst im Dezember 2013 insgesamt 105 Strafrechtler aus ganz Deutschland eine Petition, in der sie die Bildung einer unabhängigen Kommission fordern. Diese soll eine mögliche Legalität prüfen. Die Idee dafür hatte der Bremer Strafrechts-professor Lorenz Böllinger. Seine Kritik: Der Staat gebe zu viel Geld im Kampf gegen die Drogen aus, anstatt den Verkauf zu besteuern und das Geld lieber in Suchtberatungsstellen zu stecken. Außerdem gehe von dem Schwarzmarkt-Gras ein Gesundheitsrisiko aus. Marihuana werde oft genug mit gefährlichen Substanzen gestreckt. Ein geregelter Anbau solle dies verhindern.

Auf der anderen Seite befürchten Gegner, dass der Cannabis-Konsum leicht die Tür zu harten Drogen öffnen könnte. Zudem werde das Suchpotenzial und die Gefahr psychischer Schäden verharmlost. Eine Legalisierung komme einer Kapitulation vor den Drogenkartellen gleich und gefährde die Jugend.

Liebe Jugend: Wie gefährdet fühlst du dich?

Text: Julius Wußmann
Fotos: Flickr-User SebastianDooris (CC BY 2.0), Jeffrey Beall (CC BY-SA 2.0), MarihuanayMedicina (CC BY-SA 2.0)
 

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Kommentare

Acht Kommentare
  • Aber der gehobene Student ist sich dann doch zu fein auf eine Marihuanalegalisierungs Demo zu gehen, weil man dann ja als Kiffer abgestempelt wird, aber trotzdem sitzt man dann in gemütlicher Runde und kifft sich das Hirn voll. Jaja :D

  • Nicht wirklich. Also ernsthaft, ich bezweifle das Gras durch die Legalisierung gefährlicher werden kann. Wer kiffen will, kann das jetzt schon ohne weiteres tun, mit den richtigen Kontakten.
    Und es ist ja auch immernoch die eigene Entscheidung, ob man sich selbst Nebenwirkungen und Risiken aussetzen will oder nicht - ist doch beim Alkohol und Tabak auch nicht wesentlich anders.
    Ich denke auch nicht, dass mehr Jugendliche kiffen werden, wenn man Gras legal bekommt. Viele Leute haben da auch nicht unbedingt das Bedürfnis. Es trinkt ja auch nicht jeder Vodka, nur weil's legal ist, oder? Ich kenne genügend, die allgemein gegen Rauschmittel sind, und viele, die über Bier nicht hinausgehen... ganz einfach deswegen, weil nicht jeder das Bedürfnis hat, seinen Geist zu benebeln.

  • Na sicher gibt es wichtigere Probleme, aber das ist das Totschlagargument schlechthin. Es gibt schließlich auch unwichtigeres, wie Petitionen gegen Fernsehmoderatoren...
    Und gesellschaftspolitische Relevanz hat die Legalisierung von Drogen ja durchaus. Zum Beispiel würde damit die Beschaffungskriminalität eingedämmt werden, um den offensichtlichsten Punkt zu nennen.
    Es geht aber noch weiter - So lange der Anbau von Gras (aber auch zB von Koka) illegal ist, unterliegt er keinen Umwelt- oder Sozialrichtlinien und richtet in den Anbauländern in dieser Hinsicht große Schäden an. Hinzu kommt, dass man, wenn man nicht gerade selbst anbaut, sondern seinen Stoff illegal von irgendwelchen Dealern bezieht, meist indirekt die Mafia unterstützt - super, oder?
    Drogen sind eben ein riesiges Geschäft... und ich finde es lohnt sich für die Regierung durchaus, auch diese Wirtschaftsbranche ein wenig unter Kontrolle zu bringen.

  • Wäre ja zu viel verlangt, dass sich unsere Regierung mit mehr als einer Sache gleichzeitig beschäftigt.
    Wobei, die haben bestimmt genug damit zu tun in irgendeinem Konzern in den Vorstand zu kommen...

  • ..., daß die Legalisierung von Gras schon langsam im Interesse der Staatsmacht und der Wirtschaftsinteressen liegt. Wir haben sehr wohl andere wirkliche Probleme zu bewältigen, die durch kalkulierte, bewußte Ablenkungsmanöver (gebt dem "Kinde" ein "Bonbon")dann im Schatten des politischen Handels liegen. Schlicht nach der platt formulierten Erkenntnis: "Haltet das Volk dumm und blind und beschäftigt sie mit profanen Dingen, dann können wir unser unsoziales Handeln besser durchsetzen! Dann erfahren wir weniger Widerstand!"
    Das funktioniert bereits sehr gut mit Alkohol und Rauchen von Tabak, und wird gerne gesellschaftsfähig gehalten.
    Danach liegt der Alkoholverbrauch pro Einwohner(!) in Deutschland bei 9,6 Litern reinem Alkohol(!) – eine Zahl, die für viele sicherlich zunächst abstrakt klingt.
    Wenn man sich dagegen jedoch vor Augen hält, dass beispielsweise in einer Literflasche Wodka (40 Vol.-%) 400 ml reiner Alkohol enthalten ist, bekommt man schon eher vielleicht eine kleine Ahnung von der Menge Alkohol. Bei diesen 9,6 Litern handelt es sich zudem um einen Durchschnittswert(!), bei dem auch der Konsum von Menschen berücksichtigt wird, die wenig oder gar keinen Alkohol trinken, wie z.B Babays, Kleinkinder und Kinder - und den Menschen, die gar kein Alkohol trinken (die gibt es nämlich auch!)

    Welche Probleme wir haben, außer an Gras zu kommen? - Das kann ja gar keine ernsthafte Frage sein und zeigt uns vielleicht, wie toll das System des Ablenkens zu "Nebenschauplätzen" funktioniert. "Brot und Spiele!" schreibe ich da nur. Und dabei vergessen wir gerne Klimawechsel, der schleichende Weg und zurück zur Atomenergie, ohne die Folgen von Tschernobyl und Fukushima wirklich zu begreifen. Nicht zu schreiben vom rasant anwachsenden Weltbevölkerungszuwachs und den immer knapper werdende Natur-Ressourcen wie Erdöl, Bauxit, ... oder den täglichen Menschenrechtsverletzungen wie Folter, Vergewaltigung, stumpfe Gewalt, Hinrichtungen, "Verschwinden lassen", oder feigen Morden an Unbeteiligte, Schwachen und Hilflosen im 21.Jahrhundert!

    Entweder verfällt man dem Alkohol, dem Zynismus oder knallt sich die Birne mit "Schmerzmitteln" zu.

  • z.B.: die Auslandspolitik und die Frage wohin mit den ganzen Asylbewerbern und Flüchtlingen.

  • Zum Beispiel?

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