Marie ist relativ klein und unauffällig. Sie geht gern mit Freunden in die Stadt oder ins Kino, streitet sich hin und wieder mit ihrem großen Bruder und hasst Physik wie die Pest. Sie ist also vollkommener Durchschnitt- Wäre da nicht ihr Korsett.
24. March 2012 - 10:00 von SPIESSER-Autorin protonphilosophie.
Einige Wochen später ging sie mit ihrer Mutter zu einem Arzt für allgemeine Orthopädie. Dort wurde sie geröngt. Noch während sie auf die Beurteilung des Arztes wartete, machte sie sich überhaupt keine Gedanken. Was sollte denn schon passieren.
Entgegen ihren Erwartungen fiel das Ergebnis nicht gut aus. Der Orthopäde runzelte nur besorgt die Stirn, kein gutes Zeichen. Statt endgültig etwas zu sagen, schickte er die langsam etwas verunsicherte Marie weiter zum Spezialisten.
Beim nächsten Arzt, ein Orthopäde speziell für Wirbelsäulenbeschwerden Jugendlicher, bekam Marie endlich eine handfeste Diagnose. Nur leider keine gute. Ihre Skoliose war ausgeprägter als zunächst erwartet wurde, sie brauchte ein Cheneau-Korsett. Maries Mutter und das Mädchen hatten erstmal keine Ahnung worum es sich dabei handelt und dachten beide zunächst an eine Schnürcorsage, wie sie Damen in alten Filmen tragen. Doch weit gefehlt. Das Monstrum, das der Arzt ihnen präsentierte, sah so garnicht damenhaft aus.
Bei einem medizinischen Korsett handelt es sich um einen Plastikpanzer. Dieser umschließt Meistens den kompletten Oberkörper bis auf den Bereich um die Brust und macht den Menschen darin um einiges unbeweglicher. Wer so einen Panzer zum ersten Mal sieht, kann ziemlich erschrecken. Die Teile sind ziemlich ausladend, sehen schmerzhaft aus und ähneln ein wenig der Weste, die Lara Croft in ihren Filmen trägt- nur weitaus weniger sexy. Dementsprechend geschockt war Marie, als sie hörte, dass sie so etwas in Zukunft 23 Stunden jeden Tag tragen sollte.
Trotzdem redete sie sich nach wie vor erfolgreich ein, dass das bestimmt alles nicht so schlimm werden würde, bis der Tag der Anpassung kam. Früh am Morgen fuhr die Mutter Marie ins Krankenhaus. Dort wurde nach dem Vorbild eines Gipsabdrucks ihres Oberkörpers ein Korsett für sie angepasst. Als das Mädchen das Monstrum zum ersten Mal umgeschnürt bekam, fühlte es sich eng und kalt an, Marie bekam Panik und hatte Schwierigkeiten ruhig zu atmen. Am Ende des Tages war sie fix und fertig, im Gepäck hatte sie das fertige Korsett. Es war mit jedem Anpassungsschritt ein wenig geschrumpft, aber erschreckend war es immernoch.
Heute ist Marie 15. Das Korsett trägt sie immer noch 23 Stunden jeden Tag. Wenn sie mit Freunden weg geht, darf sie es auch einmal zu Hause lassen. Ihr Rücken ist zwar schon um einiges besser geworden, doch trotzdem lässt Maries Motivation langsam nach. Einmal im Jahr mehrere Wochen Rehamaßnahme und Tag für Tag in einen Panzer eingesperrt zu sein, das macht auf Dauer unglaublich müde. Doch trotz allem ist Marie tapfer. Sie weiß, dass, wenn sich ihr Rücken verschlechtert, eine Operation von Nöten ist. Die Aussicht auf starke Schmerzen im Alter und eine dauerhafte Bewegungseinschränkung geben ihr die Kraft sich jeden Tag wieder in ihr Korsett zu schnallen. "Eigentlich ist es ja gar nicht so schlimm", sagt sie, "Alles ist Gewöhnungssache. Langsam nervt es, keine Umarmungen zu spüren und Tag für Tag ein Kilo Plastik mit sich herumzuschleppen. Aber immerhin ist das Ding kugelsicher (;"
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dass es für ein Mädchen wie Marie sehr erstrebenswert ist, abstrakte Kunst mit sich herumzuschleppen. Aber ja, sie schafft das. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Und ja, jede Operation hat Risiken. Aber bei einem solchen Eingriff wird die komplette Wirbelsäule gerade gerichtet und durch Metallstäbe versteift. Operationen an der Wirbelsäule sind mit die riskantesten, da dabei schnell Nerven verletzte werden können.
Ich find, es hat was.
Sieht durch die Löcher und die Form wie ein abstraktes Kunstwerk aus.
Marie wird das schon durchstehen.
Umarmungen kann man nachholen!
Und eine Operation ist selten ohne Risiko.
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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